28.-30. Juli 2019

Nach dem erfolgreichen Auftakt im letzten Jahr zeigt sich einmal mehr, dass die Diskussion um Literatur und Engagement aktueller denn je ist. Gerade in Zeiten des gesellschaftlichen Wandels, in Zeiten der Globalisierung und Medialisierung kommt der Kunst und Literatur eine herausgehobene Stellung zu. Sie (er)findet neue Ausdrucksformen, definiert ihren Raum in der Gesellschaft neu, regt zur Reflexion an und leistet gegebenenfalls Widerstand. In Abgrenzung zur sog. politischen Literatur der 1960er und 70er Jahre legt die gegenwärtige Literatur ihren Fokus allerdings stärker auf die Reflexion von Normen und Werten, statt moralische Ansprüche zu generieren. Hier zeigt sich vor allem ihre ethische Relevanz.

 

Damit einher geht der Befund, dass der Begriff des Engagements in der gegenwärtigen Literatur und Kultur wieder eine herausgehobene Rolle spielt. Dies zeigt sich auch an der regen Anteilnahme, die zeitgenössische Autorinnen und Autoren, Künstlerinnen und Künstler am gesellschaftlichen Diskurs nehmen.

 

© Universität Augsburg

Flankiert wird dieser Befund von der Beobachtung, dass auch der wissenschaftliche Diskurs die politische Literatur und Kunst wieder stärker in seinen Blick nimmt. Auf diese Beobachtungen reagiert das im letzten Jahr neu gegründete Format der Augsburger Gespräche zu Literatur und Engagement.

 

Ziel ist es, diesen gleichermaßen ästhetischen wie gesellschaftlichen Prozess eine Plattform zu bieten, die nicht nur Universität und Stadtbevölkerung ins Gespräch miteinander bringt, sondern darüber hinaus auch überregionales Interesse weckt und Augsburg so zu einem zentralen Standort literarischer und gesellschaftlicher Provenienz werden lässt. In geschlossener Runde und im öffentlichen Gespräch wird sich darüber ausgetauscht, wie sich soziale Wirklichkeiten verändern und wie sich Literatur und Kunst dazu stellen kann.

 

In enger Kooperation mit dem Sensemble Theater Augsburg und dem Friedensbüro finden die Gespräche in diesem Jahr vom 28.-30. Juli 2019 in der Stadtbücherei Augsburg statt. Diskutiert wird über das Thema Freiheit: Freiheit verstanden sowohl in gesellschafts-politischer Hinsicht, aber auch Freiheit verstanden als ästhetische Kategorie. Wieviel Freiheit verträgt eine Gesellschaft, eine Demokratie, gerade in Zeiten von Terror und Rechtspopulismus? Wo sind die Grenzen der Freiheit zu ziehen? Wie bedroht ist die Freiheit durch Sicherheitswahn und Überwachungsmaschinerien? Wie gestaltet sich Freiheit in Zeiten von Flucht und Migration und ist Freiheit nicht letztlich auch kultur- und religionsabhängig? Also Freiheit nicht als Grundwert des Menschen, sondern als kulturell determinierter Wert oder gar als Produkt einer Verhandlung? Wie sieht das Verhältnis von Macht und Freiheit aus und schließlich, ist Freiheit unter diesen Voraussetzungen nicht vielmehr eine Praxis, statt eines unumstößlichen Wertes? Bei all diesen Überlegungen kann Freiheit aber vielleicht nicht ohne Verantwortung gedacht werden, denn schon Sartre sah den Menschen als zur Freiheit verurteilt, als Entscheidungsträger zwischen gut und böse. Ist Freiheit also nicht ohne die ethische Verantwortung zu haben und muss man dann nicht allererst über das Subjekt nachdenken, das diese Verantwortung übernimmt?

 

Folgt man dem französischen Philosophen Michel Foucault, der sich mit seinem Konzept der parrhesia auf die Antike bezieht, vollzieht sich die Freiheit im Akt des Wahrsprechens. Dabei geht es nicht um die Wahrheit als moralischen Wert, sondern vielmehr um die Verpflichtung des Sprechenden zur ‚freimütigen Rede`. Und dafür, so wusste schon Perikles, ist Mut unabdingbar, der das eigentliche Geheimnis der Freiheit zu sein scheint. Und wo sonst, wenn nicht in der Kunst und Literatur könnte ein solcher Ort der freimütigen Rede sein? Wie dieser im 21. Jahrhundert aussehen könnte und welche Rolle dabei die unterschiedlichen Gattungen und Aufführungspraktiken spielen, von der Literatur, über die Musik bis hin zum Theater, darüber diskutieren in diesem Jahr Sibylle Lewitscharoff, Kathrin Röggla, Susanne Heinrich, Tanasgol Sabbagh, Christoph Peters, Pierre Jarawan, Rainer Merkel und Stefan Kaegi von Rimini Protokoll.

 

Weitere Informationen und das Programm der Veranstaltung finden Sie hier

 

 

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Professorin
Neuere Deutsche Literaturwissenschaft (Ethik)

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