In der Veranstaltung werden laufende Forschungs- und Abschlussarbeiten im Fach Psychologie vorgestellt und diskutiert. Zusätzlich zu Wissenschaftler(inne)n der Universität Augsburg werden auch Forscher(innen) aus anderen Forschungseinrichtungen über ihre Arbeit berichten.

In der Lernverlaufsdiagnostik können Lehrkräfte anhand grafischer Darbietungen von Veränderungen von Schülerleistungen Entscheidungen darüber treffen, ob ihre Lehrveranstaltungen effektiv sind oder gegebenenfalls Korrekturen vorgenommen werden müssen. In diesem Vortrag wird anhand von vier experimentellen Studien demonstriert, unter welchen Bedingungen angehende oder praktizierende Lehrkräfte sich von sozialen Stereotypen in der Interpretation von Lernverlaufskurven beeinflussen lassen. In den Studien 1 und 2 konnte gezeigt werden, dass die Verknüpfung von Lernverlaufskurven mit weiblichen oder männlichen Vornamen zu einem Geschlechtseffekt auf die Prognose zukünftiger Leistungen geführt hat. Ein wesentliches Ergebnis von Studie 3 war, dass Schülern, deren Namen auf einen türkischen Migrationshintergrund schließen ließen, bei gleichen Lernverlaufskurven ein geringerer Lernfortschritt zugeschrieben wurde als Schülern, deren Namen nicht auf einen Migrationshintergrund hindeuteten. Mit Studie 4 konnte schließlich gezeigt werden, dass sich die Effekte sozialer Stereotype auf die Interpretation von Lernverlaufskurven reduzieren, wenn die Versuchspersonen ein differenziertes Urteil über die zu beurteilenden Schüler abgeben. In Anbetracht der komplexen und anspruchsvollen kognitiven Prozesse, die für eine korrekte Interpretation von Lernverlaufskurven notwendig sind, ist die Vermittlung des dafür notwendigen Wissens an Lehrkräfte und angehende Lernkräfte von Bedeutung.