Wo bitte geht’s zum Heiligen Gral?

Von Star Wars bis Indiana Jones: Die Legende um den Heiligen Gral, im späten 12. Jahrhundert entstanden, beschäftigt die Fantasie der Menschen bis heute. Am 26. Juni widmet sich der Tag der Mittelalterforschung an der Universität Augsburg dem Thema. In fünf Fachvorträgen geben Spezialistinnen und Spezialisten der Uni Augsburg Einblick in die neuere Forschung. Der Tag richtet sich bei freiem Eintritt an alle Interessierten. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.

Rätsel lösen, eine Burg erobern und Unrecht rächen: Um den Heiligen Gral zu erlangen, sind viele Aufgaben zu lösen und Abenteuer zu bestehen – von einem Helden, der mal mit, mal ohne Gefolgschaft unterwegs ist. Von der Legende, die im späten 12. Jahrhundert erschien, gibt es viele Varianten. Sie hat unsere Vorstellung von Rittern geprägt und unzählige Filme inspiriert, von Monty Python’s Ritter der Kokosnuss über Star Wars bis hin zu Indiana Jones.

Grund genug, dass sich der Tag der Mittelalterforschung an der Universität Augsburg in diesem Jahr dem Heiligen Gral widmet: Am 26. Juni führen fünf Vorträge in diese mittelalterliche Welt, die die Fantasie der Menschen bis in die Gegenwart beschäftigt. Gehalten werden sie von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus der Mittelalterforschung der Universität Augsburg. Das interessierte Laienpublikum kann dabei allerlei Wissenswertes und Kurioses erfahren. Zum Beispiel, dass der Gral nicht von Anfang an ein Gefäß war, sondern in frühen Erzählungen auch mal ein Stein oder eine Servierplatte.

Programm

Am Vormittag sind im Hörsaalzentrum der Universität Augsburg ab 10 Uhr zwei Vorträge zu hören:

Unter dem Titel „Wie findet man den Gral? Eine Anleitung“ geht Prof. Dr. Sonja Zeman (Deutsche Sprachwissenschaft) auf Spurensuche in mittelalterlichen Texten und späteren Adaptionen des Gralsmotivs – von Parzival bis Indiana Jones. Anhand grammatischer Unterschiede zwischen Suchen und Finden leitet sie Voraussetzungen für eine erfolgreiche Gralssuche ab.
Anschließend gibt Prof. Dr. Claudia Claridge (Englische Sprachwissenschaft) in ihrem Vortrag „König Artus ohne Gral?“ Einblicke in die mittelalterliche Literatur Englands: In frühen Texten wird Artus als kriegerischer Held im Dienste Britanniens dargestellt – noch ganz ohne Gral.

Am Nachmittag geht es ab 16 Uhr weiter im Rokokosaal der Regierung von Schwaben:

Prof. Dr. Martin Kaufhold (Mittelalterliche Geschichte) fragt: „Wer waren die Ritter der Gralszeit?“ und unternimmt eine historische Annäherung. Er stellt die Welt der Ritter des Mittelalters vor, eine Welt offener Gegensätze, wo hohe christliche Ideale und blutige brutale Wirklichkeit nebeneinanderstehen.
Wie sich mittelalterliche Könige um heilige Lanzen und Christusreliquien bemühten, um sich in deren Glanz als irdische Stellvertreter Christi zu inszenieren, zeigt Prof. Dr. Thomas Krüger (Mittelalterliche Geschichte) in seinem Beitrag „Heilige Lanzen, heilige Könige, heiliger Gral“.
Den Abendvortrag um 18 Uhr hält Prof. Dr. Anna Kathrin Bleuler (Germanistik, Deutsche Sprache und Literatur des Mittelalters). Unter dem Titel „Mythos: Gral – Mittelalterliche Erzähltraditionen im Vergleich“ ergründet sie, was es mit der Spiritualität und Religiosität des Grals auf sich hat. Sie geht der Frage nach, wieso das Motiv gerade in gegenkulturellen, alternativen oder kritisch eingestellten Bereichen des kulturellen Spektrums oft wirkmächtig ist.

Alle Interessierten willkommen

Die Vorträge richten sich ausdrücklich auch an interessierte Laiinnen und Laien. Fachkenntnisse werden nicht vorausgesetzt. Die Vorträge dauern etwa 20 Minuten, der Abendvortrag etwa 50 Minuten. Der Eintritt ist frei.

Seit über zwanzig Jahren veranstaltet der Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte der Universität Augsburg jährlich den beliebten Tag der Mittelalterforschung. Unter anderem folgende Themen standen dabei schon im Fokus: „Augsburg als heiliger Raum“ (2024), „Ulrichs Welt“ (2023) rund um den heiligen Ulrich von Augsburg, Jüdisches Leben im Mittelalter (2022) und 800 Jahre Franziskaner in Augsburg (2021).