Pressemitteilung 67/25 - 28.05.2025

Umgang mit Geld als Unterrichtsthema

Finanzbildung an Schulen stärken: 1,2 Millionen Euro Forschungsförderung vom BMBF für die Universität Augsburg

Die finanzielle Bildung an weiterführenden allgemeinbildenden Schulen nachhaltig zu stärken und dabei insbesondere die Qualifizierung von Lehrkräften wissenschaftlich fundiert und praxisnah weiterzuentwickeln, ist Ziel eines neuen Forschungs- und Transferprojekts der Universität Augsburg. Es wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit rund 1,2 Millionen Euro gefördert. Ausgangspunkt und ein wesentliches Element ist eine große internationale Meta-Analyse, die zeigt, welche Maßnahmen wirksam sind. Daraus werden im nächsten Schritt konkrete Bildungsangebote für die Lehrkräftebildung erarbeitet.
Symbolbild © AdobeStock

„Financial Literacy und Lehrkräfteprofessionalisierung“ – kurz FiLi – wird unter Leitung von Prof. Dr. Karin Aschenbrücker, Professorin für Wirtschafts- und Berufsdidaktik und wissenschaftliche Di-rektorin des Zentrums für LehrerInnenbildung und interdisziplinäre Bildungsforschung (ZLbiB), und Prof. Dr. Andreas Rathgeber, Professor für Applied Data Analysis und Vizepräsident für Bildungserfolg – Lehre und Studium, durchgeführt.  Beteiligt sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Bereichen Bildungsforschung: Dr. Verena Schurt und Dr. Zuzana Münch-Manková; sowie aus dem Bereich Applied Data Analysis: Dr.-Ing. Jerome Geyer-Klingeberg.

„Das Faszinierende am Thema Finanzbildung ist, dass es alle Personen in der Gesellschaft adressiert: finanzielle Entscheidungen müssen alle Menschen über die gesamte Lebensspanne immer wieder treffen. Nicht selten werden diese Entscheidungen jedoch eher intuitiv statt auf einer überlegten Planungsgrundlage getroffen, da das Thema leider bisher unzureichend im allgemeinbildenden Bildungssektor und in der Lehrkräftebildung verankert ist,“ begründet Karin Aschenbrücker ihre Motivation. „Besonders spannend ist das Thema gerade jetzt, da der komplex strukturierte Finanzsektor unter den Bedingungen zunehmender digitaler Transformation besondere Chancen und Herausforderungen für Nutzer auf allen Ebenen hervorbringt.“  

Ökonomische Allgemeinbildung

Finanzielle Bildung befähigt Menschen, fundierte Entscheidungen im Umgang mit Geld zu treffen und aktiv an einer zunehmend komplexen (Wirtschafts-)Welt teilzuhaben. Als Teil der ökonomischen Allgemeinbildung leistet sie einen entscheidenden Beitrag zur Chancengerechtigkeit, wirtschaftlichen Stabilität und zum gesellschaftlichen Wohlstand. Angesichts demografischer, wirtschaftlicher und globaler Herausforderungen wird Finanzkompetenz immer wichtiger – etwa im Hinblick auf private Vorsorge, veränderte Erwerbsbiografien oder die Vielfalt an Finanzprodukten.

„Ausgangspunkt und wesentliches Element der Forschung im Projekt ist die systematische Meta-Analyse internationaler empirischer Studien zur Wirksamkeit finanzieller Bildung (Financial Education) auf die finanzielle Kompetenz (Financial Literacy) von Lernenden“, führt Andreas Rathgeber aus. Durch die methodisch kontrollierte Zusammenführung und statistische Aggregation dieser Forschung entsteht eine evidenzbasierte Entscheidungsgrundlage, die weit über Einzelstudien hinausreicht: Sichtbar wird, unter welchen Bedingungen Bildungsmaßnahmen tatsächlich Wirkung entfalten und welche Faktoren ihre Wirksamkeit fördern oder hemmen. Damit entsteht ein umfassender Überblick über den internationalen Forschungsstand als Grundlage für bildungspolitische Entscheidungen in der Lehrkräftebildung in allen drei Phasen der Professionalisierung.

Meta-Analyse als Kompass

Die Meta-Analyse fungiert dabei als eine Art Kompass: sie bündelt verstreutes Wissen, filtert relevante Erkenntnisse und liefert eine belastbare Grundlage für wirksame Bildungsentscheidungen. Die gewonnenen Erkenntnisse werden in einer öffentlich zugänglichen Plattform zur Nutzung bereitgestellt, in einem digitalen Ergebnistool aufbereitet und so in den wissenschaftlichen und bildungspolitischen Diskurs eingebracht.

Zugleich sind die Resultate eine Grundlage und Anschlussstelle für die Konzeption von evidenzbasierten Bildungsangeboten für Lehrkräfte. Mittelpunkt ist hier die anwendungsbezogene Entwicklung und trans-ferorientierte Erprobung innovativer, fachdidaktisch fundierter Qualifizierungsmodule für Lehrkräfte der Sekundarstufen I und II. In enger Zusammenarbeit mit Bildungspartnerinnen und -partnern und orientiert am OECD- Kompetenzrahmen wird so ein praxisnaher Zugang zur Förderung finanzieller Bildung im Unterricht geschaffen.

Die Ergebnisse des Projekts leisten einen Beitrag zur lebensphasenübergreifenden Verbesserung finanzieller Bildung und stärken gezielt die Professionalisierung von Lehrkräften – ein zentraler Hebel zur langfristigen Verankerung ökonomischer Teilhabe und zur Förderung von Bildungsgerechtigkeit. 

FiLi verbindet Forschung und Anwendung

Dabei werden die Ziele der breit angelegten BMBF-Förderrichtlinie „Forschung zu finanzieller Bildung“ in FiLi zentral adressiert: Im Fokus stehen der Aufbau einer wissenschaftlich fundierten Grundlage für eine nachhaltige Implementation finanzieller Bildung an allgemeinbildenden Schulen, die Stärkung finanzieller Kompetenz über alle Bildungsetappen hinweg und damit zusammenhängend auch die Weiterentwicklung einer Finanzbildungsstrategie in Deutschland.

Dem Projekt kommt für die Erreichung dieser Ziele seine spezifische Anlage besonders zugute: Die enge Verknüpfung wissenschaftlicher Zugänge verschiedener Disziplinen. In seiner evidenzbasierten und zugleich interdisziplinären, anwendungsbezogenen und transferorientierten Ausrichtung – an der Schnittstelle von Bildungswissenschaften, Wirtschafts- und Berufsdidaktik, Wirtschaftswissenschaften, Finanz- und Informationsmanagement – verbindet FiLi Wissenschaft, Forschung und Praxis wirksam miteinander.

Lücke in Lehrplänen

Bislang ist finanzielle Bildung in Deutschland unzureichend in schulischen Curricula und in der Lehrkräftebildung verankert. In FiLi wird diese Lücke adressiert und interdisziplinär, anwendungsorientiert bearbeitet: Bildungsforschung, Lehrkräfteprofessionalisierung und Bildungspraxis werden themenbezogen verbunden, um perspektivisch ökonomische Teilhabe insbesondere junger Menschen zu ermöglichen. Lehrkräfte sollen künftig auf der Basis fundierter wissenschaftlicher Erkenntnisse besser in der Lage sein, Schülerinnen und Schüler auf die zunehmend komplexeren Anforderungen (nachhaltiger) finanzieller Entscheidungen vorzubereiten.

Im Projekt werden mit der öffentlich zugänglichen Forschungsdatenbank und dem interaktiven Ergebnistool neue Standards in der bildungsbezogenen Meta-Forschung gesetzt. Die im Projekt entwickelten Qualifizierungsmodule können in Studium, Referendariat und Fortbildung eingesetzt werden und bieten damit eine weitere Option zur phasenübergreifenden Lehrkräftebildung.

Finanzielle Bildung befähigt Menschen, fundierte Entscheidungen im Umgang mit Geld zu treffen und aktiv an einer zunehmend komplexen (Wirtschafts-)Welt teilzuhaben. Als Teil der ökonomischen Allgemeinbildung leistet sie einen entscheidenden Beitrag zur Chancengerechtigkeit, wirtschaftlichen Stabilität und zum gesellschaftlichen Wohlstand. Angesichts demografischer, wirtschaftlicher und globaler Herausforderungen wird Finanzkompetenz immer wichtiger – etwa im Hinblick auf private Vorsorge, veränderte Erwerbsbiografien oder die Vielfalt an Finanzprodukten.

Bundesinitiative „Finanzielle Bildung“

Im Rahmen der ressortübergreifenden Initiative „Finanzielle Bildung“, die das Bundesministerium der Fi-nanzen (BMF) und das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gemeinsam umsetzen, fördert das BMBF gezielt Forschung zur Finanziellen Bildung mit dem Ziel, auf einer soliden Datenbasis zunehmend evidenzbasierte Lernangebote zu etablieren, die Menschen in allen Lebensphasen unterstützen. Damit trägt die Initiative nicht nur zur persönlichen Selbstbestimmung, sondern auch zur gesellschaftlichen Verantwortung im Umgang mit finanziellen Ressourcen bei. Die Forschungsförderung ist programmatisch in die empirische Bildungsforschung des BMBF eingebettet – mit dieser Förderlinie wird ein zentraler Impuls gesetzt, um Bildungsbarrieren gezielt abzubauen und die Bildungsgerechtigkeit über alle Lebensphasen hinweg nachhaltig zu stärken.

Neben der Förderung von Forschung konzentriert sich die Initiative auf die Erarbeitung einer nationalen Finanzbildungsstrategie und die Schaffung einer zentralen Finanzbildungsplattform zur Bündelung und Vernetzung von Angeboten in diesem Bereich, um die von der OECD empfohlenen Strategien für die Bundesrepublik Deutschland zu erarbeiten.

Zahlen und Fakten zum Förderprogramm: Metavorhaben Finanzielle Bildung (MetaFin)

Im Förderprogramm „Forschung zu finanzieller Bildung“, das Teil des Rahmenprogramms Empirische Bildungsforschung (EBF) ist, forschen 73 Teilprojekte in neun Einzelvorhaben und 19 Verbundprojekten. Angesiedelt sind die Projekte in verschiedenen Fachgebieten, so zum Beispiel Wirtschaftspädagogik, Erziehungswissenschaften, Sozialpädagogik, Finance und VWL. Daneben sind sieben Projektpartnerinnen und -partner aus der Praxis vertreten. Ein Großteil der Projekte wird mit einer Laufzeit von drei Jahren gefördert; einzelne Vorhaben sind auf zwei bzw. auf vier Jahre angelegt.

Das Metavorhaben Finanzielle Bildung, das im Herbst 2024 gestartet ist, soll vor allem zur Vernetzung der Forschungsprojekte beitragen, Ergebnisse zusammenführen und zu Kooperation anregen. Weitere geplante Aktivitäten sind u. a. der Aufbau und die Umsetzung eines Clearinghouse Finanzbildungsforschung, eine anwendungsorientierte Zeitschrift für Finanzbildung sowie verschiedene Formate der Wissenschaftskommunikation, u. a. Podcasts.

  • Projektlaufzeit: 01.04.2025 bis 31.03.2028
  • Fördersumme: ca. 1,2 Millionen Euro
  • Fördermittelgeber: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)

 

Wissenschaftlicher Kontakt

Prof. Dr. Karin Aschenbrücker
Universitätsprofessorin
Wirtschafts- und Berufsdidaktik

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Medienkontakt

Corina Härning
Stellvertretende Pressesprecherin
Stabsstelle Kommunikation & Marketing

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