Pressemitteilung 64 - 19.10.2020

Umwelt und Gesundheit: Ausbau des Forschungschwerpunkts

Der umweltwissenschaftliche Experte für organische Aerosol, Prof. Dr. Christoph Knote, übernimmt neu eingerichteten Lehrstuhl an der Medizinischen Fakultät.

Augsburg/ARS – Verschmutzte Luft hat zahlreiche Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit. Der Umweltwissenschaftler Prof. Dr. Christoph Knote wird sich auf dem neu eingerichteten Lehrstuhl für Model-based Environmental Exposure Science an der Medizinischen Fakultät der Universität Augsburg mit menschengemachter und natürlicher Luftverschmutzung befassen. Ziel ist es, den gesamten Kreislauf von der Entstehung des Aerosols über seine Interaktionen mit der Atmosphäre bis hin zu seiner genauen Wirkung im Körper abzubilden und mögliche Präventionsmaßnahmen abzuleiten. Der Lehrstuhl stärkt den Forschungsschwerpunkt Umwelt und Gesundheit der im Aufbau befindlichen Augsburger Universitätsmedizin.

„Der Forschungsschwerpunkt Umwelt und Gesundheit an unserer Universität ist deutschlandweit einmalig. Ich freue mich sehr, dass wir mit Herrn Prof. Knote einen ausgewiesenen Umweltwissenschaftler gewinnen konnten, der den weiteren Aufbau des Schwerpunktes voranbringen wird“, betont Universitätspräsidentin Prof. Dr. Sabine Doering-Manteuffel. Bereits mit der Einrichtung einer Professur für Regionalen Klimawandel und Gesundheit sei ein wegweisender Schritt gelungen, ergänzt die Gründungdekanin der Medizinischen Fakultät, Prof. Dr. Martina Kadmon. „Mit Herrn Prof. Knote haben wir jetzt einen weiteren Kollegen, der eine Brücke zwischen umweltwissenschaftlicher und medizinischer Forschung schlägt und darüber hinaus zahlreiche internationale Kontakte nach Augsburg mitbringt.“

Organisches Aerosol: Kleinste Teilchen mit großer Wirkung

Knote befasst sich vor allem mit den organischen Bestandteilen in den kleinsten Teilchen in der Luft, dem sogenannten Aerosol. „Diese liefern einen der größten Beiträge zur Luftverschmutzung durch Feinstaub, gleichzeitig wissen wir über sie am wenigsten“, erklärt der Neuberufene. Er erforscht, wie sich diese angesichts von Strahlung und Wolken chemisch verändern und welche Auswirkungen sie auf das Klima und die menschliche Gesundheit haben. Bis jetzt konzentriere man sich in der Forschung zu den gesundheitlichen Auswirkungen des Feinstaubs nur auf seine Menge, ohne die chemischen oder physikalischen Eigenschaften zu berücksichtigen.

Von den Ursachen von Luftverschmutzung bis zu ihren individuellen Gesundheitseffekten

Dies will Knote ändern. Gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Universität und Klinikum möchte er herausfinden, wie genau einzelne Moleküle oder chemische Marker auf die menschliche Gesundheit wirken. Dabei hat er unter anderem vor, ein Bevölkerungsmodell für Augsburg zu entwickeln, das die Bewegungen und Aktivitäten der Menschen in der Stadt nachzeichnet. „Zusammen mit einem Modell des Kreislaufs von menschengemachter und natürlicher Luftverschmutzung können wir damit in bisher ungekannter Genauigkeit abschätzen, welchem Ausmaß an Luftverschmutzung einzelne Bürgerinnen und Bürger in ihrem täglichen Leben ausgesetzt sind. Dabei werden wir auch den konkreten Quellen von gesundheitsgefährdender Luftverschmutzung auf den Grund gehen: so können wir den gesamten Kreislauf von der Ursache der Luftverschmutzungen bis hin zu ihren individuellen gesundheitlichen Effekten abdecken.“

Zur Person

Prof. Dr. Christoph Knote hat an der Universität Trier Angewandte Umweltwissenschaften studiert. 2012 wurde er an der Eidgenössischen Technischen Hochschule ETH Zürich zum Doktor der Wissenschaften promoviert, im Anschluss folgten Stationen an der Eidgenössischen Materialprüfungsanstalt in der Schweiz und am National Center for Atmospheric Research in Boulder, Colorado (USA), bevor er als Akademischer Rat am Lehrstuhl für Experimentelle Meteorologie der Ludwig-Maximilians-Universität München tätig wurde. Im Juli 2020 folgte die Habilitation. Zum 15. Oktober 2020 übernimmt Knote den neu eingerichteten Lehrstuhl für Model-based Environmental Exposure Science an der Medizinischen Fakultät der Universität Augsburg.

Environmental Health Sciences

Das Forschungsfeld „Environmental Health Sciences“ zielt darauf ab, positive wie negative Einflüsse aus der Umwelt auf die Gesundheit – dies können auch soziale sein – zu identifizieren und Präventionsansätze zu entwickeln. Ebenso wird an der Weiterentwicklung von Diagnose und Therapie geforscht. Themen sind u. a. Luftschadstoffe, Umweltmikrobiologie oder der Klimawandel sowie gesellschaftliche Einflüsse auf Entstehung, Verlauf und Behandlung von Krankheiten. Nicht nur Hauterkrankungen oder Erkrankungen der Atemwege stehen im Zentrum des Interesses. Vielmehr fördern Umweltfaktoren auch die Entstehung von Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems wie Herzinfarkt oder Herzinsuffizienz.

Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass weltweit 23 Prozent aller Todesfälle mit Umwelteinflüssen zusammenhängen – mit Luftschadstoffen, unsauberem Wasser, verunreinigter Nahrung, aber auch Lärm, Chemikalien, Strahlung, Belastung am Arbeitsplatz oder in der Landwirtschaft.

Die Augsburger Universitätsmedizin

…umfasst die Medizinische Fakultät der Universität Augsburg, das Universitätsklinikum Augsburg sowie – als Kooperationspartner – das Bezirkskrankenhaus Augsburg – Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der Universität Augsburg. Die Forschungsschwerpunkte der Medizinischen Fakultät liegen in den Bereichen Medizinische Informatik sowie Umwelt und Gesundheit. Rund 100 Professorinnen und Professoren werden im Endausbau in der bio- und humanmedizinischen Forschung und Lehre tätig sein. Seit dem Wintersemester 2019/20 bietet die Medizinische Fakultät einen humanmedizinischen Modellstudiengang an, der vorklinische und klinische Inhalte integriert und besonderen Wert auf eine wissenschaftliche Ausbildung der im Endausbau 1.500 Studierenden legt.

Das Universitätsklinikum Augsburg (UKA), seit 2019 in der Trägerschaft des Freistaates Bayern, bietet unter anderem durch seine Einbindung in universitäre medizinische Forschung und Lehre der Medizinischen Fakultät der Universität Augsburg der Bevölkerung der Stadt und der Region eine optimale medizinische Versorgung. Die tagesklinischen Betten mitgezählt, stehen am UKA 1.740 Betten zur Verfügung. 24 Kliniken, drei Institute und 19 Zentren garantieren in allen medizinischen Fachdisziplinen Diagnose und Therapie auf höchstem Niveau. Jährlich werden über 250.000 ambulante und stationäre Patientinnen und Patienten versorgt. Mit zirka 80.000 Patientinnen und Patienten pro Jahr ist die Notaufnahme des UKA die zweitgrößte der Bundesrepublik. Jährlich erblicken am UKA mehr als 2.450 Kinder das Licht der Welt. Mit 560 Ausbildungsplätzen ist die an das UKA angeschlossene Akademie für Gesundheitsberufe einer der größten Ausbildungsträger der Region.

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