Das Jakob-Fugger-Zentrum und die DFG-Netzwerkgruppe "Emanzipation nach der Emanzipation" trauert um Prof. em. Itta Shedletzky

Das Jakob-Fugger-Zentrum und die DFG-Netzwerkgruppe Emanzipation nach der Emanzipation. Jüdische Literatur, Philosophie und Geschichte von 1900 bis heute trauert um Prof. em. Itta Shedletzky (1943-2023)

 

 

© University of Augsburg

Im Sommersemester 2013 hatte Prof. Itta Shedletzky die erste internationale Gastprofessur am Jakob-Fugger-Zentrum inne. Wie kaum eine andere verkörperte sie in ihren Forschungen und ihrem Leben den Gedanken der Transdisziplinarität und -nationalität.

In Zürich geboren und zur Schule gegangen – Max Lüthi war einer ihrer Deutschlehrer -, ging sie als junge Frau nach Jerusalem, um dort an der Hebrew University Geschichte und Anglistik zu studieren. Ihre Dissertation zu deutsch-jüdischen Zeitschriften im 19. Jahrhundert entstand bei dem Historiker Jakob Katz. Für ihre Lehrtätigkeit wechselte sie an die Germanistische Abteilung der Hebrew University, ihre Forschungsprojekte verfolgte sie am Franz-Rosenzweig-Zentrum. Itta Shedletzky hat an zwei umfangreichen Editionsprojekten zu zentralen Figuren der deutsch-jüdischen Kultur- und Literaturgeschichte – Gershom Scholem und Else Lasker-Schüler – mitgewirkt. Sie verfasste einschlägige, inzwischen kanonisch gewordene Texte zu Kernfragen der deutschsprachig-jüdischen Literatur und Philosophie, so ihren Essay „Tradition und Existenz“ und andere.

An die Universität Augsburg kam sie auch in den folgenden Jahren regelmäßig zu Vorträgen und Lehrveranstaltungen. 2017 war sie im Rahmen eines Jakob-Fugger-Konzeptlabors an der Gründung der Arbeitsgruppe „Emanzipation nach der Emanzipation. Jüdische Literatur, Philosophie und Geschichte von 1900 bis heute“ beteiligt. Die Gruppe wird seit 2022 als DFG-Netzwerk gefördert. Seit 2018 treffen sich deutsche und israelische Nachwuchswissenschaftler:innen und Expert:innen zweimal jährlich zu Workshops und Tagungen, während der Corona-Pandemie wurde die Zusammenarbeit im Hybrid-Format fortgesetzt. Itta Shedletzky war bei jedem Arbeitstreffen mit dabei.

Die Netzwerk-Gruppe verliert mit Itta Shedletzky eine Gelehrte, der ein profundes, umfangreiches Wissen zur Verfügung stand und die über einen ungewöhnlich weitgespannten Horizont verfügte. Großzügig ließ sie alle daran teilhaben. Sie regte zu Gesprächen und einem Weiterdenken an, das von ‚letzten Worten‘ nicht viel hielt. Die Netzwerk-Gruppe wird in diesem Sinne ihre Arbeit fortsetzen.

Bettina Bannasch und George Kohler, im Namen der Mitglieder der Arbeitsgruppe

 

 

Search