Pressemitteilung 56/18 - 18.05.2018

Einer der wichtigsten Denker in der Raumfahrt

Als Humboldt-Preisträger forscht Edward Belbruno (New York) ein Jahr lang am Institut für Mathematik der Universität Augsburg

Augsburg/UF/KPP – „Wir freuen uns sehr darauf, mit ihm zusammen ein Jahr lang der Frage nachgehen zu können, wie sich moderne Methoden der Symplektischen Geometrie auf das Design von Raumfahrtmissionen anwenden lassen.“ So kündigt Prof. Dr. Urs Frauenfelder vom Augsburger Lehrstuhl für Analysis und Geometrie den Ende Mai 2018 beginnenden Forschungsaufenthalt von Prof. Edward Belbruno, Ph.D. (Princeton/New York) am Institut für Mathematik der Universität Augsburg an. „Und natürlich“, fährt Frauenfelder fort, „fühlen wir uns sehr geehrt, dass ein weltweit bekannter Kollege, der im New Scientist als einer der zehn wichtigsten Denker in der Raumfahrt bezeichnet wurde, seine Auszeichnung mit einem Forschungspreis der Alexander von Humboldt-Stiftung dazu nutzt, ein Jahr lang gemeinsam mit uns hier an der Universität Augsburg zu forschen.“
 

Edward Belbruno bei einem Vortrag im Jahr 2013.

Ed Belbruno, 1951 in Heidelberg geboren, wirkt aktuell an der Princeton University und an der Yeshiva University in New York. Die Forschungsschwerpunkte des Mathematikers liegen in den Bereichen dynamischer Systeme, der Himmelsmechanik, der Astronomie und der Raumfahrttechnik.


Die erste realistische Tiefenergie-Transitbahn zum Mond

Die Einstufung Belbrunos als einer der wichtigsten Denker der Raumfahrt geht auf die von ihm gewonnene Einsicht zurück, dass sich die Chaos-Theorie gewinnbringend in der Raumfahrt anwenden lässt. 1986 fand er die erste realistische Tiefenergie-Transitbahn von der Erde zum Mond, eine ballistische Bahn also, auf der sich mit möglichst wenig Treibstoff eine maximale Reichweite erzielen lässt.


Von der Entstehung des Mondes bis zur Entstehung des Lebens

Entgegen der verbreiteten Skepsis, dass sich diese Bahn in der Praxis fliegen lassen würde, zeigte die spektakuläre erste japanische Mission zum Mond im Jahr 1991, dass Belbruno mit seiner „fuzzy boundary theory“ recht hatte. Seither hat diese Theorie viele Anwendungen bei Fragestellungen gefunden, die von der Entstehung des Mondes bis zur Entstehung des Lebens auf der Erde reichen. Und neue Forschungsresultate zeigen, dass sich Belbrunos Theorie auch als bedeutungsvoll für Marsmissionen in der Zukunft herausstellen könnte.

Am 29. Mai 2018 wird Edward Belbruno als Humboldt-Preisträger zu seinem einjährigen Forschungsaufenthalt am Institut für Mathematik der Universität Augsburg erwartet.


Ed Belbruno: ein Kreativer als Mathematiker und Maler

Edward Belbruno studierte an New York University und promovierte 1981 am Courant Institute in New York City. Von 1985 bis 1990 arbeitete er als „Orbital Analyst“ für das Jet Propulsion Laboratory (JPL) an Missionen wie beispielsweise Galileo, Magellan, Cassini, Ulysses oder Mars Observer, dann wechselte er ans Pomona College in Kalifornien. Aktuell ist Belbruno Visiting Research Associate am Astrophysik-Department der Princeton University. Er ist zugleich Präsident und Gründer von Innovative Orbital Design Inc. mit Hauptsitz in Princeton und Berater bei der NASA.

Daneben reüssiert Ed Belbruno als Maler. Für ihn seien, wie er sagt, Kunst und Mathematik Bestandteile ein und desselben kreativen Prozesses. Derzeit sind mehrere seiner Werke, die u. a. als „chaotic discoveries“ oder „creative expressions“ charakterisiert wurden, in Ausstellungen in New York und in China zu sehen (siehe http://www.edbelbruno.com).


Auszeichnung für grundlegende Entdeckungen und weiterhin zu erwartende Spitzenleistungen

Mit dem Humboldt-Forschungspreis werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Ausland für ihr bisheriges Gesamtschaffen ausgezeichnet, deren grundlegende Entdeckungen, Erkenntnisse oder neue Theorien das eigene Fachgebiet nachhaltig geprägt haben und von denen auch in der Zukunft weitere Spitzenleistungen erwartet werden können.

Die Preisträger sind eingeladen, selbst gewählte Forschungsvorhaben in Deutschland in Kooperation mit Fachkollegen für einen Zeitraum von bis zu einem Jahr durchzuführen. Der Aufenthalt kann zeitlich aufgeteilt werden.

Die Nominierung erfolgt durch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Deutschland oder auch durch im Ausland tätige PreisträgerInnen der Humboldt-Stiftung im Verbund mit in Deutschland tätigen KollegInnen. Eine Eigenbewerbung ist nicht möglich. Der Preis ist mit 60.000 Euro dotiert (siehe http://www.humboldt-foundation.de/web/humboldt-preis.html)


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Pressemitteilung der Princeton University:

http://web.astro.princeton.edu/news/astrophysics%E2%80%99-ed-belbruno-wins-humboldt-research-award


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Ansprechpartner an der Universität Augsburg:

Prof. Dr. Urs Frauenfelder
Telefon 0821/598-2158
urs.frauenfelder@math.uni-augsburg.de

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