Die Medizin von morgen
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„Die Uniklinik kommt!!!“ – drei Ausrufezeichen, handschriftlich festgehalten vom damaligen Ministerpräsidenten Horst Seehofer im Februar 2009. Ein Satz, niedergeschrieben ins Goldene Buch der Stadt Augsburg, der zur Initialzündung wurde. Für die Universität bedeutete er den Aufbruch in eine neue Ära – für die Region das Versprechen einer besseren medizinischen Versorgung. „Die Stimmung damals war elektrisierend“, erinnert sich Universitätspräsidentin Prof. Sabine Doering Manteuffel. Doch es blieb nicht beim symbolischen Akt. 2013 erklärte Seehofer in seiner Regierungserklärung das Projekt zur Chefsache. Innerhalb weniger Wochen wurden an der Universität Arbeitsgruppen gebildet, 2014 entstand das Zentrum für Interdisziplinäre Gesundheitsforschung (ZIG). „Uns war klar: Wir werden Gestalter dieser Neugründung sein!“, erinnert sich Universitätspräsidentin Prof. Dr. Sabine Doering-Manteuffel.
Im Zentrum der Gründung stand eine wissenschaftliche Vision, die mehrfach durch den Wissenschaftsrat gewürdigt wurde. Die Universität Augsburg nutzte diesen Moment für eine klare Positionierung. Unter externer wissenschaftlicher Begleitung definierte sie eigene Forschungsschwerpunkte: Medical Information Sciences und Environmental Health Sciences. Damit setzte sie früh Akzente in zwei Feldern, die für die Medizin der Zukunft zentral sind. Von Beginn an stand ebenso eine weitere Vision im Mittelpunkt: eine patientennahe,
praxisorientierte Ausbildung, die konsequent mit aktueller Spitzenforschung verknüpft ist. Im Oktober 2015 wurde der Antrag beim Wissenschaftsrat gestellt – die entscheidende Hürde im Gründungsprozess. Fast ein Jahr später, im Juli 2016, gab das Gremium grünes Licht, die Fakultät wurde im November 2016 vom Universitätsrat offiziell errichtet. 2017 folgte die Berufung von Prof. Martina Kadmon zur Gründungsdekanin, 2018 startete der Studiengang Medizininformatik. 2019 begann der Modellstudiengang Humanmedizin – der erste in Bayern, der Fächergrenzen auflöst, früh Praxiserfahrung vermittelt und auf moderne Lehrmethoden setzt. Am 1. Januar 2019 ging das Klinikum in staatliche Trägerschaft über und wurde zum Universitätsklinikum. 2023 kam der Studiengang Hebammenwissenschaft hinzu.
Heute gilt Augsburg als einer der dynamischsten Standorte universitärer Medizin in Deutschland. Rund 700 Studierende profitieren von einem Studienkonzept, das wissenschaftliche Kompetenz mit gesellschaftlicher Verantwortung verbindet. Forschung und Lehre sind interdisziplinär verzahnt, die Kooperation mit dem Universitätsklinikum und den anderen Fakultäten ist eng.
Die Erfolge sind messbar: Die ersten Absolventinnen und Absolventen des Modellstudiengangs setzten sich 2024 im Zweiten Abschnitt des Medizinischen Staatsexamens bundesweit mit Bestnoten an die Spitze aller Medizinischen Fakultäten in Deutschland. Für Dekanin Prof. Dr. Martina Kadmon der Beleg, dass das Konzept trägt: „Im Zentrum des Modellstudiengangs steht das Ziel, dass Studierende Handlungs- und Entscheidungskompetenzen auf der Basis von fundiertem Wissen und wissenschaftlicher Evidenz entwickeln“, erläutert die Dekanin der Medizinischen Fakultät. Der Aufbau war ein Kraftakt. Neue Gebäude mussten entstehen, Personal gewonnen, Studiengänge entwickelt werden. Die Universitätsleitung und die Fakultät arbeiten Hand in Hand: „Wir haben moderne Lehr- und Forschungsflächen geschaffen, renommierte Köpfe nach Augsburg geholt und gleichzeitig einen Studiengang konzipiert, der interdisziplinär ausgerichtet ist und Fächergrenzen überwindet“, so Doering-Manteuffel.
Und der Weg geht weiter: Der Baustart 2020 für den Medizincampus läutete eine neue Ära ein. Mit dem Lehrgebäude, fertiggestellt im Sommer 2024, und dem Institut für Theoretische Medizin, das 2026 in Betrieb geht, hat der Campus ein neues Herzstück erhalten. Das Zentrum für Integrative und Translationale Forschung folgt in den 2030er-Jahren. Parallel wächst die Einbindung in nationale Netzwerke – vom Zentrum für Tumorerkrankungen bis zur Medizininformatik-Initiative. Die Universität Augsburg hat sich zum Ziel gesetzt, in ihrer Gesamtheit eine der führenden Netzwerkuniversitäten zu werden. Universität, Fakultät und Klinikum sind eng verbunden. „Mit den Forschungsschwerpunkten Medical Information Sciences und Environmental Health Sciences haben wir frühzeitig und sehr erfolgreich die für unsere Zukunft wichtigen Felder besetzt und mit dem Green Office der Universität sowie dem Zentrum für Klimaresilienz, das wir 2020 gegründet haben, weiter wissenschaftlich profiliert“, sagt die Präsidentin.
Ebenso eng ist das Verhältnis zum Universitätsklinikum Augsburg. „Unsere Medizinische Fakultät ist ein lebendiges Beispiel dafür, wie eine Universität durch Eigeninitiative und enge Partnerschaft mit dem Universitätsklinikum sowie einem gemeinsamen Verständnis, dass Forschung, Lehre und Krankenversorgung eine gemeinsame Aufgabe sind, eine moderne, zu kunftsorientierte Medizinausbildung ermöglicht“, erklärt Dekanin Kadmon.
Und weiter: „Wir setzen auf interdisziplinäre Forschung, die sowohl der Wissenschaft als auch der Gesellschaft zugutekommt.“ Die Universität ist bereits heute in bedeutenden Verbünden vertreten – etwa im Nationalen Zentrum für Tumorerkrankungen (NCT), im Netzwerk Universitätsmedizin, im Deutschen Zentrum für Psychische Gesundheit und in der Medizininformatik-Initiative. Der erfolgreiche Aufbau ist zugleich Basis für die Zukunft: Der Neubau eines Universitätsklinikums steht an, weitere Forschungszentren werden geplant. Dabei gestaltet die Universität mit ihrer hervorragenden Medizinischen Fakultät aktiv mit, wie Forschung, Lehre und Versorgung weiterentwickelt werden. Was 2009 mit drei Ausrufezeichen begann und 2016 Wirklichkeit wurde, ist ein Modell für die Zukunft universitärer Medizin: vernetzt, interdisziplinär, nah am Menschen. Oder, wie Doering-Manteuffel es formuliert: „Die Universitätsmedizin Augsburg ist Ausdruck unseres Selbstverständnisses – wissenschaftlich an der Spitze, gesellschaftlich engagiert und mutig im Aufbruch.“
mr
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