Im Gedenken an apl. Prof. Dr. Johannes Eingartner

Johannes Eingartner (München 1950 – Augsburg 2022)

 

Die Nachricht über den Tod von Johannes Eingartner hat uns bestürzt, denn trotz einiger pandemiebedingter Einschränkung seiner Präsenz am Fach gingen wir davon aus, ihn bald wieder mit einem Kurs oder einem diskussionsfreudigen Besuch im Altertumswissenschaftlichen Kolloquium an der Universität wiederzusehen. Seine Expertise, seine Persönlichkeit und seine kollegiale Freundschaft haben einen nachhaltigen und herzlichen Eindruck hinterlassen und wir werden Johannes Eingartner schmerzlich vermissen.

Seine akademische Laufbahn und persönlichen Verbindungen führten Johannes Eingartner von München nach Augsburg. Nachdem er an der Ludwig-Maximilians-Universität München Klassische Archäologie, Provinzialrömische Archäologie, Alte Geschichte und Geschichtliche Hilfswissenschaften studierte, promovierte er dort 1983 in Klassischer Archäologie zum Isiskult in der kaiserzeitlichen Kunst (publiziert 1991). Daran schloss er von 1983 bis 1986 eine Tätigkeit als Wissenschaftlicher Mitarbeiter in einem DFG geförderten Projekt mit Sitz in Frankfurt a.M. an. Hierbei untersuchte er den römischen Tempelbezirk in Faimingen-Phoebiana und führte die Ausgrabungen sowie verschiedene Forschenden hierzu zusammen (publiziert 1993).

Spätestens der Forschungsaufenthalt in Nordafrika 1987 bestärkte dann den Beginn eines jahrzehntelangen Forschungsinteresses am südmediterranen Kulturraum. Ermöglicht wurden die Studien vor Ort durch ein Forschungsstipendium des Deutschen Archäologischen Instituts. Diverse Forschungsarbeiten und Publikationen zeigen seine vielschichtige Auseinandersetzung mit Kult und Kultbau im kaiserzeitlichen Nordafrika, etwa „Fora, Capitolia und Heiligtümer im westlichen Nordafrika“ von 1992 und „Templa cum porticibus“ von 2005.

Ebenfalls 1987 begann er seine Lehr- und Forschungstätigkeit in der Klassischen Archäologie in Augsburg. Nach einem Habilitationsstipendium der DFG von 1992 bis 1994 habilitierte Johannes Eingartner 1996 im Fach Klassische Archäologie an der Universität Augsburg mit anschließender Ernennung zum Privatdozenten, später dann zum außerplanmäßigen Professor. Während seiner Lehrtätigkeit in Augsburg ebenso wie bei Lehraufträgen an anderen Institutionen behielt er seinen Schwerpunkt auf die Schnittstellen von Klassischer und Provinzialrömischer Archäologie bei. Seine wissenschaftlichen Interessen führte Johannes Eingartner aktiv in mehreren Forschungsprojekten weiter. Etwa zum Thema der Sonderformen römischer Kultbauten im Zusammenhang mit den praktizierten Kulten. Daneben widmete er sich der Aufarbeitung der Grabungen von Lopodunum/Ladenburg in Zusammenarbeit mit dem Landesdenkmalamt Baden-Württemberg.

Nach jahrzehntelanger Lehre und akademischer Tätigkeit blieb Johannes Eingartner auch nach Vollendung des 65. Lebensjahres an der Universität Augsburg präsent und engagiert. So lernten ihn viele Studierende, Kollegen und Kolleginnen in den Altertumswissenschaften noch in den letzten Jahren kennen: Als sowohl versierter Archäologe als auch interessierter und hilfsbereiter Zuhörer wurde er hochgeschätzt. Mit seinem archäologischen Wissen bereicherte er das Fach mannigfaltig und begeisterte mit seinen regelmäßigen Seminaren Generationen von Studierenden für den Blick auf die südlichen und nördlichen Provinzen des römischen Reiches. Mit den kurzfristigen Corona-bedingten Umstellungen und aus gesundheitlichen Gründen reduzierte er zwar seine Zeit am Fach, aber nur temporär, er engagierte sich weiterhin in verschiedenen archäologischen Institutionen und Gremien. Insbesondere mit Fragen zu Kult und Monumentalarchitektur beschäftigte er sich weiterhin. Jüngst hatte er erst einen Beitrag zu den städtischen Bauten des römischen Augsburg chronologisch sowie auch im Vergleich zu anderen raetischen urbanen Zentren ausgearbeitet (erschienen im Juni 2022).

Johannes Eingartner verstarb unerwartet am 14. Juli 2022.

In dankbarer Erinnerung, Natascha Sojc, Lisa Götz und das Team der Klassischen Archäologie, Universität Augsburg

 

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