Personale Identität zwischen Animalismus und Simple View
Als EU-Stipendiat arbeitet der Warschauer Philosoph Dr. Mariusz Grygianiec mit Augsburger Kollegen am Projekt „The Ontology of Personal Identity“
Augsburg/UM/KPP - Als Gast von Prof. Dr. Uwe Meixner arbeitet Dr. Mariusz Grygianiec von der Universität Warschau als Marie Skłodowska-Curie Fellow der EU in Augsburg derzeit an dem Projekt „The Ontology of Personal Identity“. Eingebunden in dieses am Lehrstuhl für Philosophie mit dem Schwerpunkt Analytische Philosophie und Wissenschaftstheorie (Prof. Dr. Uwe Voigt) angesiedelte Forschungsprojekt ist das gesamte Augsburger Institut für Philosophie, „denn es geht dabei um Aspekte sowohl der theoretischen als auch der praktischen Philosophie“, so Meixner. Personale Identität ist für unser Leben von zentraler Bedeutung. „Dass beispielsweise die Person, die jetzt zur Tür hereinkommt, ein und dieselbe ist wie die, der wir gestern auf der Straße begegnet sind - dieses Bewusstsein ist uns völlig natürlich“, erläutert Meixner. Wichtiger als diese Selbstverständlichkeit sei aber, dass ohne ein solches Bewusstsein von personaler Identität über die Zeit hinweg die Grundlage dafür fehlen würde, Verantwortung zuzuschreiben, Versprechen zu geben oder Verpflichtungen einzuhalten. Meixner: „Ohne die implizite Voraussetzung, dass wir in unseren alltäglichen Verrichtungen dieselben Personen bleiben - wenn auch nicht immer ausgestattet mit denselben Eigenschaften -, wäre unser Leben, wie wir es kennen, nicht möglich.“ Doch was genau bedeutet es, dass Personen über die Zeit hinweg identisch persistieren, dass sie als dieselben fortdauernd bestehen bleiben? Worin besteht diese ihre personale Identität? Zwei prominente philosophische Auffassungen dazu sind der Animalismus und der sogenannte „Simple View“. Für den Animalismus ist die Persistenz der Person im Grunde nichts anderes als die Persistenz des menschlichen Tiers. Personale Persistenz wird hier allein schon durch die kausale und raumzeitliche Kontinuität der Lebensprozesse des jeweiligen Organismus definiert. Gemäß dem „Simple View“ hingegen beruht die Persistenz der Person auf der Wahrung ihrer strikten numerischen Identität, wobei diese Identität gerade nicht als durch kausale und raumzeitliche Beziehungen definierbar erachtet wird und keine Sache der bloßen Kontinuität ist. Der „Simple View“ ist demzufolge ein nichtreduktiver Zugang zu Personen, ein Zugang, der Personen nicht in Lebensprozessen aufgehen lässt. Beide Auffassungen der Person werden normalerweise als einander diametral entgegengesetzt angesehen. Das Hauptziel des Projekts ist es aber, zu untersuchen, ob es eine Variante des Animalismus gibt, die sich mit einer Form des ‚Simple View' vereinbaren ließe“, erläutert Meixner und meint weiter: „Ein positives Resultat dieser Untersuchungen wäre bedeutsam für die philosophische Anthropologie und für Ethik und Bioethik, dort insbesondere für die Fragen, die den Anfang und das Ende des Lebens betreffen.“ "Wir freuen uns sehr, dass wir bei unseren Studien dank der EU-Förderung intensiv mit unserem Warschauer Kollegen Mariusz Grygianiec zusammenarbeiten können. Seine Expertise im Kontext des Themas 'Personale Identität' ist hervorragend", betont Meixner. Die Marie Skłodowska-Curie Fellowships, die dem polnischen Philosophen den einjährigen Forschungsaufenthalt am Institut für Philosophie der Universität Augsburg ermöglichen, sind ein Förderinstrument des Rahmenprogramms Horizon 2020, das seit 2014 alle forschungs- und innovationsrelevanten Förderprogramme der Europäischen Kommission zusammenführt.Animalismus versus „Simple View“
Animalismus und „Simple View“?