Press release 24/18 - 06.03.2020

Die Bronze, der Tod und die Erinnerung

Ein Studientag zum Grabmal des Wolfhard von Roth im Augsburger Dom

Augsburg/RM/KPP – Die Grabplatte des Augsburger Bischofs Wolfhard von Roth (amtierte 1288 bis 1302) gehört zu den außergewöhnlichsten Bildwerken des 14. Jahrhunderts. "Umso überraschender ist es, dass das Werk in der bisherigen Forschung nur vergleichsweise geringe Beachtung gefunden hat", so die Augsburger Kunsthistorikerin Prof. Dr. Rebecca Müller. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Dr. Gerhard Lutz vom Diözesanmuseum Hildesheim und dem Staatsarchiv Augsburg lädt sie zu einem Studientag über dieses Grabmal am 9. März 2018 in den Räumen des Staatsarchivs einlädt.

Das in einer Kapelle des Chorumgangs des Augsburger Doms aufgestellte Grabmal fällt aus den gängigen kunsthistorischen Entwicklungsschemata heraus und wirft zahlreiche Fragen auf. In der Gattung der mittelalterlichen Grabbilder handelt es sich um die offenbar früheste Wiedergabe des Verstorbenen als im Ornat bekleidetem Toten im deutschsprachigen Raum. Die Platte wurde geschaffen aus dem anspruchsvollen und konnotationsreichen Material Bronze. Die Materialwahl ist unter den Grabmälern im Augsburger Dom ohne Parallele und blieb generell auch unter hochrangigen Klerikern und Herrschern eine Ausnahme. Zur Person des Bischofs und seiner Familie ist nur wenig bekannt, und so gibt es bislang keinen

Auch per Röntgenfluoreszenzanalyse wurde den Fragen, die das Grabmal im Augsburger Dom aufwirft, auf den Grund gegangen. @ Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, München

Anhaltspunkt dafür, weshalb gerade er durch ein herausragendes Monument geehrt wurde, das schon für die Zeitgenossen unter den Bischofsgräbern herausstechen musste. Damit verbindet sich die Frage, wo genau das Grabmal stand und inwieweit es in die Liturgie eingebunden war.

Auch die Künstlersignatur, die das Grabmal neben der eigentlichen Grabinschrift trägt – "Otto hat mich in Wachs gemacht, Cunrat durch Bronze" – , ist ungewöhnlich: Sie gibt sowohl über die arbeitsteilige Entstehung als auch über den Entstehungsprozess, das Wachsausschmelzverfahren, Auskunft. Fragen wirft die Grabplatte auch aus gusstechnischer Sicht auf: Sie ist von besonderer künstlerischer Qualität, gleichzeitig lässt bereits eine oberflächliche Beobachtung auf Probleme während des Gusses schließen – u. U. auf Risse, Blasen, poröse Oberfläche oder Nachgüsse. Unterschiedliche Spuren, die spätere mechanische Einwirkung vermuten lassen, lenken den Blick auf das Schicksal der Grabplatte in nachmittelalterlicher Zeit.


Forschungsergebnisse in neun Vorträgen

Mit all diesen Aspekten befasst sich am kommenden Freitag, dem 9. März 2018, der Studientag "Die Bronze, der Tod und die Erinnerung. Das Grabmal des Wolfhard von Roth im Augsburger Dom": Expertinnen und Experten aus der Kunstgeschichte, der Mittelalterlichen Geschichte, der Epigraphik, der Liturgiewissenschaft und der Archäometrie bzw. Materialforschung stellen in neun Vorträgen die Ergebnisse ihres gleichnamigen Projekts vor, in dem sie – gefördert von der Gerda Henkel Stiftung, die Gesellschaft der Freunde der Universität Augsburg e.V. und der altaugsburggesellschaft – gemeinsam versucht haben, Antworten auf all die Fragen zu finden, die dieses außergewöhnliche Grabmal aufwirft.


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Termin und Ort

Der Studientag beginnt um 9.45 Uhr im Staatsarchiv Augsburg (Salomon-Idler-Straße 2, 86159 Augsburg). Das öffentliche Vortragsprogramm endet gegen 16.30 Uhr. Der Eintritt ist frei. Da das Archiv am Freitagnachmittag nicht für den allgemeinen Publikumsverkehr geöffnet ist, ist ein Einlass nur zu den im Programm angegebenen Zeiten der Vorträge möglich.


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Detailliertes Programm zum Download:
http://www.philhist.uni-augsburg.de/lehrstuehle/kunstgeschichte/downloads/Programm-Studientag-Augsburg-Grabmal-von-Roth.pdf

Projekthomepage mit weiteren Informationen:
http://www.philhist.uni-augsburg.de/lehrstuehle/kunstgeschichte/forschung/

Ansprechpartnerin:
Prof. Dr. Rebecca Müller
Lehrstuhl für Kunstgeschichte
rebecca.mueller@philhist.uni-augsburg.de

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