Neue Behandlungsformen bei sexualisiertem Drogenkonsum

Dr. Marcus Gertzen, Oberarzt an der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der Universität Augsburg, ist zum Vorsitzenden der neu gegründeten Bundesinitiative sexualisierter Substanzkonsum BISS gewählt worden. Den Co-Vorsitz der Doppelspitze übernimmt als Vertreter aus der Praxis Jan Geiger vom Münchner Beratungszentrum Sub.

In der Initiative schließen sich u.a. queere Beratungsstellen, Aids-Hilfen, Community-Organisationen für sexuelle Gesundheit, Selbsthilfeinitiativen, Einrichtungen der ambulanten und stationären Akutversorgung und Suchttherapie sowie Betroffene, Psycho-, Sucht-, und Sexual-Therapeut*innen und Ärzt*innen zusammen.

„Wir beschäftigen uns mit dem Zusammenspiel von Sexualität und Substanzkonsum, was zahlreiche Risiken für die Betroffenen mit sich bringt. Neben Suchterkrankungen sehen wir auch ein erhöhtes Risiko für sexuell übertragbare Infektionen sowie weitere Probleme für die seelische Gesundheit wie Depressionen oder psychotische Erkrankungen“, erklärt Gertzen. Eine besondere Rolle spiele ein Phänomen namens ChemSex, das derzeit rasant zunehme. Dabei handle es sich um den Konsum spezieller Substanzen wie Metamphetamin, Mephedron, Ketamin oder GHB, im Volksmund als K.O.-Tropfen bekannt, die bei sogenannten Sex-Sessions primär von Männern, die Sex mit Männern haben, eingenommen würden.

„Diese Thematik hat eine hohe gesellschaftliche Relevanz, die bislang zu wenig Beachtung gefunden hat. Mit unserem Verein BISS fordern wir eine offene Gesprächskultur und setzen uns für die Entstigmatisierung von sexualisiertem Substanzgebrauch ein. Außerdem möchten wir Betroffenen und Angehörigen eine helfende Hand reichen und ein spezialisiertes Beratungsangebot bieten“, schildert der Psychiater sein Anliegen.

 

Zum Verein BISS

Der Verein hat zum Ziel, neue Angebote zu schaffen, bereits existierende zu vernetzen und zu stärken, Kommunikations- und Behandlungspfade ggf. mit Guidelines zu gestalten, interne und externe Fortbildungen anzubieten, Kompetenzen in den Bereichen Sexualität, Gesundheit und Substanzgebrauch zu fördern, Forschung zu unterstützen, und gemeinsame Positionen gegenüber politischen und anderen Instanzen zu formulieren. BISS möchte die verschiedene Zielgruppen mit ihren unterschiedlichen Bedürfnissen, Vulnerabilitäten, Problemen und Ressourcen sichten und differenzierte, lebensweltorientierte Maßnahmen entwickeln, etablieren und evaluieren.

 

 

Zur Person

Dr. Marcus Gertzen ist Oberarzt an der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der Universität Augsburg und leitet dort die Ambulanz zum Thema Sexualität und Substanzkonsum. Im Rahmen seiner Forschungsarbeit beschäftigt er sich primär mit dem Zusammenspiel aus Sexualität, Abhängigkeitserkrankungen und Komorbiditäten. Zudem betreibt er Forschung auf dem Feld der Tabakabhängigkeit.

 

Kontakt

Dr. Marcus Gertzen

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