Sucht und Sexualität


TEAM
Forschung
Der Forschungsschwerpunkt unserer Arbeitsgruppe, welche sich in zwei Standorte (Universitätsmedizin Augsburg und LMU München) gliedert, liegt auf dem Thema der stoffgebundenen Abhängigkeitserkrankungen. Hier beschäftigen wir uns vor allem mit dem Thema der Tabakabhängigkeit. Darüber hinaus beschäftigen wir uns primär mit dem Zusammenspiel aus Sexualität und Substanzkonsum wobei hier „Chemsex“ - eine Unterform des sexualisierten Substanzkonsums - bei dem primär Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), bestimmte Substanzen (GBL/GHB, Methamphetamin und Mephedron) in einem sexuellen Kontext konsumieren. Hiermit sind deutliche Risiken für die körperliche und seelische Gesundheit verbunden.
LAUFENDE STUDIEN/ Projekte
Tabakentwöhnung bei Patienten mit pulmonalen Karzinomen (TEMPO):
Die Tabakabhängigkeit konnte vielfach als bedeutender Faktor bei der Entstehung von pulmonalen Karzinomen dargestellt werden. Häufig rauchen Patienten mit pulmonalen Karzinomen während der Diagnosestellung noch immer – auch aufgrund der schwere dieser Abhängigkeitserkrankung. Dabei existieren etablierte pharmakologische und psychotherapeutische Strategien zur Tabakentwöhnung. Das UKA hat hierfür in Kooperation mit dem BKH Augsburg ein umfassendes und leitliniengerechtes Konzept zur Tabakentwöhnung realisiert mit den Elementen aufsuchender Arbeit inklusive pharmakologischer Therapieunterstützung, einer Psychotherapiegruppe zur Tabakentwöhnung und einer Telefonsprechstunde.
Unsere Studie zur Tabakentwöhnung bei Patienten mit pulmonalen Karzinomen (TEMPO) richtet sich somit genau an diese Betroffenen und widmet sich den Fragestellungen:
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Wie sich rauchende Menschen mit pulmonalen Karzinomen im Vergleich zu nicht-rauchenden Menschen mit solchen Karzinomen in Bezug auf Ihre psychische Gesundheit und Lebensqualität unterscheiden
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Wie sich ein multiprofessionelles und aufsuchendes Konzept auf die Lebensqualität und die Abstinenz von rauchenden Menschen mit einem pulmonalen Karzinom auswirkt
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Welche Elemente des neuen Programms am erfolgversprechendsten sind und am besten angenommen werden
Ziel dieser Studie ist demzufolge die wissenschaftliche Evaluierung des Programmes und somit die Verbesserung beziehungsweise weitere Optimierung der Versorgungssituation von Patientinnen und Patienten. Das Projekt wird durch Mitteln der Medizinischen Fakultät gefördert.
Awareness of Chemsex Among professionals in german speaking countries (AWARENESS):
Chemsex konnte mehrfach als bedeutender Risikofaktor für die körperliche (v.a. sexuell übertragbare Infektionen) aber auch seelische Gesundheit (Depression, Angstzustände, psychotische Episoden sowie Suizidalität) dargestellt werden. Häufig wird die Verbindung von Sexualität und Substanzkonsum aus Scham nicht spontan vom Patienten berichtet, weswegen Kenntnisse auf dem Gebiet für Behandler besonders wichtig sind, um bei bestimmten Risikokonstellationen spezifisch nachzufragen.
Ziel dieser anonymen Online-Studie ist die Überprüfung der Awareness zum Thema Chemsex und sexualisiertem Substanzgebrauch unter Behandlern aus dem Medizinsektor, um perspektivisch die Versorgungssituation für Betroffene zu verbessern.
Sexarbeit unter Chemsex-Usern (SEARCHER):
Ein weitgehend unbekanntes Thema ist das Vorliegen von Sexarbeit unter Chemsex-Usern. Im Rahmen von qualitativen Arbeiten anderer Arbeitsgruppen ergaben sich bereits Hinweise, dass dies eine relevante Thematik im Bereich der Sexarbeit zu sein scheint. Es erscheint denkbar, dass psychische Belastungen im Rahmen der Tätigkeit als Motiv für Chemsex dienen könnten. Zudem verdichten sich in der Literatur Hinweise, dass Einsamkeit ein Motiv darstellen könnte, welches Chemsex fördert und auch im Bereich der Sexarbeit eine Rolle spielen könnte. Ziel des vorliegenden Projektes ist die umfassende Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Sexarbeit, Chemsex und Einsamkeit um daraus entsprechende Interventionen für die betroffenen Personen zu entwickeln. Das Projekt wird durch Mitteln der Medizinischen Fakultät gefördert.
Weitere Informationen zu unserer Arbeitsgruppe am Standort München finden Sie unter: www.chsx.de
(SCHLÜSSEL-)PUBLIKATIONEN:
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Gertzen M, Strasburger M, Geiger J, Rosenberger C, Gernun S, Schwarz J, Rabenstein A, Rüther T. Chemsex : Eine neue Herausforderung der Suchtmedizin und Infektiologie [Chemsex : A new challenge in addiction medicine and infectious diseases]. Nervenarzt. 2022 Mar;93(3):263-278. German. doi: 10.1007/s00115-021-01116-x. Epub 2021 Apr 14. PMID: 33852029.
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Rosenberger C, Gertzen M, Strasburger M, Schwarz J, Gernun S, Rabenstein A, Lermer E, Rüther T. We Have a Lot to Do: Lack of Sexual Protection and Information-Results of the German-Language Online Survey "Let's Talk About Chemsex". Front Psychiatry. 2021 May 31;12:690242. doi: 10.3389/fpsyt.2021.690242. PMID: 34135790; PMCID: PMC8200571.
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Marcus Gertzen & Tobias Rüther, Chemsex und sexualisierter Substanzgebrauch, InFo Neurologie und Psychiatrie 2020, 22(6): 34-40
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Krause D, Jobst A, Langemak SM, …, Gertzen M et al. Event-Related Potentials Are Associated With Unexpected Gain and Loss: Using a Gambling Paradigm. Clinical EEG and Neuroscience. 2019;50(3):154-160. doi:10.1177/1550059418814987
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Anil Batra, Melanie Düerkop, Marcus Gertzen, Andreas Jähne, Stefan Mühlig, Tobias Rüther, Psychiatrische, neurologische und internistische Folgeschäden der Nikotinabhängigkeit, Suchtmedizin 2019 (Elsevier);1: 242-245