Postkoloniale Perspektiven auf die Friedensstadt

Projektbeschreibung

Welche postkolonialen Spuren gibt es in Augsburg? Wie geht die Friedensstadt mit ihrem kolonialen Erbe um? Was bedeutet Frieden für Augsburg vor dem Hintergrund kolonialer Unternehmungen der Handelsfamilien der Fugger und Welser? Welche Perspektiven blieben bisher unbeachtet? Mit solchen Fragen beschäftigt sich das Projekt „Postkoloniale Perspektiven auf die Friedensstadt“ des Lehrstuhls für Politikwissenschaft, Friedens- und Konfliktforschung, das in eine Veranstaltungsreihe im Frühjahr 2022 münden wird und durch das Kulturamt der Stadt Augsburg finanziell gefördert wird. In enger Zusammenarbeit mit lokalen Aktivist:innengruppen werden postkoloniale Spuren in Augsburg gesichtet und gesammelt, um diese der Stadtgesellschaft zur Verfügung zu stellen und im Rahmen vielfältiger Veranstaltungsformate einen gemeinsamen Umgang mit diesem kolonialen Erbe in der Friedensstadt Augsburg anzuregen. Auch werden Einsichten in die gemeinsamen Prozesse und Aktivitäten ab Februar 2022 auf dem Blog  zur Verfügung gestellt. 

In Anbetracht der historischen Verflechtungen der Stadt Augsburg mit der Stadt Santa Ana de Coro (Venezuela), welche im 16. Jahrhundert stark durch die Kolonialaktivitäten der Welser geprägt wurden, soll ein inhaltlicher Schwerpunkt darin liegen, Perspektiven aus Coro und Venezuela einzuladen und sie in die Augsburger Stadtgesellschaft zu tragen, beispielsweise mit dem Dokumentarfilm ‚Mamparo’ und weiteren Stimmen aus Venezuela. Es ist mithin zentrales Anliegen postkolonialer Perspektiven, epistemische Perspektivwechsel zu generieren, um so Gesellschaften in den kolonialen ‚Zentren‘ zum Zuhören, Verstehen und Handeln anzuregen. So zielt das Projekt auf ein neues Selbstverständnis in der Stadt für eine friedvollere Ausrichtung an einer postkolonialen Erinnerungskultur im 21. Jahrhundert, die sich nicht nur an lokal marginalisierten, sondern auch an translokal bisher wenig gehörten Stimmen ausrichtet. Weitere thematisch fokussierte Veranstaltungen werden für das Frühjahr 2022 vorbereitet.

 

Gefördert durch die Stadt Augsburg

Stadt Augsburg

Literatur

  • Faets, Simon/ Weber, Nicki 2021: Achille Mbembe. Postkoloniale Konstellationen moderner Demokratien, in: Buchstein, Hubertus/Pohl, Kerstin/Trimҫev, Rieke (Hrsg.): Demokratietheorien: Von der Antike bis zur Gegenwart, Schwalbach am Taunus: Wochenschau Verlag, 333-342.

  • Thomay, Marius 2021: Dekolonisation der Natur-Mensch-Beziehungen. Eine Kritik am Nachhaltigkeits- und Naturverständnis des globalen Norden. Tectum Verlag

  • Weller, Christoph 2020: Wissenschaftsethische Herausforderungen der Internationalen Beziehungen, in: Zeitschrift für Internationale Beziehungen 27: 2, 99-107. 

  • Weller, Christoph/Böschen, Stefan 2018: Friedensforschung und Gewalt: zwischen entgrenzter Gewaltanalyse und epistemischer Gewaltblindheit, in: Zeithistorische Forschungen 15: 2, 358-368. 

  • Weller, Christoph 2017: Friedensforschung als reflexive Wissenschaft, in: Sicherheit & Frieden 35: 4, 174-178. 

  • Pauls, Christina. 2013. “Kultur als neuer Rassebegriff. Die Persistenz von Postkolonialität in der Diskussion um den Kampf der Kulturen im südostasiatischen Diskurs”. In: Passauer Journal für Sozialwissenschaften. Studentische Fachzeitschrift, Heft 4 / 2013, S. 24 – 41.

Ansprechpartner*in

wissenschaftliche Mitarbeiterin
Politikwissenschaft, Friedens- und Konfliktforschung

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