Raimer Jochims: Wandrelief, 1989
Über das Kunstwerk
Beschreibung
Im Treppenhaus des Rechenzentrums hängt rechter Hand das Gemälde von Raimer Jochims: eine Spanplatte, zu einer geometrischen Figur geschnitten und mit Acrylfarbe bemalt. Die Form erinnert an ein ungleichmäßiges Trapez, dessen oberer Rand kreissegmentartig ausgebrochen ist. Die Farbe wurde mit einem Spachtel aufgetragen, wirkt aber dennoch transparent. Durch den Schwung der oberen Kante und die Farbgebung, die dort am hellsten wird, erscheint das Objekt fast schwebend. Wendet man sich zur gegenüberliegenden Wand, sieht man eine weitere Malerei von Jochims. Auch dieses Werk steht auf seiner kürzesten Seite. Der höchste Punkt springt über die Standlinie hinaus, so dass das Gebilde nach links zu streben scheint und somit einen labilen Eindruck vermittelt. Drei Kanten dieses Objekts sind gebrochen, wodurch bewegte, gezackte Umrisse entstehen. Deshalb wirkt diese Tafel schwerer und erdiger als das Gegenüber.
Vertiefende Betrachtung
Jochims möchte mit dem Gegensatz von geometrischen und amorphen Formen, der seine konzeptuelle Malerei prägt, zwischen dem architektonischen Umraum und dem Leben in ihm vermitteln. Die Ausfaserung der Spanplatte an den gebrochenen Rändern bewirkt eine Belebung und Intensivierung des Formeindrucks. Auch die modulierende Malerei mit dem Spachtel sowie die Verbindung von lasierendem, deckendem und pastosem Farbauftrag unterstützen die kompositorische Spannung seiner Gemälde. (Text: Claudia Mussinger/ )
Werkdaten
Acryl auf Spanplatte, Bild Ostwand: 0,98 x 1,10 m, Bild Westwand: 1,20 x 1,20 m
Lage
Rechenzentrum, Treppenhaus
Raimer Jochims
(*1935 Kiel), langjähriger Rektor der Städelschule in Frankfurt am Main (1971 –1985), ist Maler, Philosoph und Kunstwissenschaftler. Seit 1961 arbeitete er an der Konzeption chromatischer Malerei, wodurch er die Faszination der Farbe für sich entdeckte. Seine kunsttheoretischen Vorträge thematisieren immer wieder den Aspekt der „Identitätserfahrung“. Jochims sagt, dass sich diese Identitätserfahrung in allen Kulturen der Erde finden lässt und sich über die Sinne des Menschen manifestiert. „Die zentrale Frage für meine Arbeit ist: Was fördert Leben? In meiner Arbeit ist es die Farbe, denn ich male immer Farbverläufe. Diese Verläufe sind Leben. Alles, was wir erleben, geschieht in Verläufen. Zu den täglichen Verläufen gehört für mich die Dämmerung, das ist für mich ein großes Glück.“ (Zitat aus:
https://www.evolve-magazin.de/blog/raimer-jochims/)