Jan Spremann
Geographen sind in der Lage Sachverhalte zu verknüpfen, zu einem Gesamtkonstrukt zusammenzuführen und potenzielle Probleme schnell zu erkennen bzw. zu lösen.

Jan Spremann
Manager Genehmigung Leitungstrassen bei der TransnetBW GmbH

Wichtige Karriereschritte

Seit 2021             Manager Genehmigung Leitungstrassen bei der TransnetBW GmbH

2019 bis 2022     Master of Laws Nachhaltigkeitsrecht an der Leuphana Universität Lüneburg (berufsbegleitend)

2020 bis 2021     stellvertretender Teamleiter des Teams Projektentwicklung

2020 bis 2021     Certificate of Advanced Studies Ingenieurwissenschaftliche Grundlagen des Energiemanagements an der Universität Koblenz-Landau                                                                   (berufsbegleitend)

2016 bis 2021     Projektmanager Erneuerbare Energien bei der KWA Contracting AG bzw. EVIVA Energy GmbH 

                            Praktikant und anschließend Bachelorand bei der KWA Contracting AG

                            Praktikant bei einer Wirtschaftsförderungs- und Standortmarketinggesellschaft

                            diverse Nebenjobs während des Studiums (u.a. Unternehmen für Wertstofftechnik, Sicherheitsfachkraft)

2013 bis 2017     Bachelor of Science Geographie an der Universität Augsburg

Interview vom 22.11.2021

Herr Spremann, würden Sie kurz beschreiben wie Ihr Arbeitsalltag aussieht?

In meinem aktuellen Beruf bin ich verantwortlich für die Projektentwicklung von Leitungsbauprojekten im Höchstspannungsnetz (220/380 kV, „Stromautobahn“) der TransnetBW GmbH bis zum Erhalt der öffentlich-rechtlichen Genehmigung. Ich verantworte den gesamten Planungs- und Genehmigungsprozess, erstelle Genehmigungsanträge und betreue die langwierigen Genehmigungsverfahren im engen Kontakt zu Behörden und Trägern öffentlicher Belange. Dabei beauftrage, koordiniere und steuere ich diverse externe Dienstleister sowie interne Projektteams im Zuge der Planungsprozesses. Darüber hinaus liegen das Termin-, Qualitäts- und Budgetmanagement in meinem Aufgabenbereich.

 

Sie hatten bereits leitende Funktionen in ihrem bisherigen Berufsleben. Welche Fähigkeiten sind Ihrer Meinung nach wichtig, um derartige Positionen zu meistern?

Als Teilprojektleiter verantworte ich die mir zugeordneten Arbeitspakete im Projekt. Dabei ist eine regelmäßige Kommunikation mit allen Projektpartnern bzw. Mitgliedern des Projektteams aus den verschiedensten Disziplinen (Recht, Technik, Natur- und Artenschutz, Wirtschaftlichkeit etc.) von großer Bedeutung. Die Komplexität besteht oftmals darin, das Gesamtprojekt in seiner Gänze zu erfassen und dabei die einzelnen Teile eines Projektes zu verknüpfen. Hierbei ist es oftmals schwierig, die jeweiligen Anforderungen der verschiedenen Fachbereiche für alle nachvollziehbar aufzubereiten und jeden für die jeweiligen Problemstellungen zu sensibilisieren.

Ähnliche Fähigkeiten muss auch eine Führungskraft mitbringen. Es gilt, die jeweiligen Stärken und Schwächen seiner Mitarbeiter zu erkennen und diese entsprechend einzusetzen bzw. weiterzuentwickeln. Dafür stellt wiederum Kommunikation die wichtigste Basis dar. Eine Führungskraft sollte m.E. eine eher familiäre Atmosphäre (kurze Wege, gutes Arbeitsklima etc.) zu seinen Mitarbeitern schaffen, wobei die Grenzen zwischen Berufs- und Privatleben gewahrt bleiben muss. Dies stellt zumeist eine Gradwanderung dar. Des Weiteren sollte eine Führungskraft auch fachlich kompetent sein, um bei Fragen kurzfristig Hilfestellung geben zu können.

 

Welche Zukunft sehen Sie für die (erneuerbare) Energiebranche?

Erneuerbare Energien sind der Grundstein der künftigen Energieversorgung. Es gilt dabei einen ausgewogenen Mix der erneuerbaren Energieträger zu schaffen, um die gesteckten Klimaziele erreichen zu können und dennoch eine zuverlässige und sichere Energieversorgung zu gewährleisten. Gerade die neuen Bestrebungen der Bundesregierung sowie jüngste Klima-Bewegungen machen sich insbesondere am Jobmarkt der Erneuerbaren Energien bemerkbar: die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften ist derzeit enorm.

 

Welche Chancen sehen Sie hier für Geograph:innen?

Im Bereich der Erneuerbaren Energien trifft man häufig auf Geographen. Gerade in Projektmanagement-Tätigkeiten sind diese sehr gefragt. Grund hierfür ist m.E., dass Geographen in der Regel ein sehr gutes Verständnis für komplexe übergeordnete Strukturen haben. Sie sind in der Lage Sachverhalte zu verknüpfen, zu einem Gesamtkonstrukt zusammenzuführen und potenzielle Probleme schnell zu erkennen bzw. zu lösen. Gerade diese Soft Skills sind sehr gefragt.

 

Was war die größte Herausforderung in Ihrem ersten Job?

Nachdem meine erste berufliche Station in einer sehr kleinen Firma war, hatte ich nach sehr kurzer Zeit bereits viel Verantwortung in den jeweiligen Projekten zu tragen. Dies ist einerseits ein Zeichen von Anerkennung, bringt jedoch andererseits auch einen gewissen Druck mit sich, mit welchem man als 22-jähriger Berufsanfänger erstmal umgehen muss. Im Nachhinein bin ich jedoch froh darüber, da mich eben diese Verantwortung in meiner persönlichen Entwicklung enorm vorangebracht hat.

Darüber hinaus benötigt man im Bereich der Wärme- und Stromversorgung auch ein gewisses technisches Verständnis. Sich dieses während des Jobs anzueignen, stellt zumeist eine der ersten Hürden dar. Sofern man sich gegenüber anderen Fachdisziplinen aber nicht verschließt, ist dies alles machbar. Man sollte sich in diesem Zusammenhang auch bewusst machen, dass niemand erwartet „man könne schon alles von der ersten Sekunde an“.

 

Sie haben direkt nach dem Bachelorabschluss angefangen zu arbeiten. Würden Sie es heute anders machen?

Während des 4. bzw. 5. Semesters meines Studiums ist mir bewusst geworden, dass ich nach meinem Bachelorabschluss direkt den Einstieg ins Berufsleben meistern möchte und Erfahrung sammeln will. So war ich umso erfreuter, als mir der Job während meiner Tätigkeit als Bachelorand angeboten wurde. Ich würde es auf jeden Fall auch wieder so machen. Grund hierfür ist, dass Berufserfahrung ab einem gewissen Zeitpunkt bedeutend wichtiger ist als bspw. die damalige Fachrichtung des Studiums. Das sehe ich allein schon daran, wie verschieden die Hintergründe meiner Arbeitskollegen (Geographen, Wirtschaftsingenieure, Elektrotechnikingenieure, Infrastrukturplaner etc.) im gleichen Tätigkeitsbereich sind. Gerade im Projektmanagement ist es meines Erachtens enorm, welcher Fachrichtungsvielfalt man im Berufsleben über den Weg läuft.

 

Was gefällt Ihnen besonders gut bzw. weniger gut an Ihrer Branche?

Der Bereich der Erneuerbaren Energien sowie auch der Stromversorgung ist enorm vielfältig. Man kommt mit verschiedensten Fachbereichen in Kontakt und muss sich immer neue Lösungen einfallen lassen. Langweilig wird einem hier nicht. Zudem sind diese Arbeitsfelder sehr zukunftsträchtige Branchen, welche gute Entwicklungsmöglichkeiten und langfristig sichere Jobs bieten.

Leider stellen insbesondere die Genehmigungsverfahren oftmals sehr langwierige Prozesse dar. Auch längere „Durststrecken“ mit ggf. weniger Erfolgserlebnissen bzw. Meilenstein-Abschlüssen dürfen einen hier nicht abschrecken.

 

Sie wussten anfangs nicht, in welche Richtung Sie gehen wollen. Wie haben Sie das herausgefunden?

Ich habe mich zunächst darüber informiert, in welchen Branchen man als Geograph gut Fuß fassen kann. Dabei hat mir geholfen, sich mit Absolventen bzw. Studierenden höherer Semester auszutauschen, um spätere Jobchancen zu identifizieren. Danach führt m.E. kein Weg daran vorbei, erste eigene Erfahrungen durch Praktika und Werkstudententätigkeiten zu sammeln und so die einem liegende Fachrichtung zu finden (und sein Netzwerk zu erweitern!).

 

Sie haben sich für ein kleines Unternehmen entschieden. Wo sehen Sie die Vorteile/Nachteile?

Vorteile in einem kleinen Unternehmen sind vor allem die kurzen Wege zu Vorgesetzten/Kollegen und das familiäre Arbeitsklima. Jeder hilft jedem und das ohne lange Wege gehen zu müssen. Auch erhält man schnell die Möglichkeit Verantwortung zu übernehmen. Das hat mir sehr in meiner persönlichen Entwicklung geholfen. Zudem besteht in kleinen Firmen die Chance, sich in verschiedenste Bereiche einzubringen und fachlich breit aufzustellen/zu entwickeln. Dies dürfte in einem Großkonzern mit vielen Spezialisten/Fachteams oftmals schwer sein.

Nachteil kann natürlich sein, dass man in einem kleineren Unternehmen ggf. strapazierfähiger sein muss. Anders als in einer großen Firma kann die vorhandene Arbeit nicht ohne Weiteres von anderen Kollegen einfach mitgemacht/auf diese umverteilt werden, sodass man auch mit Phasen von Überstunden und Mehrbelastung rechnen muss. Auch sind die Aufstiegsmöglichkeiten in einer kleineren Firma eher begrenzt. Es gibt weniger hierarchisch höher angesiedelte Stellen, welche zumeist für längere Zeiträume besetzt sind. Deshalb werden kleinere Firmen häufig auch als Sprungbrett genutzt, was oft zu einem höheren Personalwechsel führt.

 

Haben Sie noch einen Rat an die Studierenden für die Studienzeit?

Schafft euch bereits im Studium große Netzwerke. Egal in welchem Fachbereich sind persönliche Kontakte für spätere Berufsoptionen Gold wert. Sie erleichtern euch den Einstieg und eröffnen häufig auch Optionen auf „hidden jobs“, die ggf. nicht öffentlich ausgeschrieben sind bzw. auf die ihr euch bspw. aufgrund der Stellenbeschreibung bzw. -anforderungen von selbst nicht beworben hättet.

Des Weiteren kann ich nur dazu raten das vorhandene Weiterbildungs- bzw. Studienangebot zu nutzen. Bspw. Excel-Kurse, Sprachkurse oder andere (ggf. auch fachfremde) Schulungen können euch später sehr weiterhelfen und sind zudem (fast immer) kostenlos. Dagegen kostet jede Weiterbildung im späteren Berufsleben (z.T. nicht gerade wenig) Geld. Vor allem ist aber die Zeit für eine Weiterbildung während eines Vollzeit-Jobs begrenzt. Man muss hier deutlich mehr Abstriche in Kauf nehmen, als dies während des Vollzeit-Studiums der Fall ist. Kommen dann noch familiäre Verpflichtungen hinzu, wird die freie Zeit noch weniger.

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