Mit Mathe mehr Zufriedenheit bei Pflegekräften

Wie Gesundheitsökonomen die Personalplanung in der Notaufnahme verbessern können

Pflegekräfte sind in Deutschland händeringend gesucht und in den nächsten Jahren wird hier zusätzliches Personal benötigt. Doch in Krankenhäusern klagen diese über nicht gleichmäßig ausgelastete Arbeitszeiten und fehlende Pausen, so eine Studie der Ludwig-Maximilians-Universität. Eine bessere Auslastung des Personals und gerechtere Schichtpläne könnten hier Abhilfe schaffen. „Diese werden meistens per Hand erstellt“, meint der Gesundheitsökonom Dr. Jan Schoenfelder der Universität Augsburg. „Unser Ansatz ist, die Art der Schichten, die vorhandenen Pflegekräfte und deren Wünsche sowie deren Einteilung durch mathematische Modelle zu optimieren“.

 

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Dabei gehe es weniger um wirtschaftliche Einsparung, sondern um eine höhere Zufriedenheit des Personals und eine stärker auf das schwankende Patientenaufkommen ausgerichtete Einsatzplanung. Wie Mathematik hier die Personalplanung verbessern kann, wurde am Beispiel der Notaufnahme des Universitätsklinikums Augsburg erforscht. Patientenaufkommen und Schichtpläne für die Dauer von fünf Monaten wurden von den Forschenden analysiert und dann mit Schichtplänen verglichen, die auf dem erstellten mathematischen Modell beruhen. „Dieses kann zum Beispiel das Ziel verfolgen, dass jede Pflegekraft zu 80 % Patientenkontakt hat und die restliche Zeit für Dokumentation, Übergaben, Säubern und Pausen verbleiben“, so Schoenfelder. Gemessen wird dies mit einem Wert, der angibt, wie viele Patienten welcher Komplexität eine Pflegekraft pro Stunde betreut. In der Realität sei die Kennzahl gerade vormittags bis zum frühen Nachmittag viel höher als gewünscht.

Wenn das mathematische Modell der Forscher alle Aspekte komplett neu zusammenstellt, würden die Schichtwünsche des Personals besser berücksichtigt und die Auslastung der einzelnen Pflegekräfte verbessert werden. Die Zeiten, in denen zu viele Patienten auf einmal betreut werden müssen, reduzieren sich. Ein zentraler Kern der Lösung wären flexiblere Schichten: Nicht wie bisher die überwiegend genutzten Früh-, Spät- und Nachtschichten; sondern Schichten, deren Arbeitsbeginn flexibel über den ganzen Tag verteilt ist.. „Ein Arbeitgeber könnte die Situation der Pflegekräfte verbessern, zulasten einheitlich bekannter Schichttypen. Von den Arbeitnehmern kann diese extreme Flexibilität aber nicht erwartet werden“, meint Schoenfelder. Deshalb ermöglicht das Modell eine Evaluation aller Lösungen zwischen der aktuellen und einer komplett flexiblen Schichtplanung.

Wie sich Planungsprozesse im Gesundheitswesen durch wirtschaftswissenschaftliche Herangehensweisen optimieren lassen, dazu gibt es viele Forschungsprojekte am Augsburger Lehrstuhl für Health Care Operations / Health Information Management, z. B. auch bei der Einsatzplanung von Ärztinnen und Ärzten. In den USA und Holland würde solche Expertise bereits stark in Krankenhäusern angewendet, meint Schoenfelder. Zumeist bedeute dies aber zunächst finanzielle Investitionen. Geschlossen konzipierten IT-Systeme seien zudem ein Hemmnis. Nichtsdestotrotz arbeitet das Universitätsklinikum Augsburg an vielen Stellen bereits mit den Wirtschaftswissenschaftlern zusammen. So profitiert auch das Klinikum davon, dass es jetzt zur Universität gehört.

 

Unsere Forschenden

Akademischer Rat a.Z.
Prof. Dr. Jens O. Brunner: Health Care Operations / Health Information Management

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