Anfang der 1980er Jahre erfolgt mit drei weiteren Bauabschnitten, der Mensa (M), dem Präsidium (A) und der Zentralbibliothek (E), die Ausdehnung der Universität nach Süden, Osten und Westen – und damit verbunden die Platzierung etlicher neuer Plastiken an zentralen Plätzen und Durchgängen.

 

Präsidiumsgebäude und Mensa

Leo Kornbrusts mehrteiliges Werk „Kopfbereich“ aus Granit (6), das im nördlichen Innenhof des Präsidiumsgebäudes platziert ist, folgt einem klaren Konzept: Ein geschlossener Kubus, zusammengesetzt aus einzelnen Granitelementen, daneben ein zerlegter Kubus gleichen Materials – beide lenken den Blick auf die Vielzahl der Möglichkeiten, aus denen man einen Kubus mit verschieden proportionierten Segmenten entwickeln, zusammenfügen bzw. auseinandernehmen könnte. Das Werk thematisiert das Denken als zentrales universitäres Element und verbindet mit der Anordnung der Steinquader zugleich die Gebäude D und A.

Das organisch anmutende, still auf strengen Betonsockeln sitzende und sich anschauende Paar von Lothar Fischer(7) prägt den Weg zwischen Präsidium und Mensa. Lothar Fischer betont das Produktionsverfahren in seinem Werk: Beide formal stark reduzierten Figuren aus Eisenguss weisen dort ringartige Nähte auf, wo die einzelnen Gusselemente zusammengesetzt wurden. Der Kommunikationsraum  zwischen Mann und Frau ist das Zentrum des Werks, das mit seiner Ausrichtung  den Hauptverkehrsweg im Herzen der Universität markiert. Ebenfalls an diesem Weg, an der Außenseite des Hörsaaltraktes (C), findet sich die Rohr-Seil-Arbeit von Alf Schuler (8):  Experimentell, konzeptuell und statisch berechenbar ist sein Werk, das mit geometrischen Formen Belastung, Spannung  und Beweglichkeit thematisiert – Aspekte, die im Unialltag dringend benötigt werden.

 

Rund um den Universitätsteich und die Bibliothek

Direkt vor der Universitätsbibliothek (E) befand sich ursprünglich der „Kopf“  von Michael Croissant(9) – heute ist er an den Fuß des Hügels verbannt, um den Fahrradständern und Fahnenmasten Platz zu gewähren. Eine Sockelplatte, die in den Boden eingelassen ist, zeugt von seinem ursprünglichen Standort. Die nicht mehr vorhandene Untersicht – den Hügel erklimmend, hochblickend zum Werk – ist als wesentliche Wahrnehmung intendiert, denn erst damit erschließt sich, vor allem am Kinn erkennbar, die stark abstrahierte und streng reduzierte Kopfform. Im Inneren der Universitätsbibliothek (E) stößt man auf verschiedene Kunstwerke, die u.a. in Buchform mit der inhaltlichen Funktion des Gebäudes korrespondieren oder raumgestaltende Funktionen  übernehmen. Im ersten Stock erschließt sich die räumliche Wirkung des großformatigen Wandreliefs von Andreas Bindl aus weißem Stuck als imaginierte Landschaft (10), die sich im Vorbeigehen plastisch verändert. Am südlichen Ufer des Uni-Teichs steht seit 1987 die stille, kontemplativ anmutende Bronzestele „Mädchen“ von Christa von Schnitzler (11). Hier lässt sich, ebenso wie im Werk von Michael Croissant (9), die enorme Spannung im Verhältnis von Abstraktion und Gegenständlichkeit beobachten: Die figurative Form ist so weit abstrahiert, dass das Motiv nur noch zu erahnen ist. Oberflächen, Umrisse und Konturen gestalten die beiden Werke. Die Plastik „Mädchen“ drückt Ruhe, Kraft und Lebensenergie zugleich aus, was durch die weiche Modulierung des Körpers durch Licht und Schatten zusätzlich unterstrichen wird.

 

In Richtung des Sportzentrums

Ursprünglich mittig im Eingangsbereich der Universität vor dem Präsidiumsgebäude aufgestellt, musste das künstlerische Objekt von Hans-Jürgen Breuste (12) der Straßenbahn weichen. Als Mahnmal zum friedlichen Miteinander war das Werk dort freilich präsenter als an seinem neuen Standort am Straßenrand zum Sportzentrum (V). Breustes Konstruktion aus geschweißtem Stahlblech greift in den Raum, verdrängt zugleich Raum und verändert damit den Raum. Sichtbar wird der Herstellungsprozess anhand der deutlichen Schweißnähte. Die Arbeit bedarf der Betrachtung aus der Ferne, um die Gesamtform wahrzunehmen, ebenso wie der Nahsicht, um Details, wie etwa ein Zitat, zu lesen. (Text: Constanze Kirchner)

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