Jürgen Goertz: Archiva 87, 1989
Über das Kunstwerk
Beschreibung
Die Plastik „Archiva 87“ ist als Bestandteil der Fassade am Haupteingang des Staatsarchivs Augsburg positioniert, gegenüber dem zentralen Eingangsplatz der Universität Augsburg. In der schlichten Fassade fällt die „Archiva 87“ durch die Grünfärbung der patinierten Bronze wie auch durch ihre Gliederung in drei Grundelemente auf: Kopf auf Kubus, Skala mit Ei und Kugel – alle mit einem Rohr verbunden. Dominant ist der surreal-abstrakte Frauenkopf, der auf einem Natursteinkubus mit umlaufenden Schnittrillen steht. Auffällig ist das Spiel mit den Gesichtselementen: Das linke Augenlid ist halb geöffnet und zeigt Zähne, wohingegen aus dem linken Mundwinkel ein Auge blickt. Die Stirn entpuppt sich bei seitlicher Betrachtung als aufgeschlagenes Buch. In den Sockel der Büste ist ein Männerporträt eingelassen, das an Albert Einstein erinnert. In ihrer Ausgestaltung lässt die „Archiva“-Büste an die Gemälde Arcimboldos denken, mit denen sie den verschmitzten Witz und die skurrile Fusion konträrer Einzelteile zu einem Gesicht gemeinsam hat. Vom Hinterkopf der Plastik führt ein Rohr scheinbar durch den architektonisch vorhandenen Betonpfeiler nach unten in eine Kugel. Zwischen der Kugel und der „Archiva“-Büste ist eine weiße Skala zu sehen, auf der Zahlen von 1 bis 10 angebracht sind. Diese Skala ist bis knapp über die Traufe hochgeführt und endet mit einem übergroßen Ei.
Vertiefende Betrachtung
Angesichts der Skala und der an einen Sammelbehälter erinnernden Kugel mag man an ein Sinnbild der Zeit denken. Die Verbindung von Kopf und Kugel mitten durch ein Architekturelement des Staatsarchivs verweist symbolhaft auf das stete Hin und Her zwischen archiviertem und verwendetem Wissen. (Text: Florian Arnold/ Quellen)
Werkdaten
Bronze, Naturstein, diverse Materialien, Gesamthöhe: 9,50 m, Höhe Kopf: 1,55 m, Kubus: 1,00 x 1,00 x 1,00 m, Durchmesser Kugel: 1,00 m
Lage
Staatsarchiv, Haupteingang – gegenüber des zentralen Eingangsplatzes der Universität Augsburg
Jürgen Goertz
(*1939 Albrechtshagen, Posen, heute: Czeluscin, Polen) studierte und lehrte an der Kunstakademie Karlsruhe. Sich
selbst stellt er so vor: „Unakademisch, undogmatisch, bis geradezu anarchisch gehe ich in meiner künstlerischen Arbeit mit Form, Inhalt, Stil und Material um. Nicht die obligatorische, artifizielle Ferne zwischen Kunstwerk und Betrachter macht meine Abstraktion von der Realität aus, im Gegenteil, meine überspannte Direktheit des Allesdarstellungswürdigen versetzt den Kunstgenießer oder-verächter in den oft berauschenden aber auch verwirrend erregenden Akt des Nachvollzugs künstlerischer Empfindung und Gestaltung.“(Zitat aus:
www.juergen-goertz.info/biographie-in-eigener-sache/)