Binationales polnisch-deutsches WE-Heraeus-Seminar, 13.-16.10.2019

Physik Journal, Februar 2020, Seite 54

Coherence in Fermionic Matter: Fermion Pairing in Cold Atoms and Super­conductors

Polish-German WE-Heraeus-Seminar

 

Das binationale Seminar vom 13. bis 16. Oktober 2019 im Physikzentrum Bad Honnef war einem „alten“ Thema gewidmet, das immer wieder für Überraschungen gut ist: der Bildung von Fermion-Paaren (Cooper-Paaren) und damit einhergehend der Ausbildung eines quanten-kohärenten Zustands bei tiefen Temperaturen in fermionischen
Vielteilchensystemen. Ziel war es, neueste experimentelle und theoretische Entwicklungen zu diskutieren sowie die Supraleitungs- und die Kalte-Atome-Gemeinden miteinander ins Gespräch zu bringen. Es ist zu hoffen, dass diese beiden Forschungs­gebiete in Zukunft noch stärker zusammenrücken und sich gegenseitig befruchten.
Fünfzehn eingeladene Vorträge sowie knapp 40 Poster präsentierten neueste Ergebnisse, z. B. die Konsequenzen des Wechselspiels von topologischen Eigenschaften und Supraleitung oder wie sich supraleitende Korrelationen durch Nichtgleichgewichtseffekte gezielt verstärken lassen.

Wesentliche neue Aspekte ergeben sich in niedrig-dimensionalen Systemen, etwa Majorana-Moden in eindimensionalen Drähten oder Molekülen auf der Oberfläche eines Supraleiters. Anders als bei ausgedehnten Festkörpersystemen spielt im Bereich der kalten Atome das Potential, das die Atome auf einen bestimmten Raumbereich fokussiert, eine wichtige Rolle. In diesem Zusammenhang wurde u. a. diskutiert, wie sich ausgehend von wenigen Fermionen mit zunehmender Teilchenzahl die supraleitenden Korrelationen manifes­tieren. Kalte Atome bieten generell eine große „Spielwiese“ für verschiedene Konzepte der Vielteilchenphysik, wobei der Fokus aktuell auf räumlichen und zeitlichen Korrelationen außerhalb des Gleichgewichts liegt.

Das polnisch-deutsche Seminar war das zweite in einer Reihe, die auf Initiative der WE-Heraeus-Stiftung ins Leben gerufen und in Kooperation mit der DPG verfolgt wird. Diese Seminarreihe ist eine Reaktion auf die zunehmende und sich immer mehr verbreitende Skepsis gegenüber der europäischen Idee einer engen Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinweg. Dem setzen wir ein Zeichen entgegen: Wissenschaft ist international und muss es bleiben, enge Kooperationen zwischen Gruppen in Europa und weltweit sind essenziell für den wissenschaftlichen Fortschritt und die Lösung drängender Zukunftsfragen.
Unser herzlicher Dank gilt der WE-Heraeus-Stiftung für die finanzielle und organisatorische Unterstützung sowie dem gesamten Team des Physikzentrums, das uns in ausgezeichneter Weise betreut hat.

Prof. Dr. Ulrich Eckern, U Augsburg
Prof. Dr. Andrzej M. Oleś, Jagiellonian University, Kraków

 

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