Abendveranstaltung „Entstellter Himmel“

Am 27. Februar 2024 fand im Annahof in Augsburg ein Abend über sexualisierte Gewalt und andere Missbrauchsformen in der Evangelischen Kirche und der Diakonie statt. Unter dem Titel „Entstellter Himmel. Berichte über sexualisierte Gewalt in der Evangelischen Kirche und Diakonie“ wurden ein Bericht einer Betroffenen in den Vordergrund gestellt, um die perfiden Strategien des Missbrauchs exemplarisch aufzuzeigen, auf die gravierenden Folgen dieses Missbrauchs aufmerksam zu machen und das strukturelle Versagen der Institution Kirche in den Blick zu nehmen. Entnommen wurde der Bericht dem Buch „Entstellter Himmel, das zehn solcher Berichte versammelt, einordnet und reflektiert (mehr zum Buch: https://www.herder.de/religion-spiritualitaet/shop/p3/76435-entstellter-himmel-gebundene-ausgabe/). Nach einer Begrüßung der Studienleiterin des Forums Annahof Lena Sponner und einer fachlichen Einleitung des wissenschaftlichen Mitarbeiters an unserem Lehrstuhl, Hannes Müller, wurde der Bericht von den Herausgeber*innen in Form einer Lesung präsentiert. Die schockierende Darstellung dieser Missbrauchsgeschichte und des anschließenden jahrzehntelangen Bemühens um Aufarbeitung berührte die zirka 30 Zuhörer*innen und bildete den Ausgangspunkt für drei Impulsvorträge der Herausgeberinnen, Christiane Lange, Erika Kerstner und Pfr. Dr. Andreas Stahl. Biographische, theologische und psychologische Aspekte kamen in den Impulsvorträgen zur Sprache, die immer wieder an den exemplarischen Bericht zurückgebunden wurden. Auch praktische Perspektiven für den Kontext des kirchlichen Lebens in Gemeinden wurden angesprochen, als Frau Kerstner im Rahmen eines weiteren Kurzvortrags auf die Frage, was Gemeinden tun können, antwortete. Mit einem anschließenden Gespräch und einem offenen Austausch mit den Teilnehmer*innen wurde deutlich, wie wichtig es ist, das Thema sexualisierte Gewalt anzusprechen und Maßnahmen zu ergreifen, um Betroffene zu unterstützen und sexualisierte Gewalt in Institutionen wie der evangelischen Kirche und Diakonie konsequent aufzuarbeiten. Die Veranstaltung fand in Kooperation mit dem Evangelischen Forum Annahof statt. Besonders unterstützt wurde sie von dem interdisziplinären Studiengang Ethik der Textkulturen der Universität Augsburg.

Auch Studierende der evangelischen Theologie haben an diesem Abend teilgenommen und waren bereit, ihre Eindrücke zu schildern:

Jermaine Irebor:

„Die Veranstaltung ‚Eingestellter Himmel II: Bericht über sexualisierte Gewalt in der Evangelischen Kirche‘ erwies sich als bewegender und aufschlussreicher Abend. Die Lesung aus dem Buch und die nachfolgende Diskussion der Herausgeber*innen zeigten nicht nur die bestehenden Lücken in der Institution Kirche bezüglich des Themas sexualisierter Gewalt auf, sondern machten auch den Anwesenden bewusst, dass dieses Thema uns alle angeht. Denn potenziell betroffene Personen können in unserem Umfeld sein, und wir sind Teil der Kirche, was bedeutet, dass wir aktiv daran arbeiten müssen, Veränderungen herbeizuführen. Gleichzeitig bot der Abend die Gelegenheit zu erkennen, dass das Empfinden, dass in der Kirche Veränderungen nötig sind und dass auf allen Ebenen aggressiver gegen Missbrauchsfälle vorgegangen werden muss, von vielen geteilt wird. Man kann hoffen, dass Veranstaltungen wie diese zu einem Wandel führen werden, der für Betroffene von sexualisierter Gewalt in unserer Kirche mehr Offenheit schafft.“

Lisa Saule:

„Ein Schlag ins Gesicht von Allem für das Christentum steht - dieser Satz ist mir ganz besonders in Erinnerung geblieben. Auch wenn es mir lieber wäre, dass die Notwendigkeit zu solch einer Veranstaltung nicht bestände, fand ich die Vorstellung des Buches ‚Entstellter Himmel‘ zum Thema ‚sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirche‘ äußerst bereichernd. Die ausgewählten Themen der vier Referenten beleuchteten die Problematik genau so, wie es für einen Abend möglich ist, regten aber extrem zum Nachdenken an. Besonders erschreckend für mich, war die Überlebensgeschichte einer Betroffenen, die vorgestellt wurde… eine Frau die jahrzehntelang kämpfen musste, um gehört zu werden. Genau aus diesem Grund bin ich dankbar für solch eine Veranstaltung und die Menschen die da waren und nicht die Augen verschließen.“

Suche