Lisa Schädler
Ich wünsche mir, dass der Arbeitsmarkt erkennt welchen Wert eine geisteswissenschaftliche Ausbildung hat.

Lisa Schädler
(Chef-)Redakteurin bei Forum Verlag Herkert GmbH

Wichtige Karriereschritte

seit 2020             (Junior-)Redakteurin bei der Forum Verlag Herkert GmbH

seit 2021             Freiberufliche Mitarbeiterin beim Ernst Klett Verlag

2018 bis 2020     Projektmanagerin bei KERN AG Sprachendienste

2016 bis 2018     Lehrbeauftragte und Wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl DaZ/DaF

seit 2016             Honorarlehrkraft am Humboldt Institut Verein für Deutsch als Fremdsprache e.V.

2014                    3 Monate Auslandsstudium und Praktikum in Limerick, Irland

 

Master ANIS       Anglistik, DaF/DaZ

Bachelor ANIS   Anglistik, DaF/DaZ

 

Interview vom 13.05.2022

Frau Schädler, Sie sind als Chefredakteurin bei der Forum Verlag Herkert GmbH tätig. Würden Sie bitte beschreiben, wie Ihr Arbeitsalltag aussieht und welche Aufgaben dazu gehören?

Als Redakteurin bin ich für die inhaltliche Gestaltung der Verlagsprodukte verantwortlich. Dazu gehört insbesondere:

die Recherche von aktuellen Themen und Fragestellungen, die die Branche bewegt

die Recherche nach neuen Experten und potentiellen Autorinnen und Autoren, die dann Fachbeiträge für die Produkte verfassen

das Lektorieren/Korrigieren und Verfassen von eigenen Texten (Editorial, Interviews, Meldungen, Online Beiträge), die grafische Gestaltung, also Auswahl von Bildern, Gliederung von Inhalten und kohärente und sinnhafte Abbildung der Inhalte.

Davon abgesehen unterstütze ich aktiv das Marketing für die Produkte, leiere beispielsweise Kooperationen mit Messen und externen Partnern an und gestalte die Homepage des Magazins SEO-technisch mit.

 

Wie sind zu Ihrer Tätigkeit gekommen und welchen Berufsweg haben Sie ursprünglich geplant?

Ursprünglich war der Plan, direkt nach dem Master zu promovieren und längerfristig an der Uni zu arbeiten, das hat aber leider aufgrund der damaligen Stellensituation nicht geklappt. Stattdessen habe ich überlegt, worin meine Stärken liegen und worin ich während dem Studium schon Freude gehabt habe. Da ich immer schon gerne mit Texten gearbeitet habe (man glaubt es kaum, aber es hat mir immer Spaß gemacht, Seminararbeiten zu schreiben) und auch sonst ein sehr kommunikativer Mensch bin, passte die Tätigkeit als Redakteurin ganz gut zu mir.

 

Worauf freuen Sie sich, wenn Sie zur Arbeit gehen? Was motiviert Sie?

Ich habe ein ganz tolles Team an Kolleginnen und Kollegen um mich, mit denen die tägliche Arbeit Spaß macht. Man hilft sich hier gegenseitig und jede/r kann sich auf die/den andere/n verlassen. Das ist sehr wertvoll. Außerdem habe ich viel Freude daran mit Autorinnen und Autoren zu sprechen und es bestätigt mich jedes Mal, wenn die Zusammenarbeit gut funktioniert und man am Ende ein schönes Produkt in der Hand hält mit dem alle zufrieden sind. Darüber hinaus macht es mir viel Spaß mit Texten zu arbeiten und zu Lektorieren (daher habe ich mich später dann auch für eine freiberufliche Nebentätigkeit als Lektorin bei Klett entschieden).

 

Was sind die 3 wichtigsten Kompetenzen/Softskills, die in ihrem Beruf gefragt sind?

  • Selbstmanagement
  • gutes Sprachgefühl
  • Empathie für die Zielgruppe

Welche Schwerpunkte hatten Sie im Studium gesetzt? Warum haben Sie sich für einen Master entschieden? Wie hat Sie das Studium auf Ihre jetzige Tätigkeit vorbereitet und welche Fähigkeiten haben Sie sich zusätzlich aneignen müssen?

Im Studium war mein Schwerpunkt interkulturelle Kommunikation und Spracherwerb, später habe ich dann auch in dem Bereich doziert und die Basismodule des Studiengangs DaF/DaZ betreut. Für den Master habe ich mich in erster Linie aus Interesse am Thema entschieden (eigentlich war ja sogar eine Promotion vorgesehen). Außerdem wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht, wohin ich mich beruflich entwickeln wollte, weshalb ich den Jobeinstieg so ehrlicherweise noch ein bisschen hinauszögern konnte.

Was ich mir zusätzlich aneignen musste, war auf jeden Fall das Fachwissen. Im arbeite im Themenschwerpunkt Arbeitsschutz, Zoll und Logistik – da hat man vom Studium her natürlich gar keinen Hintergrund. Ansonsten wage ich zu behaupten, dass mein Studium und mein Job im Projektmanagement mich schon sehr gut auf die Tätigkeit vorbereitet haben.

 

Welche Bedeutung hatten Praktika und (ehrenamtliche) Nebentätigkeiten für Ihre persönliche Berufsorientierung und Ihre Einstellungschancen?

Ich glaube Praktika oder auch eine Werkstudententätigkeit sind sehr wichtig, weil man weg vom theoretischen Lernen an der Uni einen Einblick in das reale Arbeitsleben erhält und vielleicht schon erste Eindrücke erhält, was man später mal (auf keinen Fall) machen will. Außerdem öffnet einem ein Praktikum viele Türen und man hat potentiell die Chance, bei diesen Unternehmen später auch als Angestellte arbeiten zu können.

 

Welchen Tipp können Sie Studierenden zur Berufsorientierung geben? Wie sind Sie dabei vorgegangen/was hat Ihnen geholfen?

Nutzt die Möglichkeiten, die die Uni im Bereich Berufsorientierung bietet. Das heißt: Geht zu Jobtalks, fahrt zu Unternehmensbesichtigungen mit, nutzt Angebote für Praktika etc. Das ist eine gute Chance, Menschen aus der Praxis kennenzulernen und Kontakte abzuspeichern, die möglicherweise später sogar einen Job vermitteln können.

 

Überlegt außerdem konkret, was euch im Studium aktuell am meisten Spaß macht: Organisiert ihr gerne? Arbeitet ihr gerne sozial oder eher alleine? Schreibt ihr gerne oder arbeitet ihr lieber mündlich? Macht es euch Spaß vor einer Gruppe zu sprechen, oder ist das eher nicht euer Ding?

Solche Fragen können dabei helfen sich selbst und seine Interessen erstmal kennenzulernen. Und seid dabei ehrlich zu euch selbst: Nur weil ihr zum Beispiel Kulturgeschichte studiert, heißt das noch lange nicht, dass die einzige Option zu arbeiten in einer Kulturinstitution ist. Und ein pädagogisches Studium bedeutet nicht, dass man zwangsläufig nur in diesem Bereich etwas findet. Es geht viel mehr darum, wo eure persönlichen Stärken und Interessen liegen als um das eigentliche Studienfach.

Was ich außerdem auch gut finde, ist, bei gängigen Jobportalen Suchaufträge anzulegen und dann einfach mal die angebotenen Stellanzeigen zu prüfen. Schaut euch durch, was die Aufgaben wären und ob ihr euch damit identifizieren könnt und ob es sich vom Gefühl gut für euch anhört. Das gibt meistens auch schon einen ganz guten Eindruck davon, was der Markt bietet.

 

Worin sehen Sie besondere Herausforderungen und Chancen in der Arbeitswelt der Zukunft aus Sicht eines:einer Sprachwissenschaftlers:in?

Eine Herausforderung und gleichzeitig Chance ist meiner Meinung nach das recht offene Kompetenzprofil, das die meisten Studis haben. Damit meine ich, dass es nicht vorab definiert ist, was man später wird wie das beispielsweise bei einem Medizinstudium oder Lehramtsstudium ist. Dadurch fühlt man sich manchmal etwas verloren, weil man selbst nicht genau definieren kann, was denn das konkrete Kompetenzprofil ist. Den Satz „eigentlich kann ich gar nichts“ habe ich schon oft in dem Zusammenhang gehört – was natürlich völliger Blödsinn ist. Viel eher haben Studierende der Geisteswissenschaften die Möglichkeit, sich weitflächiger zu bewerben und sind nicht auf einen Bereich beschränkt. Ich denke, was allen Geisteswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern in der Arbeitswelt der Zukunft zum Vorteil wird, ist, dass sie die Fähigkeit besitzen, sich neue Inhalte schnell und eigeninitiativ anzueignen und offen für unterschiedliche Themen sind. Bei mir war es im Studium zum Beispiel oft so, dass ich zunächst von einem Thema keine Ahnung hatte und dann durch Recherche und Ausdauer trotzdem zum Erfolg gekommen bin. Damit tun sich meines Erachtens Menschen aus MINT-Fächern oder von der FH oft schwerer, weil sie nicht so flexibel sind.

 

Was wünschen Sie sich für Ihre Branche?

Ich wünsche mir, dass der Arbeitsmarkt erkennt welchen Wert eine geisteswissenschaftliche Ausbildung hat und Firmen offen für die unterschiedlichsten Profile sind. Die Zeiten in denen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer jahrzehntelang denselben Job ausgeübt haben und alles klar voneinander abgegrenzt war sind vorbei, gerade auch, weil wir durch die Digitalisierung mittlerweile in einer sehr dynamischen Arbeitswelt leben. Der Wille zu lernen und sich in neue Inhalte einzuarbeiten ist mittlerweile wichtiger denn je. Insbesondere vor dem Hintergrund des zunehmenden Fachkräftemangels wäre etwas mehr Wertschätzung für unsere Arbeit und unsere Kompetenzen manchmal schön.

 

Mehr über die Person und die Möglichkeit, sich zu vernetzen: XING & LinkedIn

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