Große Werke des Films IV

120 Jahre nach den ersten öffentlichen Vorführungen ist der Film längst als eigenständige Kunst anerkannt, die ihre ‚Großen Werke‘ ebenso hervorgebracht hat wie die Literatur, die Musik oder die bildende Kunst. Über die Epochen- und Genregrenzen hinweg hat sich ein Kanon von Werken herausgebildet, der als Bezugsgröße für die Einordnung und Beurteilung von Filmen fungiert, der aber auch immer wieder aufs Neue befragt und revidiert werden muss. Die Ringvorlesung, die Vortragende aus verschiedenen literatur-, medien- und kunstwissenschaftlichen Disziplinen vereint, will diesen dynamischen Prozess der Kanonbildung, –fortschreibung und –revision mitgestalten, indem sie etablierte Filme neu interpretiert und aktuelle Filme für den Kanon vorschlägt.

 

 

PROGRAMM IM WINTERSEMESTER 2023/24

Veranstaltungsort/-zeit: Stadtbücherei Augsburg, 18:30-20:00 Uhr

 

  • 25. Oktober 2023
    Lucien Castaing-Taylor / Véréna Paravel, Leviathan
    Petra Löffler (Oldenburg)

     
  • 22. November 2023
    Roberto Rossellini, Roma città aperta
    Monica Biasiolo (Augsburg)
     
  • 13. Dezember 2023
    Gianni Amelio, Lamerica
    Maximilian Gröne (Augsburg)
     
  • 17. Januar 2024
    Damien Chazelle, La La Land
    Martin Middeke (Augsburg)
     
  • 07. Februar 2024
    Chloé Zhao, Nomadland
    Annina Klappert (Augsburg)

Die Vorträge finden in der Augsburger Stadtbücherei (Ernst-Reuter-Platz 1) statt. Eine Teilnahme online über Zoom ist ebenfalls möglich, melden Sie sich in diesem Fall vorab unter folgender E-Mail-Adresse an:
sekretariat.amerikanistik@philhist.uni-augsburg.de

 

25.10.2023

Lucien Castaing-Taylor / Véréna Paravel, Leviathan

 

"Leviathan" löste ein Beben des Sehens aus, als er 2012 in die Kinos kam. Castaing-Taylor/Paravel betreiben das Filmemachen als Feldforschung. Sie setzen GoPro-Kameras ein, um die industrielle Hochseefischerei aus Perspektiven zu zeigen, die den menschlichen Sinnen zumeist entgehen.

22.11.2023

Roberto Rossellini,
Roma città aperta

 
Ein nüchterner Blick auf ein unter deutscher Besatzung stehendes Rom des Jahres 1943: Mit seinem effektvollen Meisterwerk "Roma città aperta" (1945) legt Roberto Rossellini einen der wichtigsten Grundsteine des italienischen Neorealismus, einer neuen medialen Ausdrucksform, die aus einer genauen Beobachtung der Fakten entsteht und das Reale wiedergibt. Rossellini erzählt in seinem Drama von Einzelschicksalen und gleichzeitig von der Geschichte eines zerschlagenen Landes, vom kollektiven Leid sowie von der Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Hintergründe, Aufbau und Strategien der Darstellung werden im Vortrag anhand von Schlüsselszenen analysiert, um Besonderheiten und Spezifika dieses Klassikers der Filmgeschichte zu erarbeiten.

 

13.12.2023

Gianni Amelio,

Lamerica

 

Seit den 1990er Jahren befindet sich Italien im Brennpunkt der Migrationsbewegungen nach Westeuropa. Gianni Amelios "Lamerica" aus dem Jahr 1994 gelingt es als einer der ersten Filmproduktionen, die Komplexität der Situation vor Augen zu führen und um eine postkoloniale Perspektive zu erweitern – ein Klassiker des italienischen Migrationskinos.

 

 

17.01.2024

Damien Chazelle,
La La Land

 

Damien Chazelles Meta-Musical "La La Land" (2016) ist vordergründig eine Romanze wie eine Hommage an Hollywood, zugleich aber eine konsumkritische Reflexion des Showbusiness und der Traumfabrik selbst. Auf den zweiten Blick stellt sich gerade die Wiederbelebung des Musical-Genres als Folge einer experimentellen Ästhetik heraus, die hinreißende Musik darbietet und zugleich die traditionellen Normen des Musicals wie des Filmemachens in Frage stellt. Der Vortrag wird sich insbesondere der kreativen Hybridität von Genres, Beispielen von parodie- und pastichehafter Intertextualität und Intermedialität, der Gegenüberstellung von metafiktionalen und realistischen Elementen, der fluiden Erzähl- und Zeitstruktur sowie Ambiguitäten im Erzählen und in der Choreographie des Films annehmen.

 

 

07.02.2024

Chloé Zhao,
Nomadland

 

Wo können Menschen ein Zuhause finden, wenn sie ihr Haus verloren oder aufgegeben haben? Der Film "Nomadland" von Chloé Zhao (2020) erzählt von einer Frau namens Fern (gespielt von Frances McDormand), die sich nach dem wirtschaftlichen Zusammenbruch ihrer Heimatstadt in ihrem Van auf eine Reise durch die USA begibt, um eine Antwort für sich zu finden. Fern ist eine von vielen "Nomaden der Arbeit" (so die deutsche Übersetzung der Buchvorlage von Jessica Bruder) oder auch "vandweller", die besonders seit der US-Immobilienkrise 2008 in ihren beweglichen Unterkünften durch das Land fahren und – teils aus der Not heraus, teils die Freiheiten schätzend – ihre eigenen Räume und Lebensweisen erschaffen. Eine bewegte Kamera, viele Perspektivwechsel und phasenweise schnell aufeinanderfolgende Szenen einerseits und lange Nah- und Panoramaaufnahmen andererseits erzeugen einen Wechsel von Verweilen und Driften, die dem Versuch Ferns, sich im 'Nomadland' zu orientieren, entsprechen. Der Vortrag führt eine Lektüre dieses Films vor, die ihrerseits Oberflächen erzeugt durch ein Verweilen und Driften in Bezügen zwischen dem Film, architekturalem Denken und Raumtheorie.

 

 

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