Pressemitteilung 19/22 - 21.03.2022

Asthma und Magen-Darm-Erkrankungen hängen zusammen

Studie der Universität Augsburg findet Hinweise auf eine ursächliche Beziehung

Menschen mit Asthma entwickeln häufig im Laufe ihres Lebens auch Störungen des Magen-Darm-Trakts. Forschende der Universität Augsburg fanden nun Hinweise auf einen ursächlichen Zusammenhang. Demnach erhöht eine Asthmaerkrankung in der Kindheit das Risiko für eine Refluxerkrankung, Magengeschwüre und Reizdarm. Die Studie stützt sich auf die Auswertung von Daten mehrerer hunderttausend Europäerinnen und Europäer. Sie ist in der Zeitschrift BMC Medicine erschienen.

Menschen mit Asthma entwickeln häufig im Laufe ihres Lebens auch Störungen des Magen-Darm-Trakts. Adobe Stock

Die Forschenden nutzten für ihre Analyse eine besondere statistische Methode. Dazu schauten sie sich den Zusammenhang zwischen der Erbinformation und einer Asthmaerkrankung sowie Problemen des Verdauungstrakts an. Wenn die genetischen Informationen auf eine ganz charakteristische Weise mit beiden Erkrankungen zusammenhängen, können Schlussfolgerungen über die Ursache-Wirkungs-Beziehung gezogen werden. „In Anlehnung an den Entdecker der Vererbungs-Gesetze Gregor Mendel sprechen wir von einer Mendelschen Randomisierungsstudie“, erklärt Dr. Dennis Freuer. Der Statistiker am Lehrstuhl für Epidemiologie der Universität Augsburg ist Erstautor der Publikation.

 

Die Forschenden werteten Daten zweier großer genetischer Studien aus, GWAS genannt (das Kürzel steht für „genomweite Assoziationsstudie“). In einer GWAS wird das komplette Erbgut (das Genom) hunderttausender Menschen nach Änderungen durchforstet, die mit einer bestimmten Krankheit assoziiert sind. „Wir haben eine GWAS zum Asthma mit Erbinformationen von rund 300.000 Frauen und Männern untersucht sowie eine zu Magen-Darm-Erkrankungen, die mehr als 450.000 Personen umfasste“, sagt Freuer.

 

Zusammenhang mit Jugend-Asthma

 

Die Augsburger Forschenden kombinierten nun diese Daten auf eine Weise, dass sie daraus Rückschlüsse auf den Zusammenhang beider Krankheiten ziehen konnten. „Wir konnten dadurch zeigen, dass Menschen, die in ihrer Jugend an Asthma erkranken, später auch öfter eine Refluxerkrankung, Magengeschwüre oder einen Reizdarm entwickeln“, erklärt Prof. Dr. Christine Meisinger vom Lehrstuhl für Epidemiologie. „Das Asthma hängt dabei ursächlich mit Störungen des Verdauungstraktes zusammen.“ Dieser Zusammenhang gilt nicht für Formen der Asthma-Erkrankung, die sich erst im Erwachsenenalter manifestieren. Im Gegenzug verringerte sich bei den Betroffenen zudem das Risiko für entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn.

 

Ungeklärt ist noch, auf welche Weise Lunge und Verdauungstrakt bei diesen Erkrankungen wechselwirken. „Um diese Frage zu beantworten, benötigen wir weitere Studien“, betont Meisinger. Dennoch ist das Ergebnis auch aus Sicht der Betroffenen von großer Relevanz. Einerseits lenkt es den Blick auf einen Zusammenhang, der langfristig zu einem besseren Verständnis beitragen könnte, wie Asthma und Magen-Darm-Erkrankungen entstehen. „Außerdem zeigt unsere Studie, dass wir bei Kindern mit Asthma genauer hinsehen sollten, um bei ihnen später auftretende Magengeschwüre oder Reizdarm schon im Frühstadium zu diagnostizieren und gegebenenfalls rechtzeitig zu behandeln“, sagt Meisinger.

 

Publikation:

Freuer, D., Linseisen, J. & Meisinger, C. Asthma and the risk of gastrointestinal disorders: a Mendelian randomization study. BMC Med 20, 82 (2022).

 

  Link zur Publikation

Unsere ForscherInnen

Dr. rer. biol. hum. Dennis Freuer M.Sc.
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Epidemiologie
Prof. Dr. med. Christine Meisinger
Stellvertretende Lehrstuhlleitung
Epidemiologie

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