Pressemitteilung 22/23 - 28.03.2023

Neues aus der sozialwissenschaftlichen Diskursforschung

Am 30./31. März 2023 findet die 5. internationale Tagung zur diskursiven Konstruktion von Wirklichkeit an der Universität Augsburg statt.

Ob Fragen zur Bildungsgerechtigkeit, Pandemie- und Umweltproblemlagen oder Identitätskonflikten und Migration – das thematische Spektrum der Diskurforschung ist breit. Am 30./31. März treffen sich führende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an der Universität Augsburg zur internationalen Tagung „Die Diskursive Konstruktion von Wirklichkeit V“, die vom Lehrstuhl für Soziologie organisiert wird. Neben der Forschung steht auch das 10-jährige Bestehen der in Augsburg begründeten Zeitschrift für Diskursforschung (ZfD) im Vordergrund.

© Universität Augsburg

Seit mittlerweile 50 Jahren untersucht die sozialwissenschaftliche Diskursforschung öffentlich-politische, aber auch wissenschaftliche und religiöse Deutungskämpfe, in denen Akteurinnen und Akteure versuchen, ihre jeweiligen Sichtweisen durchzusetzen. ,Diskurs‘ wird nicht etwa als Synonym zu Debatte und Diskussion gebraucht, sondern bezeichnet spezifische Formen und Inhalte des Sprechens über Phänomene. Das können beispielsweise der Klimawandel sein, der die gesamte Öffentlichkeit betrifft, oder einzelne Wissenschaften und Religionen, die nur für einen Teil der Gesellschaft relevant sind. Unabhängig vom Phänomen geht es stets um die Frage nach den unterschiedlichen Diskursen, ihren Formen und wie sie aufeinandertreffen. Schließlich untersucht die Diskursforschung auch, welche Deutungen sich durchsetzen und welche gesellschaftlichen Folgen daraus resultieren.

Tagung: „Die Diskursive Konstruktion von Wirklichkeit V“

Am 30./31. März 2023 findet an der Universität Augsburg die 5. internationale Tagung mit dem Titel „Die Diskursive Konstruktion von Wirklichkeit V“ statt. Sie wird alle zwei Jahre von Prof. Dr. Reiner Keller und seinem Team vom Lehrstuhl für Soziologie organisiert und bringt nach coronabedingter Pause erneut interdisziplinäre Beiträge zur Wissenssoziologischen Diskursanalyse und angrenzenden Perspektiven der Diskurs-, Dispositiv- und Subjektivierungsforschung zusammen. Keller sagt: „Die wissenssoziologische Diskursforschung wurde in Augsburg entwickelt und kann hier auf eine lange Tradition zurückblicken. Nicht zuletzt deshalb hat sich unsere Tagung im deutschsprachigen Raum als wichtigstes internationales Forum für Diskussionen und Austausch zwischen Diskursforschenden vieler Disziplinen etabliert.“

Programm

Eingeladen sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, um über ihre abgeschlossene und aktuelle Arbeit sowie Fragen der Theorie, Methodologie und Methoden in der Diskursforschung zu diskutieren. Die insgesamt 52 Vorträge finden in 15 parallel stattfindenden Themenblöcken statt, aus denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wählen können. Keller ergänzt: „Mehrere Streams sind auf Englisch, versammeln Beiträge aus mehreren Ländern und bieten vielversprechende Möglichkeiten zum internationalen Dialog. In den Pausen und Abendveranstaltungen gibt es Gelegenheiten, sich auszutauschen und zu vernetzen.“ Das thematische Spektrum reicht von Fragen zur Bildungsgerechtigkeit über Gesundheits-, Pandemie- und Umweltproblemlagen bis hin zu politischen/(post-)kolonialen Umbrüchen, Identitätskonflikten und Migration. Besprochen werden auch Auswirkungen von Diskursen auf Subjekte und die Weiterentwicklung von Methoden.

Diskursforschung aus dem afrikanischen Raum

Keller hebt besonders drei Keynotes, die übergeordneten Themen der Diskusforschung gewidmet sind, hervor. Prof. Dr. Angelika Poferl (TU Dortmund) spricht zum Thema „Die Krise der Interpretation“ und Dr. Katharina Miko-Schefzig (Wirtschaftsuniversität Wien) diskutiert theoretische und methodologische Fragen in Bezug auf die gesellschaftlich relevanten Deutungskämpfe in „Zeiten der diskursiven Polarisierung“. Ein weiterer internationaler Gast ist Dr. Dennis Puorideme (SB Dombo University of Business and Integrated Development in Wa, Ghana). Er diskutiert Beiträge der wissenssoziologischen Diskursforschung zur Analyse des gegenwärtigen Wandels in Afrika unter dem Titel „SKAD Research Agenda in the Developing World: The prospects and trajectories of change in contemporary African Societies“. Keller sagt: „Damit eröffnet die Tagung bewusst eine Gelegenheit zur Zusammenarbeit mit Diskursforschenden aus dem afrikanischen Raum, der große zukünftige Bedeutung zuzumessen ist.“

Jubiläum: Zeitschrift für Diskursforschung (ZfD)

Die Tagung feiert auch das zehnjährige Bestehen der an der Universität Augsburg begründeten Zeitschrift für Diskursforschung (ZfD), die von Reiner Keller, Werner Schneider, Wolf Schünemann und Willy Viehöver herausgegeben wird. Seit ihrer Gründung hat die Zeitschrift zahlreiche Beiträge in deutscher und englischer Sprache aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen wie Soziologie, Linguistik, Politikwissenschaften und Philosophie veröffentlicht und relevante Diskussionen in der Diskursforschung angestoßen. Sie hat sich damit als eine der international führenden Zeitschriften der Diskursforschung etabliert. Anlässlich des Jubiläums erscheint eine Sonderausgabe mit mehr als 30 Beiträgen und im Umfang von über 300 Seiten.

Weitere Informationen

Die Tagung „Die Diskursive Konstruktion von Wirklichkeit V“ findet auf dem Universitätscampus im Gebäude G (Zentrum für Kunst und Musik) statt und beginnt am Donnerstag, 30. März um 13.30 Uhr. Sie endet am Freitag, 31. März um 19.20 Uhr. Weitere Informationen zum Programm unter:

Diskursforschung (uni-augsburg.de)

Wissenschaftlicher Kontakt

Lehrstuhl für Soziologie
Philosophisch-Sozialwissenschaftliche Fakultät

Medienkontakt

Dr. Manuela Rutsatz
Pressesprecherin, Leitung
Stabsstelle Kommunikation & Marketing

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