In einer Stellungnahme fordern Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, darunter Prof. Dr. Katharina Waha, Lehrstuhlinhaberin von Klimaresilienz von Kulturökosystemen am ZfK koordinierte Anstrengungen, um den Zugang zu kommerziellen Erdbeobachtungs-Bildarchiven zu erleichtern. In der renommierten Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) unterstreichen die Autoren die Notwendigkeit räumlich umfassender und wiederholter Satellitenaufnahmen mit sehr hoher räumlicher Auflösung, um die Überwachung und Erforschung von Nachhaltigkeitszielen (SDGs) erheblich zu beschleunigen und Fortschritte bei der Erreichung von SDG 2 (Zero Hunger) zu ermöglichen.
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Zitierung:

 

Rufin, P.; Meyfroidt, P.; Akinyemi, F. O.; Estes, L.; Ibrahim, E. S.; Jain, M.; Kerner, H.; Lisboa, S. N.; Lobell, D.; Nakalembe, C.; et al.
To enhance sustainable development goal research, open up commercial satellite image archives. Proceedings of the National Academy of Sciences 2025, 122 (7), e2410246122. DOI: doi:10.1073/pnas.2410246122

 

DOI

 

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Die Auswirkungen von Extremwetterereignissen auf die Landwirtschaft

Kleinbauern erwirtschaften auf einem Viertel der weltweiten landwirtschaftlichen Nutzflächen ein Drittel der globalen Lebensmittelversorgung [1]. Allerdings gehen auch ihre Ernteerträge stetig zurück. Sie sind zunehmend betroffen von Extremwetterereignissen als Folge der Klimaerwärmung. Diese wirken sich mit Überschwemmungen und Dürren auf die Erträge aus. In Äthiopien, Mali und Tansania stagniert die landwirtschaftliche Produktivität; in Malawi und Nigeria ist sie rückläufig [2]. Die Beobachtung der Erde mit Satelliten könnte den Bauern helfen, wenn es darum geht, den Zustand der Landschaft und der landwirtschaftlichen Flächen zu beobachten – konsistente Messungen, die in umweltrelevante Schätzungen wie Kohlenstoff, Ernteertrag oder Landnutzung umgesetzt werden können.

 

Lehrstuhlinhaberin Klimaresilienz von Kulturökosystemen
Zentrum für Klimaresilienz

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Forderung

In der Stellungnahme fordern die Autorinnen und Autoren koordinierte Anstrengungen, um den Zugang zu kommerziellen Erdbeobachtungs-Bildarchiven zu erleichtern. Unser Wissen selbst über grundlegende landwirtschaftliche Parameter wie die Verteilung der Anbauflächen in von Kleinbauern dominierten Regionen ist vergleichsweise begrenzt. Hochauflösende Bilddaten der Erdbeobachtung sind für die meisten Regionen nicht frei verfügbar. Diese Daten werden aber dringend benötigt, um die Komplexität kleinbäuerlicher Agrarlandschaften zu entschlüsseln. Einrichtungen, die sich mit Nachhaltigkeitsforschung befassen, können sich aber die Bilddaten, die einmalig bereits über 1 Mio. Euro kosten können, nicht leisten – schon gar nicht in den für die Überwachung erforderlichen regelmäßigen Abständen. Diese hohen Kosten stellen daher ein Hindernis zur Erreichung des SDG 2 dar. Ein verbesserter Zugang zu hochauflösenden Satelliten-Daten würde dazu beitragen reichhaltige Informationen über die kleinbäuerliche Landwirtschaft zu liefern, die benötigt werden, um in Zukunft Herausforderungen wie Produktivitätsrückgänge besser zu verstehen und zu mildern.

 

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Das Potential hochauflösender Satteliten-Daten

Die Erfassung der Feldabgrenzungen der kleinbäuerlichen Landwirtschaften ermöglichen eine präzise Überwachung der Ausdehnung der kleinen Felder und erleichtern nachgelagerte Analysen zu Art, Produktivität und Vitalität von Nutzpflanzen. Die Daten können auch national der Bewertung von Katastrophenauswirkungen, Risikoindikatoren, Ernährungssicherheit oder ländlichen Lebensgrundlagen dienen.
Die Autoren sehen das Potenzial von hochauflösenden Erdbeobachtungsdaten im Zusammenhang mit der Erreichung der SDGs und der Nachhaltigkeitsforschung im Allgemeinen als starken Anreiz für öffentliche Einrichtungen und kommerzielle Anbieter, ihre Kräfte zu bündeln und den Zugang zu verbessern. Durch einen freien Datenzugang kann Nachhaltigkeitswissenschaft gleichberechtigt über Institutionen und Länder hinweg operieren. Die Bereitstellung des Bildmaterials für nichtkommerzielle Zwecke kann auch aus Sicht der Anbieter von Erdbeobachtungsdaten eine Win-win-Strategie sein, da die verbesserte Sichtbarkeit der Datenprodukte und das Potenzial für eine wachsende Nutzerbasis die Entwicklung neuer Tools und Anwendungen für den Privatsektor fördern können. 

 

Weiterführende Literatur:

[1] V. Ricciardi, N. Ramankutty, Z. Mehrabi, L. Jarvis, B. Chookolingo, How much of the world’s food do smallholders produce? Glob. Food Secur. 17, 64–72 (2018).

[2] P. Wollburg, T. Bentze, Y. Lu, C. Udry, D. Gollin, Crop yields fail to rise in smallholder farming systems in sub- Saharan Africa. Proc. Natl. Acad. Sci. U.S.A. 121, e2312519121 (2024).

Wissenswertes

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Das Nachhaltigkeitsentwicklungsziel SDG 2, das darauf abzielt, „den Hunger zu beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung zu erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft zu fördern“, weist seit 2015 in fast allen Weltregionen stagnierende oder negative Entwicklungen auf. Die Ernährungssicherheit von Gebieten mit besonders schnell wachsenden Bevölkerungszahlen ist besonders abhängig von kleinbäuerlichen Betrieben. Diese Gebiete sind mitunter besonders betroffen von extremen Wetterereignissen und einem sich wandelnden Klima. Um die Kleinbauern besser beim Anbau zu unterstützen, könnte feinskalierte Erdbeobachtung aus dem All entscheidende Erkenntnisse liefern.

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