Nicole Ariane Held
Projektskizze

Anthropologische Differenz auf dem Prüfstand: Zum Verwandlungsmotiv in der zeitgenössischen Kinder- und Jugendliteratur
Das Projekt beschäftigt sich mit dem Mensch-Tier-Verwandlungsmotiv in der zeitgenössischen Kinder- und Jugendliteratur aus tierethischer bzw. tierphilosophischer Perspektive.
Das Motiv mutet in Mythos und Grimm‘schen Märchen normativ an, da die Verwandlung in ein Tier häufig auf Sanktionen zurückgeht und der Wunsch nach Erlösung im Vordergrund steht. Dagegen weisen aktuelle kinder- und jugendliterarische Werke oftmals eine produktive Umgestaltung des Verwandlungsmotivs auf. Wie die Verwandlung in zeitgenössischer Kinder- und Jugendliteratur verhandelt wird und ob bzw. in welcher Weise hier ein Perspektivwechsel vorgenommen wird, sind zentrale Fragestellungen der Arbeit. Von Interesse ist dabei vor allem die jeweilige Ausgestaltung der Mensch-Tier-Beziehung vor dem Hintergrund der anthropologischen Differenz.
Vor welchen Herausforderungen stehen die Protagonistinnen nach der Verwandlung? Welche Vorteile bringt sie mit sich? Wie reagieren Freunde und Familie auf die Transformation, wie die Verwandelten selbst? Überlegungen solcherart werfen die Frage auf, wie kinder- und jugendliterarische Werke die anthropologische Differenz reflektieren, in Frage stellen oder gar mit ihr brechen. Inwiefern eine solche Auseinandersetzung mit der anthropologischen Differenz als menschengemachte Grenzziehung nutzbar gemacht werden kann, um zu einer Mensch-Tier-Beziehung zu gelangen, die nicht länger vom Wunsch nach Abgrenzung, sondern von Interdependenz, Reziprozität und Verständnis geprägt ist, ist ein zentraler Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit.