Pressemitteilung 36/21 - 20.04.2021

Gastprofessur für Jüdische Geschichte im Sommersemester

Dr. George Yaakov Kohler von der Bar Ilan University (Israel) widmet sich dem Thema jüdische Denkgeschichte

Augsburg/MR –     Im Sommersemester 2021 übernimmt Dr. George Yaakov Kohler, Bar Ilan University Ramat Gan, Israel, die Gastprofessur für Jüdische Kulturgeschichte an der Universität Augsburg. Der Professor für neuzeitliche jüdische Religionsphilosophie und Direktor des Joseph-Carlebach-Instituts an der Bar Ilan Universität in Ramat Gan bietet Lehrveranstaltungen zur Geschichte jüdischen Denkens sowie drei öffentliche (online-)Vorträge an.

Seine Forschung konzentriert sich auf das deutsch-jüdische Denken im 19. Jahrhundert, auf die theologischen Schriften der Wissenschaft des Judentums und auf jüdisch-christliche Debatten im selben Zeitraum. Neben zahlreichen wissenschaftlichen Aufsätzen zu diesen Themen hat George Y. Kohler 2012 eine Monographie zur Wiederentdeckung der Philosophie des Maimonides im jüdischen Denken des 19. Jahrhunderts veröffentlicht, 2013 eine kommentierte Quellensammlung zur modernen Transformation des jüdischen Messianismus und 2019 eine Studie zu den Anfängen der Kabbala-Forschung in der Wissenschaft des Judentums.

George Kohler beschreibt seine Vorhaben für die Gastprofessur so: „Für mich ist jüdische Kulturgeschichte vor allem jüdische Denkgeschichte, von der Hebräischen Bibel, über den Talmud, die großen jüdischen Philosophen des Mittelalters bis zur Neuzeit. Ich freue mich, den Augsburger Studierenden vielleicht zum ersten Mail einen kleinen Einblick in die Philosophie des Judentums geben zu können – viele wichtige Werke davon, besonders seit dem 18. Jahrhundert, sind ja auf Deutsch geschrieben worden und gehören somit auch in die deutsche literarische Tradition.“ Mit Augsburg ist George Kohler bereits seit drei Jahren eng verbunden – als Mitglied einer internationalen wissenschaftlichen Arbeitsgruppe.

Die Gastprofessur an der Philologisch-Historischen Fakultät wird in diesem Semester durch die Professur für Neuere deutsche Literaturwissenschaft der Universität Augsburg betreut. „Ich freue mich sehr über die Entscheidung der Fakultät, Prof. Kohler in diesem Jahr für die Gastprofessur Jüdische Kulturgeschichte einzuladen“, erklärt Prof. Dr. Bettina Bannasch, Professorin für Neuere deutsche Literaturwissenschaft. „Im Rahmen eines am Jakob-Fugger-Zentrum angesiedelten Forschungsprojekts zur deutsch-jüdischen Literatur, Geschichte und Philosophie stehen wir schon seit längerem in einem ausgesprochen anregenden und ertragreichen Austausch mit Prof. Kohler. Nun kommt sein umfangreiches Wissen auch den Studierenden der Universität und der Augsburger Stadtöffentlichkeit zugute, ganz so, wie es sich der Stifter der Gastprofessur Dr. Haindl gewünscht hat.“

Die Lehrveranstaltungen der Gastprofessur werden ab diesem Semester zudem in ein neues Studienangebot eingebunden. Durch die gemeinschaftliche Initiative von Kolleginnen und Kollegen an der Philologisch-Historischen, der Philosophisch-Sozialwissenschaftlichen und der Katholisch-Theologischen Fakultät werden alle Lehrveranstaltungen zu jüdischen Themen in einem vielfältigen und nachhaltigen Studienangebot „Jüdische Studien“ zusammengefasst, das bereits ab diesem Sommersemester studienbegleitend an der Universität Augsburg als Wahlbereich belegt oder als Zertifikat erworben werden kann. „Dass der Start der „Jüdischen Studien“ in das Gedenkjahr „1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland“ fällt, ist ein Zufall – aber ein besonders schöner, wie wir finden. Prof. Kohler wird mit einem Vortrag zum Thema Moses Mendelssohn – Der Beginn des modernen jüdischen Denkens als ein Unfall der Geschichte den neuen Studienschwerpunkt eröffnen.“

Die Forschung von Dr. George Yaakov Kohler konzentriert sich auf das deutsch-jüdische Denken im 19. Jahrhundert, auf die theologischen Schriften der Wissenschaft des Judentums und auf jüdisch-christliche Debatten im selben Zeitraum. Dr. George Yaakov Kohler (Privat)

Zur Person

Professor Dr. George Yaakov Kohler wurde in Leipzig geboren, wuchs in der DDR auf und ist 1998 nach Israel ausgewandert. Mit seiner Familie lebt er heute in einem kleinen Ort in der Wüste Negev und pendelt von dort nach Tel Aviv, wo er unterrichtet. Er hat in Beer Sheva jüdische Religionsphilosophie studiert und dort auch mit einer Arbeit zur neuzeitlichen Maimonides-Rezeption promoviert. 2010 forschte er ein Jahr in Frankfurt an der Goethe-Universität. Seine Interessen liegen vor allem auf dem Gebiet des jüdisch-religiösen Denkens, jüdisch-christlicher Debatten über Theologie, und des Denkens von Hermann Cohen, einem bedeutenden Philosophen des Judentums zum Beginn des 20. Jahrhunderts.

Öffentliche Vorträge

 

  • Dienstag, 8. Juni um 18.30 Uhr
    Mystik als Nationalismus par excellence - Gershom Scholem und die jüdische Emanzipation im 20. Jahrhundert im stream als Premiere über das Jüdische Museum
    Link zur Veranstaltung über das Jüdische Museum

     
  • Donnerstag, 8. Juli 2021 um 18.30 Uhr
    Juden verklagen Antisemiten – Gerichtsprozesse über den Talmud im Habsburger- und im deutschen Kaiserreich Festsaal des Jüdischen Museums, Mitschnitt im Anschluss über das Jüdische Museum abzurufen

Kontakt

Prof. Dr. Bettina Bannasch
Professorin
Neuere Deutsche Literaturwissenschaft 2

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