Vortrag von Dr.-Ing. Clemens Voigts (ETH Zürich)

© C. Voigts, Visualisierung: J. Grädel

Die Kirche Santa Maria degli Angeli ist das letzte große Bauprojekt Michelangelos. 1561 wurde er beauftragt, in den Ruinen der Diokletiansthermen die Kirche für ein neues Kartäuserkloster einzurichten. Mit der Umsetzung der Pläne konnte erst 1563 begonnen werden – nur wenige Monate vor Michelangelos Tod. Da bald darauf auch der Auftraggeber Papst Pius IV. starb, wurden die Arbeiten bereits 1566 wieder eingestellt.

Wie weit der Bau bis zu diesem Zeitpunkt gediehen war, ist heute keineswegs klar. Unklar ist auch, welche Entwurfsgedanken Michelangelo mit diesem Projekt verfolgte. Denn die Struktur und damit die Raumwirkung des ursprünglichen Konzepts wurden durch spätere Umbauten tiefgreifend verändert.

Der Vortrag geht zunächst auf die bislang verbreitete Vorstellung von Michelangelos Kirchenbau ein und macht deutlich, in welchen Punkten diese nicht zutreffen kann. Archivalien und historische Darstellungen, vor allem aber Befunde am Bauwerk werden ausgewertet, um zu einer neuen Rekonstruktion des Kirchenprojekts zu gelangen. Auf dieser Grundlage werden weiterführende Fragen diskutiert, insbesondere nach den Entwurfsabsichten Michelangelos und nach seinem Umgang mit den Diokletiansthermen, einem der am besten erhaltenen Monumente des antiken Rom. Abschließend soll herausgearbeitet werden, welche große Bedeutung diesem Thermengebäude als Leitbild und Bezugspunkt für die Architektur des Cinquecento zukam.

 
Der Vortrag findet am Donnerstag, den 01.06.2023, im Rahmen des KuK-Kolloquiums im Hörsaal III in Gebäude C ab 18:15 statt.

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