Das Projekt nimmt seinen Ausgang von den Oneirokritika („Traumdeutungsschlüssel“) des Artemidor aus Daldis; dieses einzigartige Werk vom Ende des 2. Jh.s n.Chr. bietet reichhaltiges Material für eine kulturhistorische Auswertung, insbesondere für die Erfassung der Gegebenheiten im kaiserzeitlichen Kleinasien, fruchtbar zu machen. Die Umsetzung ist in einer engen Verzahnung von eigener Forschung, Doktorandenstellen, Forschungsaufenthalten auswärtiger Kollegen, internationalen Tagungen und einer verstärkten Berücksichtigung der antiken Traumdeutung in der universitären Lehre vorgesehen; dies soll – basierend auf eigenen Vorarbeiten zum Verhältnis von Traum und Politik, zu Artemidor und zur Rezeption in der Moderne – in Zusammenarbeit mit der ‘Groupe Artémidore’ (C.R.I.S.E.S-Forschungszentrum an der Universität Montpellier III) und weiteren Kolleg*innen aus anderen Ländern erreicht werden.

 

Sechs Themenkomplexe lassen eine Behandlung lohnenswert erscheinen: (1) das Verhältnis zwischen Griechen und Römern in der Brechung durch Traum und Traumdeutung bei Artemidor, Plutarch und Aelius Aristides (spezifische Merkmale, Symbolwelt, kulturelle Identitäten), (2) die Beziehungen von Traum und Deutung zur intellektuellen Kultur der Zeit (Zweite Sophistik, Philosophie, Aristoteles-Rezeption), (3) Inkubation und die Deutung medizinischer Phänomene, zumal im Vergleich mit den Hieroi Logoi des Aelius Aristides, (4) die Bestimmung der ‚Orte‘, von denen die Träume kommen und an denen sie stattfinden einschließlich der Modi, Zugang dazu zu finden, (5) Traumdeutung als Reintegrationsleistung für den Träumenden, gerade wenn Träume als verstörend empfunden werden, (6) die Figur des Traumdeuters im Vergleich mit Experten für andere Divinationsformen, dabei besonders die Frage nach der Generierung von Autorität.

 

Auf diese Weise wird die internationale Vernetzung und Sichtbarkeit nachhaltig gestärkt; gerade durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit können sich für die altertumswissenschaftliche und kulturwissenschaftliche Forschung insgesamt neue Perspektiven ergeben.

Lehrstuhlinhaber
Alte Geschichte

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