Press release 20/23 - 22.03.2023

Studierende setzen Präventionsprojekte in der Region und an der Universität Augsburg um

Interdisziplinäre Handlungskompetenz fürs Berufsleben

Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention stehen im Mittelpunkt eines interdisziplinären Projektes, in dem Erziehungswissenschafts- und Medizinstudierende sich gemeinsam Handlungskompetenz im Bereich Gesundheitsförderung und Prävention für ihren späteren Berufsweg erarbeiten und gleichzeitig Initiativen zur Gesundheitsförderung in der Universität, der Stadt und der Region Augsburg anstoßen.  Das Projekt ist eine Initiative des Lehrstuhls für Medizindidaktik und Ausbildungsforschung sowie des Lehrstuhls für Pädagogik. Kooperationspartner sind die AOK Bayern und die „Gesundheitsregionenplus“ des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege.  Im Wintersemester 2022/2023 sind nun erste Projekte für die Stadt Augsburg, die Landkreise Augsburg und Aichach-Friedberg sowie die Universität von den Studierenden umgesetzt worden, es geht um Suizidprävention, Schülergesundheit, Seniorenberatung und riskanten Internetkonsum von Studierenden.

Gesundheit fördern und Krankheiten vorbeugen: Im interdisziplinären Projekt an der Universität erarbeiten sich Studierende Handlungskompetenz Colourbox.de


Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention stehen im Mittelpunkt eines interdisziplinären Projekts, das zum Ziel hat, Handlungskompetenzen von Studierenden im Bereich Gesundheitsförderung und Prävention aufzubauen. Medizin- und Erziehungswissenschaftsstudierende erfahren gemeinsam, wie die interdisziplinäre Zusammenarbeit im Netzwerk einen Beitrag für die Förderung der Gesundheit der Gesellschaft leisten kann. Von den erworbenen Kompetenzen sollen später im Berufsleben ihre Patientinnen und Patienten sowie Klientinnen und Klienten profitieren.

Das für Deutschland innovative Projekt „Gesundheitsförderung im Studium. Interdisziplinär studieren, interprofessionell handeln“ (G.i.S.) ist eine Initiative des Lehrstuhls für Medizindidaktik und Ausbildungsforschung der Medizinischen Fakultät (Prof. Dr. Thomas Rotthoff) und des Lehrstuhls für Pädagogik der Philosophisch-Sozialwissenschaftlichen Fakultät (PD Dr. Petra Götte am Lehrstuhl von Prof. Dr. Matthes) der Universität Augsburg.

Vier konkrete Projekte haben die Studierenden im vergangenen Wintersemester 2022/2023 mit ihren jeweiligen Kooperationspartner:innen umgesetzt, die in sehr verschiedene Bereiche der Gesundheitsförderung und Prävention im kommunalen und universitären Setting hineinwirken.

Psychische Gesundheit Jugendlicher stärken, Suizide vermeiden

Eine Projektgruppe führte mit Schülerinnen und Schülern aus den achten und neunten Klassen eines Augsburger Gymnasiums Workshops zur psychischen Gesundheit und Suizidprävention durch. Suizid ist nach Studienlage die zweithäufigste Todesursache bei jungen Menschen zwischen 15 und 25 Jahren, über ein Drittel aller Jugendlichen berichten in Befragungen über Suizidgedanken.

Die Studierenden führten mit den Schulklassen den vom ‚Netzwerk Suizidprävention in Sachsen‘ entwickelten und vielfach evaluierten Präventionsworkshop HEYLiFE durch. Dessen Ziele sind Warnsignale und Handlungsalternativen erkennen können, die Motivation zu steigern, bei psychischen Notlagen Hilfsangebote in Anspruch zu nehmen sowie die Entstigmatisierung von seelischen Erkrankungen. Die Projektgruppe arbeitete mit der Arbeitsgemeinschaft Suizidprävention für Jugendliche und junge Erwachsene in Augsburg & Schwaben und der Gesundheitsregionplus der Stadt Augsburg zusammen.

Internetsucht im Studium

Maßnahmen zur Prävention riskanter Internetznutzung für Studierende erarbeitete eine zweite Projektgruppe in Kooperation mit dem Gesundheitsmanagement der Universität Augsburg. Studierende sind im Vergleich zu Gleichaltrigen stärker gefährdet, eine Internetsucht zu entwickeln. Und tatsächlich ergab eine Befragung, die im Rahmen des Forschungsprojektes unter Studierenden durchgeführt wurde, bei 65 Prozent der Erziehungswissenschafts- und bei 41 Prozent der Medizinstudierenden an der Universität Augsburg ein riskantes oder schädliches Nutzungsverhalten.

Die Studierendengruppe organisierte in Zusammenarbeit mit der Prävention & Suchthilfe NEON in Rosenheim sowie dem Fachgebiet Medien- und Internetsucht der Caritas in Augsburg einen interaktiven Vortragsabend zum Thema „riskante Internetnutzung bei Studierenden“ für Mitstudierende. Um hier weitere wirksame Präventionsaktivitäten entwickeln zu können, reflektierte die Projektgruppe ihre Maßnahme mit dem Ansatz soziallagenbezogener Gesundheitsförderung. Diese setzt darauf, die Adressatinnen und Adressaten der Maßnahmen in ihrem jeweiligen sozialen Setting gleichsam abzuholen. Im Fall der Studierenden sind weiterführend z.B. regelmäßige Informationsveranstaltungen zum Thema sowie handyfreie Zonen Maßnahmen im Setting Universtiät, die erfolgversprechend sein können.

Zur Arbeit von Seniorenbeauftragten

Eine weitere Studierendengruppe befragte kommunale Seniorenbeauftragte im Landkreis Aichach-Friedberg zu ihren Tätigkeiten. Seniorenbeauftragte haben vielfältige Aufgaben als Mittlerinnen, Hilfeleistende, Berater und Vertreterinnen und Vertreter von älteren Menschen, sind jedoch ehrenamtlich tätig. Eine umfassende Befragung dieser Beauftragten ergab eine Vielzahl von Informationen zu deren Aufgaben, die bislang so umfassend und in dieser Tiefe noch nicht vorlagen. Ihre Situation ist je nach Kommune sehr unterschiedlich, ihrer Wirksamkeit sind vor allem durch die Konstruktion als Ehrenamt Grenzen gesetzt.

Die Studierenden identifizierten Maßnahmen, die die Arbeit der Seniorenbeauftragten erleichtern und effektiver gestalten könnten. Das wären beispielsweise eigene Räumlichkeiten, stärkere Unterstützung beim Umgang mit Verwaltungsvorgängen und eine bessere Finanzierbarkeit von altersgerechtem Wohnen. Ferner wären eine stärkere Wertschätzung ihrer Tätigkeit, eine gut finanzierte Seniorenpolitik auf Kommunalebene und das Etablieren von Mehrgenerationen bzw. Quartierskonzepten Mittel, die die Arbeit der Seniorenbeauftragten wirksamer machen könnten.

Kooperationspartner war hier die Arbeitsgruppe „Gesund älter werden“ der Gesundheitsregionplus im Landkreis Aichach-Friedberg sowie das Sachgebiet Senioren, Pflege, Menschen mit Behinderung am Landratsamt Aichach-Friedberg. Die Ergebnisse werden dort in verschiedenen Gremien, u.a. auch der Bürgermeisterdienstbesprechung, vorgestellt und beraten.

Jugendgesundheit: was brauchen Schülerinnen und Schüler?

Gesundheitsförderung an Schulen ist dem Landkreis Augsburg ein wichtiges Thema, knapp 130 unterschiedliche Präventions- und Gesundheitsförderungsangebote gibt es dort. Inwieweit das Angebot aber die tatsächlichen Bedarfe und Wünsche von Schülerinnen und Schülern deckt, war bislang unklar. Die Studierenden des G.i.S.-Projekts haben nun, in Kooperation mit dem Landkreis, mit Schülervertretungen von sechs weiterführenden Schulen im Landkreis bereits bestehende Angebote an den Schulen abgefragt, deren Wünsche erhoben und mögliche weiterführende Maßnahmen diskutiert. Dazu gehören die Bereitstellung von Obst- und Gemüsekisten in den Schulen oder das Anbieten von Kochunterricht als Wahlfach.

Beim Thema Medienkompetenzerziehung fühlen sich die Schülerinnen und Schüler noch unzureichend gestärkt, hier soll es weitere Angebote in Form von Workshops und Vorträgen geben. Die Befragungen ergaben ferner, dass die Schüler und Schülerinnen sich vertiefte Angebote zur Suchtprävention und zum Umgang mit psychischem Stress wünschen. Die von den Studierenden erhobenen Daten und Auswertungen wird der Landkreis Augsburg nun in einer kommunalen Arbeitsgruppe diskutieren und bei der weiteren Maßnahmenplanung berücksichtigen.

Über das Projekt

Das Projekt „Gesundheitsförderung im Studium. Interdisziplinär studieren, interprofessionell handeln“ wird von der AOK Bayern über drei Jahre nach §20a SGB V finanziell gefördert. Auch im nächsten Wintersemester sollen wieder studentische Projekte im Bereich Gesundheitsförderung und Prävention erarbeitet und umgesetzt werden. Mit der Projektarbeit lernen und erwerben die Studierenden nicht nur eigene Handlungskompetenzen, sie leisten gleichzeitig bereits aktiv gesellschaftliche Beiträge für die Verbesserung der Gesundheit in Universität und der Region Augsburg.
Das Projektteam © University of Augsburg

Wissenschaftlicher Kontakt

Team Ausbildungsforschung – Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Drittmittel Forschungsprojekt "Gesundheitsförderung im Studium"
Faculty of Medicine

Medienkontakt

Corina Härning
Deputy Media Officer
Communications and Media Relations

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