Pressemitteilung 114/25 - 21.10.2025

Digitale Gesundheitsanwendungen zeigen vielversprechende Vorteile für die psychische Gesundheit

Meta-Analyse zeigt Symptomverbesserung bei Angststörungen und Depressionen

Digitale Gesundheitsanwendungen verbessern Symptome bei Angststörungen und Depressionen bis zu sechs Monate nach der Anwendungsphase. Dies zeigt eine jüngst im Fachmagazin BMJ Mental Health veröffentlichte Meta-Analyse von Forschenden des Lehrstuhls für Digital Health Communication der Universität Augsburg und der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Sie untersuchten, wie effektiv Gesundheits-Apps für die psychische Gesundheit sind.

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Die Forschenden fanden heraus, dass selbst kurze Programme von weniger als sechs Wochen zu anhaltenden Verbesserungen bis zu einem halben Jahr führen können. In einem soganannten systematischen Review, einer wissenschaftlichen Methode, die alle relevanten Studien zu einer Forschungsfrage identifiziert, bewertet und zusammenfasst, analysierten sie die Wirkung von zwei Typen mobiler Gesundheitsanwendungen: so genannte Just-in-Time Adaptive Interventions (JITAIs) und Ecological Momentary Interventions (EMIs).

„Digitale Interventionen wie JITAIs und EMIs bieten personalisierte psychologische Unterstützung im Lebensalltag“, sagt Ulrike von Lützow aus Bamberg, Erstautorin der Studie. „In unserem Review haben wir Studien inkludiert, die diese Gesundheitsinterventionen in Alltagssituationen von Menschen mit und ohne psychische Krankheitssymptome experimentell testen.“

Kleine Interaktionen im Alltag

Die Apps setzen dabei gezielt Impulse, die Nutzerinnen und Nutzer zur passenden Zeit erreichen – etwa durch eine Erinnerung an eine Atemübung, eine kurze Reflexionsaufgabe oder das Erfassen der aktuellen Stimmung. Durch die Einbindung solcher Mikro-Interaktionen in den Alltag – meist über Smartphones, Smartwatches oder andere mobile Geräte – können psychologische Strategien, wie sie etwa aus der kognitiven Verhaltenstherapie oder Achtsamkeitstrainings bekannt sind, flexibel und niedrigschwellig unterstützt werden.

EMIs greifen dabei in festen Intervallen oder nach vorgegebenen Abläufen in den Alltag ein, beispielsweise wenn eine App jeden Abend um 20 Uhr an eine kurze Dankbarkeitsübung erinnert. JITAIs hingegen reagieren dynamisch auf die jeweilige Situation der Nutzerinnen und Nutzer: Eine App könnte etwa dann eine Atemübung vorschlagen, wenn sie über Sensoren oder Aktivitätsmuster erkennt, dass der Puls erhöht ist oder sich gewohnte Routinen ändern.

Signifikante Verbesserung bei Angst und Depression

Das in BMJ Mental Health veröffentlichte Systematic Review mit Meta-Analyse untersuchte 23 internationale Studien mit insgesamt 2.563 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Während die Auswirkungen auf allgemeines psychisches Wohlbefinden – wie Lebenszufriedenheit oder Selbstwirksamkeit – moderat waren, zeigten sich signifikante Verbesserungen bei Symptomen von Angststörungen und Depressionen. Die Analysen zeigten zudem, dass selbst kürzere, stark personalisierte Programme besonders wirksam sein können, um langfristige Verbesserungen zu erzielen. „Das deutet darauf hin, dass schon eine kurze, aber gezielte digitale Unterstützung ausreichen kann, um nachhaltige Effekte anzustoßen“, sagt Nathalie L. Neuendorf, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Digital Health Communication.

Die Ergebnisse unterstreichen das Potenzial mobiler Gesundheitstechnologien als Ergänzung zur klassischen Therapie: „Diese Interventionen können professionelle Unterstützung im Alltag zugänglicher und skalierbarer machen. Gleichzeitig brauchen wir klarere Standards für die Entwicklung und Erprobung solcher Tools“, erklärt Lehrstuhlinhaber Prof. Dr. Sebastian Scherr. Zukünftig sollten digitale Interventionen anhand transparenter Entscheidungsregeln, etwa für den Zeitpunkt und die Häufigkeit solcher Impulse, einheitlicher bewertet werden können. Dies würde dazu beitragen, die Konsistenz klinischer Studien sowie die Vergleichbarkeit der Ergebnisse zu erhöhen.

Die Veröffentlichung

Von Lützow, U., Neuendorf, N. L., & Scherr, S. (2025). Effectiveness of just-in-time adaptive interventions for improving mental health and psychological well-being: A systematic review and meta-analysis. BMJ Mental Health, 28(1), e301641. https://doi.org/10.1136/bmjment-2025-301641

 

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