Pressemitteilung 186/15 - 18.11.2015

Gottes Wort deutsch

Ein interakademisches Projekt der Mittelaltergermanistik zum "Österreichischen Bibelübersetzer" mit zwölfjähriger Laufzeit und einem Gesamtbudget von knapp 4,5 Millionen Euro

Augsburg/FL/KPP - Die Gemeinsame Kommission von Bund und Ländern (GWK) hat auf ihrer letzten Sitzung ein zum größten Teil an der Universität Augsburg durchzuführendes interakademisches Projekt mit einer Laufzeit von zwölf Jahren (2016 bis 2027) und einem Jahresbudget von 370.000 Euro beschlossen. Der Augsburger Antragsteller Prof. Dr. Freimut Löser (Lehrstuhl für Deutsche Sprache und Literatur des Mittelalters) hat es gemeinsam mit Prof. Dr. Jens Haustein (Universität Jena) und PD Dr. Martin Schubert (Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften) konzipiert.
 

Die Bibel oder Teile daraus wurden bekanntlich schon vor Martin Luther mehrmals ins Deutsche übersetzt. Bereits im 14. Jahrhundert erstellte ein namentlich unbekannter Autor, den man nach dem Fundort der meisten Manuskripte als „Österreichischen Bibelübersetzer“ bezeichnet, eine umfangreiche und kommentierte deutsche Version, die als wohl bedeutendste Leistung auf diesem Gebiet gelten darf. Besonderheit und Bedeutung der bisher nur zum kleinsten Teil wissenschaftlich edierten Texte liegen in ihrer sprachlichen Geschmeidigkeit, in der weitgehenden Vollständigkeit und in der begleitenden Kommentierung, die das Textverständnis fördert, aber auch bei der Lektüre steuert. Außergewöhnlich ist, dass als Übersetzer ein Laie tätig war, der zudem das Recht der Laien auf die Bibel in der Volkssprache vehement verteidigte. Er stand dabei an zwei Fronten in Auseinandersetzungen: Er setzte sich von zeitgenössischen "ketzerischen" Übersetzungen ab und er musste sich gegen konservative Angriffe zur Wehr setzen.

Zeitgemäße Edition

Die Edition, die endlich den Zugang zu diesem Werk eröffnen wird, soll sowohl in gedruckter Form als auch in einer digitalen Version erscheinen. So wird sowohl der Referenztext in einer stabilen Form angeboten, als auch eine Vielfalt von Recherchen ermöglicht. Edition und Kommentar werden durch eine Reihe von Untersuchungen und Tagungen begleitet werden.
 

Dank an die Mitantragsteller und ans Jakob-Fugger-Zentrum

An der Universität Augsburg, an die ca. 75 Prozent der Arbeitsstellen gehen, ist die Einrichtung einer Forschungsstelle mit mehreren Nachwuchsforschern geplant. "Mein Dank," so Löser, "gilt besonders meinen beiden Mitantragstellern für die großartige Zusammenarbeit, aber auch dem Jakob-Fugger-Zentrum der Universität Augsburg, das die Antragstellung durch ein Fellowship gefördert hat."
 

Wie die Bayerische Akademie der Wissenschaften mitteilt, hat die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern (GWK) beschlossen, das Projekt "Der Österreichische Bibelübersetzer. Gottes Wort deutsch" ab 2016 zu fördern. Es wird gemeinsam von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften durchgeführt werden. Die Bewilligung erfolgte im Rahmen des von Bund und Ländern finanzierten Akademienprogramms, das von der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften koordiniert wird. Es dient der Erschließung, Sicherung und Vergegenwärtigung des kulturellen Erbes und ist eines der größten geisteswissenschaftlichen Forschungsprogramme der Bundesrepublik Deutschland. Seine Projekte sind, der Mitteilung der Akademie zufolge, gekennzeichnet von wissenschaftlicher Exzellenz, zeitgemäßen Digitalisierungskonzepten, einer Open Access Strategie, kontinuierlichen Qualitätskontrollen, der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und der Weiterqualifizierung des Personals.

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