Prof. Dr. George Y. Kohler

Senior Lecturer, Abteilung für Jüdische Religionsphilosophie, Ramat Gan, Israel
Philologisch-Historische Fakultät
Telefon: +49 821 598 - 5807
E-Mail: George-Yaakov.Kohler@biu.ac.il
Raum: 4048 (D)
Adresse: Universitätsstraße 10, 86159 Augsburg

Dr. George Y. Kohler ist Professor für neuzeitliche jüdische Religionsphilosophie und Direktor des Joseph-Carlebach-Instituts an der Bar Ilan Universität in Ramat Gan, Israel. Seine Forschung konzentriert sich auf das deutsch-jüdische Denken im 19. Jahrhundert, auf die theologischen Schriften der Wissenschaft des Judentums und auf jüdisch-christliche Debatten im selben Zeitraum. Neben zahlreichen wissenschaftlichen Aufsätzen zu diesen Themen hat er 2012 eine Monographie zur Wiederentdeckung der Philosophie des Maimonides im jüdischen Denken des 19. Jahrhunderts veröffentlicht, 2013 eine kommentierte Quellensammlung zur modernen Transformation des jüdischen Messianismus und 2019 eine Studie zu den Anfängen der Kabbalah-Forschung in der Wissenschaft des Judentums.

 

Im Sommersemester 2021 hat Herr Prof. Dr. Kohler die Gastprofessur für Jüdische Kulturgeschichte an der Universität Augsburg inne.

Veranstaltungen im Rahmen der Gastprofessur für Jüdische Kulturgeschichte im Sommersemester 2021 an der Universität Augsburg

Professor Kohler hält im Rahmen der Gastprofessur drei öffentliche Vorträge und zwei Lehrveranstaltungen.


Untenstehend finden Sie eine kurze Beschreibung und jeweils den Link zur Live-Veranstaltung der drei Vorträge, die George Kohler in Augsburg halten wird.

 

 

Vortrag Juden verklagen Antisemiten – Gerichtsprozesse über den Talmud im Habsburger- und im deutschen Kaiserreich

Online-Veranstaltung in Kooperation mit dem Jüdischen Kulturmuseum Augsburg am Donnerstag, dem 8. Juli 2021 um 18.30 Uhr
Zugang zur Veranstaltung erhalten Sie über folgenden Link:

https://uni-augsburg.zoom.us/j/96685153390?pwd=ZlYvYnlUOXQramI3Q2hNVVptZ3Q3UT09
Meeting-ID: 966 8515 3390
Kenncode: Talmud#21

Die recht unbekannte, aber sehr aufschlussreiche Geschichte von jüdischen Verleumdungs-Klagen gegen moderne Talmudkritik (August Rohling etc.) am Ende des 19. Jahrhunderts, die aber natürlich von den deutschen und österreichischen Gerichten kaum ohne Experten-Gutachten entschieden werden konnten, so dass hier die spannende politische Konstellation entsteht, in der einerseits Juden vielleicht zum ersten Mal ihre religiösen Rechte gerichtlich einklagen konnten (mit Hilfe deutscher Staatsanwälte), andererseits aber diese Gutachten selbst (von akademisch gebildeten „Doktor-Rabbinern“, eines sogar von Hermann Cohen erstellt) konfliktgeladene Texte wurden, denn natürlich enthält der Talmud tatsächlich die abwertenden Äußerungen gegenüber nicht-Juden, die ihm vorgeworfen wurden. Der Vortrag untersucht exemplarische drei Prozesse und die darin abgegebenen Gutachten.

Talmud

Eröffnungsvortrag Jüdische Studien an der Universität Augsburg Moses Mendelssohn - Der Beginn des modernen jüdischen Denkens als ein Unfall der Geschichte

als Zoom-Veranstaltung über die Universität Augsburg am Dienstag, dem 4. Mai 2021 um 16 Uhr.

Mendelssohns Religionsphilosophie bildet in mehrfacher Hinsicht den Anfang eines neuen jüdischen Denkens: Vollkommen modern war Mendelssohns Ansatz, das Judentum von außen zu beschreiben, so dass der Weg für eine Lokalisierung des Judentums in der Weltgeschichte frei gemacht war, für das Erkennen des jüdischen Beitrages zur Entwicklung der Kultur der gesamten Menschheit – und damit, wiederum, für eine zivilisatorische Existenzberechtigung des Judentums auch noch in der Moderne. Diese Außensicht Mendelsohns hatte allerdings auch ihren Preis. Wollte man eine universelle, philosophisch-allgemeingültige Betrachtung des Judentums erreichen, die nicht mehr ausschließlich von der Autorität interner Glaubenssätze gestützt war, und gleichzeitig aber die identitätsstiftende Observanz des praktischen Religionsgesetzes beibehalten, so musste man beide Bereiche klar voneinander trennen – ein folgenreicher Prozess, wie hier gezeigt werden soll.

Moses Mendelssohn

Vortrag Mystik als Nationalismus par excellence - Gershom Scholem und die jüdische Emanzipation im 20. Jahrhundert

im Stream als Premiere über das Jüdische Museum am Dienstag, dem 8. Juni um 18.30 Uhr, Zugang zur Veranstaltung erhalten Sie über folgenden Link:

https://uni-augsburg.zoom.us/j/99690239456?pwd=VUFLdm5LcERIVmo0ZXlzREVrNFo3Zz09 <https://uni-augsburg.zoom.us/j/99690239456?pwd=VUFLdm5LcERIVmo0ZXlzREVrNFo3Zz09>

Meeting-ID: 996 9023 9456
Kenncode: Mystik#21g

Ausgehend von der heftigen Kritik Gershom Scholems an der Kabbalah-Forschung seiner Vorgänger in der Wissenschaft des Judentums werden hier die eigentlichen ideologischen und theologischen Hintergründe dieses Konflikts dargestellt: Ein Streit um die grundverschiedenen Ansätze zu dem gemeinsamen Ziel, das Judentum durch die Moderne zu retten. Während die eine Seite eine universalistisch-ethische Interpretation des Judentums betonen will, die auf Kantisch verstandene jüdische Gesetzlichkeit und bürgerliche Emanzipation in der Diaspora setzt, wird spätestens mit Scholems Verständnis von häretischem Messianismus und jüdischer Mystik ein nationalistisch-nihilistischer Ansatz stark, der mit Nietzsche auf Absonderung (Zionismus) und „Stärke“ besteht. Während die eine Seite an einer idealistischen Definition des „Wesens des Judentums“ (Leo Baeck) arbeitet, wenn nicht gar an einer fortwährenden messianischen Mission des ethischen Monotheismus an die Zivilisation, versucht die andere Seite eine kultur-deterministische „Authentizität des Jüdischen“ festzustellen, die nicht nur in Bubers Neo-Chassidismus, sondern auch in der Bluts-Metaphorik bei Rosenzweig ihren Ausdruck findet.

Gershom Scholem

Lebenslauf

Ausbildung

  • 2001-2005   MA: Ben Gurion University of the Negev, Dept. for Jewish Thought; Abschlussarbeit: Infinity in Gersonides
  • 2006-2010   Doktorat: Ben Gurion University, Jewish Thought (summa cum laude); Dissertation: The Rediscovery of Maimonides’ Guide of the Perplexed by the Wissenschaft des Judentums
  • 2010-2011   Minerva Postdoktorat. Goethe Universität of Frankfurt/M.
  • 2011-2012 Thyssen-Stiftung Postdoktorat an Ben Gurion University

Lehre

  • 2009-2010 Dozent am Department of Jewish thought, Ben Gurion University
  • 2009-2016 Gastdozent an der Päpstlichen Lateran Universität in Rom
  • Winter-Semester 2010/11 Dozent an der Goethe Universität of Frankfurt/M
  • Von 2012 Dozent (“senior lecturer”) Bar Ilan University, Department for Jewish Thought
  • 2015 Direktor des Joseph-Carlebach-Instituts, Bar Ilan University
  • 2020 Festanstellung („associate professor“), Bar Ilan University

Forschungsschwerpunkte

  • Religiöses Denken im deutschen Judentum in der Neuzeit
  • „Wissenschaft des Judentums“
  • Jüdisch-Christliche Debatten um Theologie
  • Das religionsphilosophische Denken Hermann Cohens

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