Musiktherapie als eine Form der Psychotherapie in der Psychosomatik und Psychiatrie hat eine lange Tradition. Die Wirksamkeit bei verschiedenen Störungsbildern (u.a. Schizophrenie, Depression, Schmerz) wurde in randomisiert-kontrollierten Studien nachgewiesen und wird auch noch weiter beforscht. Die Forschungsprojekte an der Universität Augsburg gehen den Fragen nach Effekten, vor allem aber nach Prozessen und Wirkmechanismen nach. Sowohl quantifizierende als auch rekonstruierende Forschungsmethoden kommen zum Einsatz.

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Die Veränderung von Schmerzempfinden und Herzratenvariabilität von psychosomatischen Patient*innen unter dem Einfluss der Musik-imaginativen Schmerzbehandlung

Die explorative Studie im Prä-Post-Design erfolgt unter naturalistischen Bedingungen der stationär psychosomatischen Behandlung an den Universitätskliniken Magdeburg und Ulm. Die Interventionsgruppe besteht aus chronischen Schmerzpatient*innen, die eine Musik-imaginative Schmerzbehandlung (MusIS) erhalten. Forschungsfragen: Hat sich das subjektive Schmerzerleben nach MusIS verändert?  Welche Veränderungen der Herzratenvariabilität (HRV) werden während und nach der Anwendung von MusIS gemessen? Welche Zusammenhänge bestehen zwischen den Veränderungen des Schmerzerlebens und der HRV? Die Veröffentlichung der Ergebnisse ist in Vorbereitung.


 

Kontakt: Prof. Dr. Susanne Metzner

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Musiktherapeutische Vorgehensweisen zur Behandlung bipolarer Störungen

Bipolare Störungen gehören zu den schwersten psychischen Störungen, die mit starken gesundheitlichen, kognitiven und psychosozialen Einschnitten für das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen einhergehen können. Bislang wurden Musiktherapeutische Ansätze, ihre Wirkweisen und Effekte bei diesem Störungsbild nur unzureichend beschrieben und beforscht. Die explorative Studie geht mittels Expertendiskussionen mit psychiatrisch tätigen Musiktherapeut*innen der Frage nach, auf welche Weise Musiktherapie in der psychiatrischen Versorgung bipolarer Patient*innen angewendet wird, welches Theorie- und Handlungswissen und welche Erklärungsmuster zur Anwendung kommen und welche Spezifika bei dieser Klientel beobacht- und beschreibbar sind.

 

Dissertationsprojekt Beate Haugwitz, M.A.
Betreuung: Prof. Dr. Susanne Metzner.
Laufzeit: 2017-2024.

 

 

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Musikalische Darstellung und Transformation von Schmerzerleben

 

Mit der qualitativen Studie zu Kompositionsprozessen in der Musik-imaginativen Schmerzbehandlung wurde der Frage nachgegangen, welche Kompetenzen und Handlungspraktiken Patienten entwickeln, um Schmerzempfinden und Linderungsvorstellungen zu ›musikalisieren‹. Methodisch wurden audiografierte Therapiesitzungen transkribiert und ausgewertet. Die dichten Fallbeschreibungen und vergleichenden Analysen geben Einblick in das implizite Wissen und die subjektiven Theorien der Patient*innen sowie in unerwartete künstlerische Fähigkeiten.

 

 

Metzner, S. (2018): Darstellung und Transformation von Schmerzerleben in der Musik-imaginativen Schmerzbehandlung. Vandenhoeck & Ruprecht unipress, Göttingen.

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Rhythmische Abstimmungsprozesse zu Beginn der musiktherapeutischen Psychosenbehandlung

 

Das Erkenntnisinteresse der klinischen Prädiktor-Studie richtete sich auf die Anfangsphase der Einzelmusiktherapie mit Psychose-erkrankten Patient*innen und auf die rhythmischen Abstimmungsprozesse in freien Improvisationen im Verhältnis zu psychopathologischen Befunden. Die anhand der eigens entwickelten ‘Rhythmical Attunement Scale – Psychosis’ (RAS-P) erhobenen Messdaten ergaben u.a., dass ein zeitlich späteres Auftreten rhythmischer Abstimmungen mit einem signifikanten Rückgang der Symptombelastung nach 5 Therapiesitzungen einherging.

 

 

Metzner, S., Jaeger, U., Masuhr, O., Olschewski, U., Gräfe, E., Böske AC, Dümpelmann, M. (2018): Forms of Attunement during the Initial Stages of Music Therapy for Patients with Psychosis – a Multicentre Clinical Study. Nordic Journal of Music Therapy 27:5, 360-380.

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Entstehungsbedingungen rhythmischer Abstimmung in Erstimprovisationen mit an Psychose erkrankten Patient*innen

 

Vor dem Hintergrund eines psychodynamischen Verständnisses von Musiktherapie und Psychosen erfolgt eine Untersuchung interaktioneller Prozesse in der freien Improvisation mit psychotischen Patienten. Für die Mikroanalyse von ausgewählten Improvisationen wurde eine eigene deskriptive Aufbereitungsmethodik entwickelt. Die qualitative Studie kommt zu dem Ergebnis, dass bereits vor dem Zeitpunkt der rhythmischen Abstimmung auf zeitlicher, klanglicher und dynamischer Ebene Abstimmungsprozesse auftreten. Prozesselemente therapeutischer Veränderung (moving-along / present-moment / now-moment / moment of meeting) lassen sich in den musikalischen Interaktionen erkennen.

 

Tostmann, J., Metzner, S. (2017): Ko-kreative Momente und Transition – Eine qualitative Studie zu den Entstehungsbedingungen rhythmischer Abstimmung in Erstimprovisationen mit an Psychose erkrankten Patienten. Musiktherapeutische Umschau 38/4, 356-366.

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Auditorische Empfindlichkeit bei Überlebenden von Folter, Krieg oder Flucht
 

In der Musiktherapie des Zentrums Überleben in Berlin berichten Patient*innen mit komplexen Traumafolgestörungen durch Krieg, Folter und Flucht häufig von einer unangenehmen Klangwahrnehmung. Ziel dieser explorativen Studie war es, Einblicke in die auditive Wahrnehmung dieser Patient*innen und in die Möglichkeiten der musikalischen Improvisation in der Behandlung bei komplexer PTBS zu gewinnen. Die Ergebnisse psychoakustischer Messungen zeigten, dass die Patient*innen im Vergleich zu Gesunden in der Kontrollgruppe eine veränderte Lautheitswahrnehmung haben, die die subjektiven Äußerungen besonders in der Anfangsphase in der Musiktherapie begründet.

 

Metzner, S., Verhey, J., Braak, P., Hots, J. (2018): Auditory Sensitivity in Survivors of Torture, War and Flight - An Exploratory Study on Risks and Opportunities of Music Therapy. The Arts in Psychotherapy 58, 33-41.

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