Den Synapsen beim Denken zusehen

 

Prof. Dr. Katrin Willig hat seit dem 1.1.2024 die Professur für Zelluläre und Molekulare Bildgebung in der Anatomie inne und forscht an hochauflösenden Mikroskopieverfahren, die zum Beispiel neue Einblicke in die Arbeitsweise von Synapsen geben, welche die Denkprozesse im Gehirn steuern.

In den letzten Jahren hat sich die Lichtmikroskopie sehr stark verändert und neue, superauflösende Methoden haben sich in den meisten biologischen Forschungseinrichtungen etabliert. Damit werden nun molekulare Prozesse in lebenden Zellen oder kleinen Organismen mit einer extrem hohen Auflösung auf der sogenannten Nanoebene sichtbar; ein Nanometer entspricht dabei einem Millionstel Millimeter. „Frau Professorin Willig ist eine weltweit anerkannte Pionierin im Bereich der superauflösenden Mikroskopie. Ihre bahnbrechenden Forschungen haben gezeigt, dass man biologische Prozesse in lebenden Zellen und Geweben mithilfe von neuartiger Lichtmikroskopie sichtbar machen kann, was zuvor lange unmöglich war“, würdigt Medizin-Dekanin Prof. Dr. Martina Kadmon die Neuberufene. Willig wurde dafür vom Karolinska-Institut in Stockholm mit dem Lennart-Nilsson-Preis für Außerordentliche Bildgeberinnen und Bildgeber in der Wissenschaft ausgezeichnet.

Forschung an der Schnittstelle von Physik und Neurobiologie

Synapsen sind Nervenzellen im Gehirn, die miteinander verschaltet sind und damit Signale übertragen. Sie bilden das Fundament wichtiger Aufgaben des Gehirns, wie Lernen oder Gedächtnis. „In meiner Forschung untersuche ich Proteine, denen bei dieser Übertragung von Signalen im Gehirn eine Schlüsselfunktion zukommt. Wir können die Anordnung dieser Proteine und auch deren zeitliche Veränderungen durch unsere neue, superauflösende Mikroskopie sichtbar machen und bekommen dabei völlig neue Erkenntnisse, beispielsweise wie sich Umweltveränderungen bei Nervenzellen auswirken und welche Folgen dies für das Gehirn hat“, erklärt die Physikerin. Gleichzeitig arbeitet sie mit ihrem Team kontinuierlich an der Verbesserung der Mikroskopieverfahren und entwickelt ihre Technik zielgerichtet weiter.

Zur Person

Prof. Dr. Katrin Willig studierte Physik an Universität Würzburg und der University of New Mexico in Albuquerque (USA). Promoviert wurde sie an der Universität Heidelberg beim Nobelpreisträger Prof. Dr. Stefan Hell (Nobelpreis für Chemie 2014) über ihre Forschung am Max-Planck-Institut für Biophysikalische Chemie. Ab 2014 leitete sie eine Nachwuchsgruppe am Zentrum für Mikroskopie im Nanometerbereich und Molekularphysiologie des Gehirns und am Max-Planck-Institut für Multidisziplinäre Naturwissenschaften in Göttingen. Infolge ihrer Forschungen im Bereich Superauflösender Mikroskopie ist Willig an mehreren Patenten beteiligt. Seit dem 1. Januar 2024 hat sie die Professur für Zelluläre und Molekulare Bildgebung in der Anatomie an der Medizinischen Fakultät der Universität Augsburg inne.

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