Collective Memories: Kunst-Installationen am Uni-See

Auf dem Campus der Universität Augsburg sind rund um den Uni-See noch bis Ende September sieben Kunst-Installationen zu sehen, die von Studierenden der Kunstpädagogik im Sommersemester 2022 in einem Seminar gestaltet wurden. Sie stehen unter dem Motto „Collective Memories“.

The Disappearance of a Peace Sign (Karla Wilbers ) © University of Augsburg
Dropbox (Carla Rietzler) © University of Augsburg

 

Rund um den Uni-See sind auf dem Campus der Universität Augsburg gerade sieben Kunst-Installationen zu sehen, die von Studierenden der Kunstpädagogik im Sommersemester 2022 gestaltet wurden. Die Kunstwerke wurden im Installations-Seminar von Markus Schlee geschaffen. "Alle Arbeiten sind im Rahmen des Projekts COLLECTIVE MEMORIES entstanden“, erklärt der Dozent. Zu diesem Motto werden künstlerische Projekte mit Studierenden in Augsburg entwickelt, die auf der Kooperation mit Studierenden aus Kamerun fußen. In Arbeitsgemeinschaften (Paare oder auch kleinere Gruppen) wurden im regelmäßigen digitalen Austausch künstlerisch-praktische Konzepte entwickelt und umgesetzt. Diese fallen in Kamerun und in Deutschland unterschiedlich entsprechend den zugrunde liegenden „visual cultures“ aus, nehmen aber auch Impulse vom Gegenüber und seinen inhaltlichen, bildsprachlichen oder handwerklichen Äußerungen auf und reflektieren die verschiedenen Ansätze.

Noch bis zum Beginn des Wintersemesters 2022/23 können die Kunstwerke der Studierenden rund um den Uni-See besucht werden. Daneben angebrachte Tafeln geben Auskunft über die jeweilige Installation.

Hände aus Gips kommen aus dem Boden
Installation "Handy Diversity" (Anna Eisenhofer) © University of Augsburg
Ein Netz aus Schnüren und Knoten
Connective Memories (Susanna Leprich) © University of Augsburg
Installation "Dropbox"
Dropbox (Carla Rietzler) © University of Augsburg
Installation: Erinnerungen eines gefangenen Goldfisches
Erinnerungen eines gefangenen Goldfisches (Lena Boretzki) © University of Augsburg
Maske an einem Baum
Impressio (Nina Anzenhofer) © University of Augsburg
Zwei Personen aus Gips stehen sich gegenüber
The Disappearance of a Peace Sign (Karla Wilbers ) © University of Augsburg

Hände sind essenziell für uns Menschen, sei es als Werkzeug, Mittel des Ausdrucks oder einfach als Sinnesorgan. Dabei leben die Betonhände nicht allein von der anatomischen korrekten Darstellung, sondern viel mehr von ihrem Abstraktionsgehalt. Die Hände mit ihrem erzählerischen Charakter lesen zu können, soll im Vordergrund stehen. Unwichtig dabei ist, ob sie weiblich noch männlich sind, diese Zuordnung ist für dieses Werk nicht entscheidend. Viel mehr steht die Diversität, die alle Hände so unterschiedlich erscheinen lässt, im Fokus. Eine Hand, die gibt, eine Hand, die stützt oder Hände, die erbitten. So trägt jeder in seiner Erinnerung seine eigene Geschichte.

Installation "Handy Diversity" (Anna Eisenhofer) © University of Augsburg

Memory – Erinnerung. Oder doch Speicherplatz? Genauso, wie Unmengen an Daten durch diese gebrauchten Kabel geflossen sind, fließen unsere Erinnerungen in einem ewigen Strom durch unser Gedächtnis. Genauso, wie die Kabel verknüpft sind, sind auch unsere Erinnerungen nicht losgelöst voneinander gespeichert, sondern miteinander verwoben. Nicht nur die eines einzelnen Menschen, sondern auch die Erinnerungen, die sie teilen, bilden ein Netz mit einigen, wichtigen Knotenpunkten. Diese gemeinsamen Erinnerungen verbinden uns dauerhaft miteinander.

Aber warum eine Hängematte? Also ich habe zum einen sehr schöne Erinnerungen an Momente in der Hängematte (z.B. Urlaub, Entspannung, Natur) und zum andern schwelge ich sehr gerne in Erinnerungen, wenn ich in der Hängematte liege.

In diesem Sinne: Schafft und genießt eure Erinnerungen und:

,Do not fear failure – but be terrified of regret!’”

Connective Memories (Susanna Leprich) © University of Augsburg

Wir verbinden mit unserer Kleidung viele Erinnerungen, die mit dem Moment der Entsorgung aber schnell erlöschen. Mit unserem Vergessen verschwindet das Kleidungsstück aber nicht von unserer Welt. Unser Konsum hinterlässt Spuren, die nicht vergessen werden sollten.

Dropbox (Carla Rietzler) © University of Augsburg

Die Idee entstand vor Kurzem bei der Beobachtung einer Frau, die ihre, in einer Plastikbox mitgebrachten Goldfische in den Uni-Teich schüttete. Hat sie damit den Fischen etwas Gutes getan? Sie aus ihrem Leben „hinter Gittern“ befreit? Abgesehen davon kann das Aussetzen von gebietsfremden Arten Ökosysteme aus dem Gleichgewicht bringen und ist daher durch die Naturschutzgesetze verboten.  In einem Goldfischglas ist der Fisch durch wenig Gasaustausch, eine schlechte Wasserqualität, nur wenig Pflanzen und keine Schutzmöglichkeiten sowie durch die ständige Spiegelung der eigenen Bewegung zahlreichen Stressfaktoren ausgesetzt. 

Das Größenverhältnis von Konstruktion zu Mensch soll ungefähr die Proportion des Goldfischglases zu Fisch nachempfinden. Die Installation soll die Möglichkeit bieten, sich hineinzuversetzen in das Gefangen sein, die Schutzlosigkeit, die eintönige, immer auf den Kreis beschränkte Bewegung und gleichzeitig die Irritation durch die Spiegelung erlebbar machen. Früher hielt man die Haltung im Goldfischglas für akzeptabel, weil der Mythos bestand, dass Goldfische nur über eine sehr kurze Gedächtnisspanne verfügen. Wäre es denn moralisch vertretbar, Lebewesen auf engstem Raum zu halten, nur weil sie sich nicht mehr erinnern können?

 

Erinnerungen eines gefangenen Goldfisches (Lena Boretzki) © University of Augsburg

Impressio (lat. Eindruck der Erscheinungen auf die Seele)

Collective Memories: Dabei handelt es sich um eine kollektive Gedächtnisleistung, die eine Gruppe von Menschen gemeinsam wahrnehmen.  Auch die Universität Augsburg ist ein solches Kollektiv. Jeden Tag nehmen wir ähnliche Eindrücke aus unserer Umgebung wahr. Hierbei reagieren wir auf unsere Umwelt mit positiven als auch negativen Emotionen. Manche Menschen können ihre Gefühle sehr gut verstecken, andere zeigen sie offen. Bei meiner Installation wollte ich genau dies darstellen. Die neun Masken sollen unterschiedliche Gesichtsausdrücke darstellen. Sie blicken hierbei in unterschiedliche Richtungen und wurden an zentralen Standorten des Campus-Sees installiert.

Impressio (Nina Anzenhofer) © University of Augsburg

Zwei Menschen stehen einander gegenüber und strecken sich – wie zum Handschlag – den rechten Arm entgegen. Zwei Individuen wollen miteinander in Kontakt treten, können dies aber nicht. Die Arbeit thematisiert das Verschwinden des Handschlags im Zuge der Covid-19-Pandemie und soll auf diese Weise dem Gefühl der Isoliertheit ein Denkmal setzen. Darüber hinaus stößt die Arbeit im Allgemeinen dazu an, die Beziehungen von uns Menschen zueinander zu reflektieren – vor allem in Hinblick auf kriegerische Auseinandersetzungen, indem auf die Darstellung des Handschlags als Symbol für Frieden verzichtet wird.


 

The Disappearance of a Peace Sign (Karla Wilbers ) © University of Augsburg

Nach zwei Jahren Pandemie findet das Sommersemester 2022 wieder in präsent am Campus der Universität statt. Viele Studenten haben in der Covid-19 Pandemie angefangen zu studieren und kennen sich überhaupt nicht am Campus aus, andere müssen sich jetzt erst mal wieder zu Recht finden. Lost Memories zeigt dem Betrachter eine anonyme Person, die sich im Wasser verlaufen hat, währenddessen sie aufs Handy schaut. Die Bedeutung dahinter ist, dass die Studenten den schönen Campus der Universität nicht mehr richtig betrachten. Stattdessen sind sie damit beschäftigt, aufs Handy zu schauen, sich zu orientieren, indem sie den Seminarraum suchen und sich zurechtfinden müssen. Andere hatten keine Chance ihre Kommilitonen kennenzulernen und das Studentenleben zu genießen und wollen nicht auffallen. Dabei schaut man auch schon mal aufs Handy, um sich abzulenken oder nicht aufzufallen. Somit kann es passieren, dass man sich schnell verläuft und eventuell mal wo landet, mit dem man nicht gerechnet hat.

Lost Memories (Julie Seyler) © University of Augsburg

Ansprechperson

Studiendirektor im Hochschuldienst
Kunstpädagogik

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