Bessere Ausbildung für Promovierende der Wirtschaftsinformatik

Um Promovierende bestmöglich mit den Fähigkeiten zur Spitzenforschung in der Information Systems / Wirtschaftsinformatik auszustatten, haben alle neun staatlichen Universitäten Bayerns jüngst ein Doktorandennetzwerk gegründet. Das „International Doctoral Network in Information System“ (IDIS) bietet fortan für alle bayernweit angebotenen Doktorandenseminare und -workshops sowie Gastvorträge internationaler Expertinnen und Experten im Fachgebiet eine Koordinationsplattform. Damit erweitert auch die Universität Augsburg ihr Ausbildungsspektrum und fördert vor allem Kompetenzen und Fähigkeiten rund um erfolgreiche Publikationen im Bereich der Wirtschaftswissenschaften.  

© University of Augsburg

Nichts beeinflusst die Entwicklung von Unternehmen und Gesellschaft so sehr wie die Digitalisierung. Von ihr gehen positive wie negative Impulse aus, die über starke externe Effekte häufig Veränderungsdruck auf alle Teile von Gesellschaft und Wirtschaft ausüben. Die zugrundeliegenden Wirkzusammenhänge und technologischen Innovationen, die diese Phänomene auslösen, sind Gegenstand der Information Systems- / Wirtschaftsinformatik-Forschung. Wer heute eine erfolgreiche wissenschaftliche Laufbahn in der Betriebswirtschaftslehre (BWL) einschlagen möchte, muss in hochwertigen Publikationen veröffentlichen. Doch es wird immer schwieriger, da das Fachgebiet sich zunehmend spezialisiert. In jeder Teildisziplin haben sich jeweils wissenschaftliche Zeitschriften mit einer eigenen Publikationskultur etabliert.

Der Augsburger Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Daniel Veit betreut seit über 17 Jahren Doktorandinnen und Doktoranden im Fachbereich Information Systems, bietet als Betreuer regelmäßig speziell zugeschnittene Kurse und Seminare an und lädt internationale Forscherinnen und Forscher für Gastvorträge und Gastvorlesungen ein. Er sagt: „Wir waren von Anfang an einer der Standorte, der eine umfängliche Ausbildung in unserem Fachgebiet vorangetrieben hat. Allerdings reicht das bestehende Angebot in Augsburg, vor allem im Hinblick auf Publikationskompetenzen, für unser Fach heute nicht mehr aus.“

Die fachlichen Anforderungen an Publikationen in der BWL steigern

Seit langem sei der sogenannte Kamineffekt zu beobachten, erklärt Veit. Das bedeutet, dass Forschende häufig nur noch in der eigenen und nahe angrenzenden Teildisziplinen publizieren, da die fachlichen und methodischen Anforderungen in den vergangenen Jahren sehr stark gestiegen sind. Ziel sei es deshalb, Promovierenden der Information Systems / Wirtschaftsinformatik eine Ausbildung anzubieten, die internationalen Standards gerecht wird und sie befähigt, ihre kreativen Forschungsideen in Beiträge zu verwandeln, die in Spitzenschriften veröffentlichbar sind.

Eine universitätsübergreifende Ausbildung erfüllt internationale Kriterien

Veit sagt: „Die meisten Universitäten haben ein ähnliches Problem. Um ein umfängliches Programm eigens für die Information Systems einzurichten, gibt es zu wenige Promovierende vor Ort an den einzelnen Bildungsstätten.“ Und eine Kooperation mit Nachbardisziplinen sei zwar sinnvoll, doch längst kein Ersatz für eine Ausbildung, die Doktorandinnen und Doktoranden des jeweiligen Fachgebietes benötigen. „Daher liegt eine universitätsübergreifende Zusammenarbeit nahe.“

Vor Kurzem kamen deshalb Professorinnen und Professoren aller neun staatlichen Universitäten Bayerns an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Augsburg zusammen und gründeten das „International Doctoral Network in Information Systems“ (IDIS). Das Promotionsnetzwerk bietet, zusätzlich zu den Initiativen einzelner Standorte, in Zukunft an, bayernweit angebotene Doktorandenseminare und -workshops sowie Gastvorträge internationaler Expertinnen und Experten zu koordinieren. Auf diese Weise ermöglicht es eine umfangreiche Ausbildung, die speziell für das Fachgebiet Information Systems / Wirtschaftsinformatik zugeschnitten ist.

Auch Unternehmen setzen auf akademische Spitzenleistung

Die Initiatoren streben an, die jungen Forschenden durch den Besuch der Blockkurse und von weiteren gemeinsamen Veranstaltungen besser an Methoden, Theorien und Fachkultur der internationalen Wirtschaftsinformatik heranzuführen. Ziel sei auch, die Publikationsfähigkeit zu steigern und in weltweit führenden Zeitschriften zu veröffentlichen. Dazu gehören beispielsweise das ,Management Information Systems Quarterly‘ oder das ,Information Systems Research‘. „Ohne solche Erfolge ist es heute für Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler erheblich schwieriger bis unmöglich, eine erfolgreiche universitäre Laufbahn zu planen und Spitzenplätze in der internationalen Scientific Community einzunehmen.“

Auch für die Zusammenarbeit mit der unternehmerischen Praxis spielt akademische Spitzenleistung eine wesentliche Rolle. Unternehmen sind zunehmend an international vernetzten und akademisch hervorragend ausgebildeten jungen Menschen interessiert. Hierzu bietet das ,IDIS‘ eine Plattform für beide Seiten. Unternehmen können einerseits durch gezielte Förderungen von hochwirksamen Elementen für eine exzellente Promotionsausbildung frühzeitig Kontakt mit dem akademischen Netzwerk der Information Systems / Wirtschaftsinformatik in Bayern aufnehmen. Andererseits können sie auch größere und innovative Fragestellungen in das Netzwerk einbringen, um diese zu erforschen.

IDIS als Pendant zum etablierten BGPE

In der Volkswirtschaftslehre hat sich das Promotionsnetzwerk „Bavarian Graduate Program in Economics“ (BGPE) längst bewährt. Als Pendant dazu soll das Doktorandennetzwerk IDIS das Ausbildungsangebot in den Wirtschaftswissenschaften an der Universität Augsburg durch eine bayernweite Kooperation ergänzen. Veit betont: „Das Programm der IDIS ist zwar in erster Linie für Doktorandinnen und Doktoranden unseres Faches gedacht, gerne können aber auch Promovierende angrenzender Disziplinen wie zum Beispiel des Operations, des Managements, des Marketings oder verwandter Disziplinen Kontakt zu uns aufnehmen und an Veranstaltungen teilnehmen. Ein Eintrag in die Mailingliste der IDIS genügt.“ Veranstaltungsankündigen werden auch auf der Homepage des Netzwerksveröffentlicht.

Neue Programmformate und internationale Sichtbarkeit

Mittelfristig soll das Promotionsnetzwerk helfen, Kontakte zwischen Promovierenden und Lehrenden in der Wirtschaftsinformatik / Information Systems zu knüpfen. Auch die Entwicklung gemeinsamer Programmformate und internationale Sichtbarkeit gehören zu den Zielen der IDIS. Veit: „Wir möchten die Forschung an allen bayerischen Standorten vorantreiben. Dafür werden wir mittelfristig auch Förderanträge bei den einschlägigen Förderinstitutionen stellen.“
 

Weiterführende Informationen

Weitere Informationen zum International Doctoral Network in Informations Systems sind auf der Website zum Programm zu finden.

Wissenschaftlicher Ansprechpartner

Head of Chair
Prof. Dr. Daniel Veit: Information Systems und Management

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