Abgeschlossenes, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziertes Projekt zu einer musikhistorisch bislang unerschlossenen Quelle.



Am Institut für Musikwissenschaft der Universität Augsburg liefen unter Leitung von apl. Prof. Dr. Johannes Hoyer die Arbeiten an dem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt „Das Regensburgische Diarium (Intelligenzblatt) als musikhistorische Quelle. Erschließung und Kommentar der musikrelevanten Abschnitte dieses Periodikums“. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter war Dr. Dieter Haberl tätig.

Das Regensburgische Diarium erschien in den Jahren zwischen 1760 und 1810 regelmäßig als wöchentliches Intelligenzblatt in Regensburg. Als wichtige Primärquelle für die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts enthält es neben allgemeinen Tagesnachrichten eine Fülle musikhistorisch bedeutender Namen, Daten und Fakten, die, bedingt durch das streng chronologische Erscheinen des Periodikums, einen hohen Quellenwert besitzen.

Regensburg war während dieser Zeit sowohl Aufenthaltsort bekannter Sänger, Instrumentalisten und Komponisten sowie fester Anlauf-, Informations- und Drehpunkt auf vielen Musikerreisen. Genauestens verzeichnet das Diarium Eintreffen und Abreise der Musiker, gibt Auskunft über ihre jeweiligen Dienstherrn und nennt durch die Angabe der Stadttore und Postkutschen die Herkunfts- sowie Zielrichtung der Reisenden. Die Buchhändler veröffentlichen Anzeigen mit den neuesten bei ihnen erhältlichen Musikdrucken, Opern- und Konzertaufführungen sind durch Programmvoranzeigen dokumentiert. Sowohl die personelle Situation in der Blütezeit der Thurn und Taxis’schen Hofkapelle wie auch die Personalia bei den Stadt- und Kirchenmusikern werden durch den ausführlichen Matrikelabdruck beider Konfessionen erhellt.

Ziel des Projektes war es, diese verstreut gedruckten Angaben aus dem kaum zu überblickenden Gesamtumfang von über 20.000 Zeitungsseiten herauszufiltern und im originalen Wortlaut mit Zitierstellenangabe zu publizieren. Ein zweiter Band soll den Originaltext kommentieren und mit Registern erschließen. Wie Ergebnisse für Gluck, J. Haydn, J. M. Kraus, Mozart, Beethoven, Salieri und L. Spohr zeigen, sind damit fragliche Datierungen sowohl für zahlreiche Musikerbiographien wie auch für Musikdrucke mit genau belegbaren Daten zu füllen. Beispielsweise konnte Beethovens erste Reise nach Wien dank zweier Einträge im Regensburgischen Diarium auf eine neue Datierungsgrundlage gestellt werden (vgl. Dieter Haberl, Beethovens erste Reise nach Wien. Die Datierung seiner Schülerreise zu W. A. Mozart, in: Neues Musikwissenschaftliches Jahrbuch 14. Jg. (2006), S.215–255).

 

Freundliche Hinweise auf bislang bibliothekarisch noch nicht nachweisbare Exemplare des Vorgängerperiodikums, das unter dem Titel „Wöchentliche Regensburgische Frag- und Anzeigungsnachrichten“ mit Jahrgängen von 1745–1760 erschienen ist, wurden – auch aus Privatbesitz – dankbar entgegengenommen.

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