Gefängnisse, Favelas und Grenzräume
Der brasilianische Soziologe Hermílio Santos über methodische Zugänge zu schwierigen Forschungsfeldern
Augsburg/RK/KPP – Wie erforscht man unter schwierigsten Bedingungen – z. B. in den Gefängnissen oder Elendsvierteln Brasiliens – biographische Erfahrungen von Gewalt? Und inwieweit lassen sich die Ergebnisse solcher Forschungen dokumentarfilmerisch darstellen? Zu diesen Fragen wird am 31. Januar 2018 der Soziologe Prof. Dr. Hermílio Santos vom Centro de Análises Econômicas e Sociais (CAES-PUCRS) in der Reihe „Sozialwissenschaftliche Gastvorträge“ referieren, um im Rahmen der zweistündigen Veranstaltung zugleich seinen jüngsten Film „Infância Falada“ vor- und zur Diskussion zu stellen. Der von Santos und Kamila Almaid 2016 produzierte Dokumentarstreifen handelt von Kindern in Favelas – in jenen Armenvierteln, die in den Randlagen der großen Städte Brasiliens informell geduldet wuchern. In seinem der Vorführung des Films vorausgehenden Vortrag erläutert Santos, wie er die Sozialphänomenologie und die Soziologie Alfred Schütz‘ als Grundlagen für seine Forschungen über biographische Erfahrungen von Gewalt in unterschiedlichen sozialen Kontexten Brasiliens nutzt. In diesem Zusammenhang diskutiert er die Möglichkeiten und Grenzen von Methodenkombinationen beim soziologischen Zugang zu solch schwierigen Forschungsgegenständen sowie die Möglichkeiten der Ergebnisdarstellung im Genre eines Dokumentarfilmes. Prof. Dr. Hermílio Santos, Jahrgang 1966, promovierte 1998 an der Freien Universität Berlin im Fach Politologie. Seit 2002 arbeitet er als Professor für Soziologie am Fachbereich Sozialwissenschaften der Pontifícia Universidade Católica do Rio Grande do Sul (PUCRS) in Porto Alegre. Er ist Vize-Präsident des Research Committee "Biography and Society" der International Sociological Association (ISA) sowie Mitglied des Executive Comitees des International Alfred Schutz Circle. Seine Forschungsschwerpunkte sind jugendliche Gewalterfahrung, Engagement von Frauen in Kriminalität und Delinquenz, narrative und biographische Interviews, subjektive Interpretation der Lebenswelt sowie die von Alfred Schütz (1899 – 1959) begründete Phänomenologische Soziologie von Alfred Schütz. Zurzeit beschäftigt sich seine Forschung mit direkten und indirekten Erfahrungen von jugendlicher Gewalt, insbesondere mit Blick auf junge Frauen in Süd-Brasilien. Vortrag von Prof. Dr. Hermílio Santos (CAES-PUCRS, Porto Alegre, Brasilien) mit Vorführung des Dokumentarfilms „Infância Falada“ Prof. Dr. Reiner Keller
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___________________________________Gefängnisse, Favelas und Grenzräume
Mittwoch, 31. Januar 2018, 18.00 bis 20.00 Uhr
Universität Augsburg, Phil.-Soz. Fakultät, Universitätsstraße 10 (Gebäude D), Raum 2106
Eintritt frei, Anmeldung nicht erforderlich
Vortrag in deutscher Sprache, Film im Original mit deutschen Untertiteln
____________________________________Ansprechpartner:
Lehrstuhl für Soziologie
Telefon 0821/598-4095
reiner.keller@phil.uni-augsburg.de