Die Kapitalmarktfinanzierung gewinnt in letzter Zeit für deutsche Unternehmen immer größere Bedeutung. Viele große Unternehmen sind gezwungen, den weltweiten Kapitalmarkt in Anspruch zu nehmen, um die benötigten Finanzmittel beschaffen zu können. Aber auch viele kleine und vor allem auch junge, wachstumsstarke Unternehmen bedienen sich des Kapitalmarkts. Mit der zunehmenden Kapitalmarktorientierung deutscher Unternehmen spielt auch das Verhältnis des Unternehmens zu den anderen Marktteilnehmern eine zunehmende Rolle.

 

Der langfristige Erfolg des Unternehmens hängt einerseits von seiner Fähigkeit ab, neue Investitionsgelegenheiten zu identifizieren, andererseits aber auch von der Wahrnehmung der Kapitalgeber wie zum Beispiel Aktionäre oder Banken, die diese Chancen zu beurteilen haben.

 

Von fundamentaler Bedeutung ist deshalb nicht nur die Beschaffung von Informationen über Investitionsmöglichkeiten, sondern insbesondere auch die glaubhafte Vermittlung der relevanten Informationen über das Unternehmen an den Kapitalmarkt. Letzteres setzt ein Verständnis der Funktionsweise von (Kapital-)Märkten voraus, insbesondere bezüglich der dort ablaufenden Prozesse der Informationsverarbeitung.

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Die Kapitalgeber verwenden die kommunizierten Informationen als Grundlage für ihre Anlageentscheidungen. Hierzu analysieren sie die bereitgestellten Informationen mithilfe betriebswirtschaftlicher Methoden der Aktienanalyse, Unternehmensbewertung und des Ratings. Daraus resultiert, dass die Investoren nur denjenigen Unternehmen langfristig Kapital zur Verfügung stellen, die ihre Erwartungen erfüllen. Dies bezieht sowohl die erwartete Rendite, als auch das mit der Anlage verbundene Risiko ein.

 

Um die Erwartungen der Investoren zu erfüllen, müssen die Strategien des Unternehmens entsprechend ausgerichtet und umgesetzt werden. Dies erfordert die Schaffung und Aufrechterhaltung der unternehmenseigenen Ertragskraft. Eine ganzheitliche und ausgewogene Unternehmensentwicklung als Voraussetzung für stabile Renditen und die Absicherung von Geschäftsrisiken setzt auf den Ausbau strategischer Erfolgspotenziale (ggf. unter Berücksichtigung divergierender Interessen der Stakeholder) und die Aufrechterhaltung einer gesunden Vermögens- und Kapitalstruktur. Sowohl die Investitionsplanung als auch die Ertrags- und Liquiditätssituation des Unternehmens bedürfen einer laufenden Planung, Steuerung und Kontrolle im Rahmen des Unternehmenscontrolling, wobei interne Analysen der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage entscheidungsunterstützend eingesetzt werden. Hinsichtlich der Kapitalmarktorientierung müssen im Unternehmen Controllingsysteme etabliert werden, die eine investororientierte Entscheidungsfindung unterstützen, was häufig auch als wertorientiertes Controlling bezeichnet wird. Gleichzeitig müssen Anreizsysteme geschaffen werden, die das Management zu Handlungen im Sinne der Eigentümer veranlassen. Durch alternative bilanzielle Abbildungsmöglichkeiten und verschiedene Formen der Unternehmenskommunikation (Investor Relations) des Unternehmensgeschehens wird andererseits wiederum auf den Entscheidungsprozess am Kapitalmarkt Einfluss genommen.

 

Finanz- und Informationsströme stehen somit in einem direkten Wirkungszusammenhang. Auf Grund der zunehmenden Bedeutung der Kapitalmarktkommunikation ist mit einem stark wachsenden Bedarf an Fachleuten mit einschlägigen Schnittstellenkompetenzen zu rechnen. Ziel ist es, zukünftigen Entscheidungsträgern und Führungskräften eine ganzheitliche Sichtweise des Zusammenspiels von Unternehmen und Kapitalmarkt zu vermitteln. Durch Kombination mit Wahlpflichtveranstaltungen anderer Lehrstühle lässt sich eine gezielte Vorbereitung auf eine Vielzahl individueller Berufsbilder erzielen. Mögliche Spezialisierungen sind Banken, Controlling, Finanzanalyse, Steuerberatung, Unternehmensberatung, Wirtschaftsprüfung.

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