Die Madonna in der Literatur der Romantik

Dissertationsprojekt von Julia Wächter

Der deutschsprachigen Mariendichtung gelang es nach einer ersten Blüte im 12. und 13. Jahrhundert nicht, außerhalb des kirchlichen Milieus Bedeutung zu erlangen. Erst mit der romantischen Hinwendung zum Mittelalter und damit verbunden zur Religion gewann das Marienmotiv erneut an literarischem Einfluss: Die Begegnung der Frühromantiker mit Raffaels „Sixtinischer Madonna“ trägt Wallfahrtscharakter. In Maria als einer zugleich irdischen und himmlischen Gestalt konzentriert sich die Möglichkeit der Erkenntnis des Unendlichen im Endlichen. Im Spannungsfeld zwischen Nähe und Transzendenz wird sie weit über das christliche Verständnis hinaus zur Projektionsfläche romantischer Sehnsucht und zum Wegweiser zu einem als paradiesisch verstandenen „Goldenen Zeitalter“.

Bisher ist die Marienmotivik innerhalb der Literatur der Romantik nicht systematisch erfasst. Das Dissertationsprojekt widmet sich dieser Aufgabe. Im Fokus der Analyse stehen Werke von Goethe, Wackenroder, Tieck, A. W. Schlegel, Fr. Schlegel, Hölderlin, Novalis, Brentano und Eichendorff. Dabei liegt besonderes Interesse auf der in eine religiöse Liebeskonzeption eingebetteten Verschmelzung christlich konnotierter Madonnenfiguren mit weiteren mit marianischen Attributen ausgestatteten und häufig biographisch überformten Frauenfiguren: von der jungfräulich-reinen Geliebten über die schützende Mutter bis hin zur heidnischen Göttin Venus als Antimadonna.

 

Projektbetreuung:

Prof. Dr. Mathias Mayer

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