Solidarität ist ein Schlüsselbegriff unserer Gegenwart – und ein zentrales Problem unserer Zukunft. Denn es ist strittig, wie moderne Gesellschaften angesichts ihrer transnationalen Verflechtung knappe Güter gerecht verteilen sollten. Umfassende Prozesse der Ökonomisierung sozialer Beziehungen machen es umso dringender, die globale Bedeutung von Solidarität in Geschichte, Gegenwart und Zukunft umfassend zu untersuchen. Das ist der Gegenstand des Projekts, das transnational und interdisziplinär angelegt ist und vor allem auf die Kooperation zwischen Geschichtswissenschaft, Philosophie/Theologie und Soziologie setzt.

 

Der Begriff der Solidarität verweist auf eine spezifisch moralische Qualität menschlicher Beziehungen: Auf die Bereitschaft, sich für andere zu engagieren ohne dabei primär eigene Interessen zu verfolgen oder dazu rechtlich verpflichtet zu sein. Solidarität erwächst aus einem Gefühl der Zusammengehörigkeit unterschiedlicher Gruppen von Menschen und dem Bedürfnis, dem anderen in Notlagen zu helfen. Der Begriff beschreibt in historischer, sozialwissenschaftlicher wie philosophischer Hinsicht einen zentralen Mechanismus sozialer Integration. Er gehört, seit Ende des 19. Jahrhunderts, zu den Kernbestandteilen der internationalen Arbeiterbewegung und der katholischen Soziallehre – und zugleich war Solidarität immer auch politischer Kampfbegriff, machtvolle Ressource und ideologisches Konstrukt. Gemeinsam mit Prof. Michael Reder (Hochschule der Jesuiten, München) und Prof. Stephan Lessenich (LMU München) untersucht das Projekt sozial- und geisteswissenschaftliche Semantiken, Praktiken und Normen der Solidarität vom 19. bis ins 21. Jahrhundert. Ein besonderes Interesse gilt der Geschichte transnationaler Bewegungen der Solidarität.

 

Lehrstuhlinhaber
Neuere und Neueste Geschichte
Praktiken der Solidarität

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