Manichäisches Psalmbuch

Kritische Edition der Sonntagspsalmen sowie der beiden folgenden Psalmengruppen des ersten Teils des koptisch-manichäischen Psalmenbuchs.

 

Zusammenfassung

 

Die Manichäismusforschung wird noch immer wesentlich durch die Erschließung neuer Handschriftenfunde vorangetrieben. Zu den wichtigsten Funden zählt die aus sieben Kodizes in koptischer Sprache bestehende manichäische Bibliothek von Medinet Madi im Faijum (Ägypten), die Ende der zwanziger Jahre im Antikenhandel auftauchte und heute zu etwa gleichen Teilen in der Berliner Papyrussammlung sowie in der Chester Beatty-Library, Dublin, aufbewahrt wird. Wesentliche Teile des Medinet Madi-Fundes sind jedoch nach wie vor unpubliziert. Von besonderer Bedeutung für die Forschung ist dabei das manichäische Psalmenbuch, eine umfangreiche Sammlung von nach verschiedenen Kriterien zu Gruppen zusammengestellten Psalmen, die zu den unterschiedlichsten Anlässen im Kult einer koptisch-manichäischen Gemeinde des 4./5. Jh.s Verwendung fanden. Der erste Teil des Psalmenbuchs ist bislang nur in einer Faksimile-Edition von Søren Giversen aus dem Jahr 1988 zugänglich, ansonsten aber, abgesehen von der vorläufigen Publikation weniger Einzeltexte, nach wie vor unpubliziert.

Im Rahmen der Series coptica des mittlerweile von der Union académique internationale und der UNESCO geförderten Projektes Corpus fontium manichaeorum (hg. von A. Van Tongerloo, H. Van Oort, und S.N.C. Lieu) ist eine vollständige Neu- bzw. Erstedition des Psalmenbuches in Vorbereitung. Zielsetzung dieses Projektes ist es, eine kritische, diplomatische Edition und deutsche Übersetzung von drei Psalmengruppen für die Series coptica des CFM zu erarbeiten. Es handelt sich dabei um die Gruppe der "Sonntagspsalmen" (Nr.n 119-130) sowie um die beiden direkt folgenden Psalmengruppen, die die Nr.n 131-135 und 136-149 umfassen und keinen eigenen Gruppentitel in der Handschrift tragen. Die Edition wird nach dem Vorbild der bisherigen Bände des CFM einen doppelten kritischen Apparat sowie eine deutsche Übersetzung auf der jeweils gegenüberliegenden Seite bieten. Außerdem wird sie den Wort- und Morphembestand des Textes der drei Psalmengruppen in vollständigen Indizes erfassen.

 

Förderung

 

Das Projekt wurde vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst sowie der Universität Augsburg durch eine wissenschaftliche Mitarbeiterstelle gefördert und dient dem Abschluß des Forschungsprojektes im Rahmen des Heisenberg-Stipendiums des Projektleiters.
 

Publikation

 

Im Kontext dieses Projekts wurde ein Psalm auf der Arbeitstagung "Vom Syrischen zum Alttürkischen, Fragen zur Übersetzung von manichäischen Texten", 29.-30. September 2011, Adademie der Wissenschaften zu Göttingen, Kommission für manichäische Studien, Societas Uralo-Altaica, vorgestellt. Der Vortrg erschien als: J. Kristionat, G. Wurst, „Ein Hymnus auf die Lichtjungfrau‟, in: J. Laut, K. Röhrborn (Hrsg.), Vom Aramäischen zum Alttürkischen. Fragen zur Übersetzung von manichäischen Texten (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Neue Folge, 29), Berlin: De Gruyter, 2013, 187-198.

 

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