Proteste finden in jüngster Zeit große öffentliche Aufmerksamkeit. Sie scheinen zum Normalfall politischer Kommunikation in der medialen Demokratie geworden zu sein. Das geplante Projekt fragt im historischen Längsschnitt und in synchroner, Länder und Kulturen übergreifender Perspektive nach kulturellen, personellen, politischen sowie institutionellen Ressourcen von Protest, nach ihrem Wandel im Laufe der Zeit und nach ihren Folgen. Es greift auf bewährte Ansätze und Methoden der geistes-, sozial- und kulturwissenschaftlichen Protestforschung zurück, strebt aber zugleich eine systematische Erweiterung nicht nur des Themenspektrums, sondern auch der methodischen Zugänge und der disziplinären Beteiligung an der Protestforschung an.

 

Stärker als bisher in der Protestforschung üblich sollen Zugänge erstens der Wirtschaftswissenschaften in die Protestforschung integriert (vor allem der Entrepreneurship-Forschung), zweitens klassisch historische Methoden stärker gewichtet (Biographie, Prosopographie) und drittens ethnologische Ansätze in Hinblick auf die Protestforschung systematisch erprobt werden (Feldforschung, teilnehmende Beobachtung). Das Projekt stützt sich auf das analytische Konzept des „politischen Unternehmertums“ (political entrepreneurship), das hier zum ersten Mal für historische und kulturwissenschaftliche Fragestelllungen fruchtbar gemacht wird.

 

Ziel ist es, neue Perspektiven auf die Entstehung und Ermöglichung von Protest zu eröffnen sowie nach den Chancen und Hindernissen der Institutionalisierung von Protestbewegungen zu fragen. Zugleich werden vergleichend (überwiegend medial vermittelte) Ausdrucksformen und die Herausbildung spezifischer nationaler und transnationaler bzw. internationaler Protestkulturen, Protestgemeinschaften und Proteststile untersucht. Ein eigenes Buchprojekt des Projektleiters fragt nach den Folgen von Protest für demokratische Entscheidungsprozesse in einer breiten chronologischen und geographischen Perspektive, die auch Länder und Kulturen jenseits des historischen Westens einbeziehen wird.


 

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