Nachruf auf Bernhard Schimmelpfennig (14.06.1938- 21.12.2021)

© Universität Augsburg
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Wenige Tage vor Weihnachten ist Bernhard Schimmelpfennig gestorben, der von 1982 bis 2003 den Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte an der Universität Augsburg innehatte.

Er kam nach Studien-, Assistenten- und ersten Professorenjahren in Berlin an die noch neue Universität in Augsburg. Schon damals ging ihm ein Ruf als eigenwilliger Wissenschaftler voraus, dessen Arbeit manchen Fachkollegen in Unruhe versetzten, und man darf sagen, dass er diese Eigenwilligkeit zum Glück auch auf dem Augsburger Lehrstuhl beibehalten hat.

Seine sorgfältigen Recherchen zu Augsburger Heiligen brachten Bewegung in eine bis dahin gefestigte Tradition. Bernhard Schimmelpfennig hatte einen eigenen Blick auf die historische Überlieferung, und er kannte sie aus erster Hand. Er ging souverän mit den Quellen im päpstlichen und in anderen Archiven um, und er wusste sie so zu interpretieren, dass sie ihre Widerspenstigkeit behielten. Nicht immer setzte er sich mit seiner Deutung durch, aber das nahm er in Kauf.

Unbestritten war seine enorme Expertise auf dem Feld der Papstgeschichte. Seine übersichtliche Einführung in die Geschichte der Päpste blieb jahrzehntelang ein maßgeblicher Standard, und sie ist es noch. Sie erlebte sechs Auflagen und wurde ins Englische übersetzt. Er hat neben der langen Liste seiner Aufsätze und Beiträge eine Quellensammlung zur deutschen Königswahl herausgegeben und eine Studieneinführung zum Hochmittelalter im Rahmen der renommierten 'Enzyklopädie deutscher Geschichte' verfasst.

Von ihm durch Rom geführt zu werden, wenn man ihn dort forschend antraf, war ein Bildungserlebnis. Er war ein Spezialist für die Geschichte der Ewigen Stadt. Er stellte mitunter ungewöhnliche Fragen und verfolgte hartnäckig ihre Antwort. Er suchte auch die Ränder der klassischen Geschichtsschreibung auf, aber er hatte das große Bild im Blick. Bernhard Schimmelpfennig war Gast und Fellow an Forschungsinstituten in Berkeley, in Princeton und am Getty Research Institute. Als Student hatte er eine Zeit überlegt, Altamerikanist zu werden, und er reiste mit Studierenden zum Papstpalast in Avignon und auch zu den Tempelbauten von Yucatán. 2003 wurde er pensioniert und lebte seither in seiner Heimatstadt Berlin.

Mit Bernhard Schimmelpfennig hat die Universität Augsburg und die mittelalterliche Geschichte einen originellen Forscher und geschätzten Experten verloren. Wir werden ihm ein ehrendes und auch augenzwinkerndes Andenken bewahren.

 

Prof. Dr. Martin Kaufhold für die Mittelalterliche Geschichte an der Universität Augsburg

 

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