Pressemitteilung 66/21 - 22.06.2021

Binnenmarkt – quo vadis: Zivil- und Wirtschaftsrecht unter dem Einfluss europäischen Rechts

Das Center for European Legal Studies feiert sein 30-jähriges Bestehen

Augsburg/MH – Vor 30 Jahren wurde das Center for European Legal Studies (CELOS) an der Universität Augsburg gegründet. Es konzentriert sich auf das Zivil- und Wirtschaftsrecht im Kontext der Anpassung des (nationalen) Rechts innerhalb der EU. Anlässlich seiner Gründung am 24. Juli 1991 feiert es sein 30-jähriges Bestehen.

Am 24. Juni 1991 offiziell an der Universität Augsburg etabliert, will das Center for European Legal Studies (CELOS) die Integration der verschiedenen Mitgliedstaaten in der EU begleiten. Die unterschiedlichen Rechtstraditionen führen zu teilweise massiven Veränderungen im Europäischen Zivil- und Wirtschaftsrecht, die manchmal zu dynamischen Weiterentwicklungen, manchmal auch zu Brüchen gegenüber dem nationalen Recht führen. Darüber hinaus erstreckt sich die Tätigkeit von CELOS auch auf rechtsvergleichende Fragestellungen zum außereuropäischen Ausland wie vornehmlich die Türkei, die USA, Südafrika und die Volksrepublik China.

 

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Knapp 30 Forschende sowie drei Forschungsstellen an der Universität Augsburg arbeiten in unterschiedlicher Zusammensetzung mit CELOS und seinen Mitgliedern. Die Forschungsschwerpunkte mit Bezug zum europäischen Recht umfassen

  • Juristische Methoden und Rechtsgeschichte als Grundlagen,
  • Verbraucherrecht, Recht der Digitalisierung, Datenschutzrecht,
  • Arbeitsrecht, Diskriminierungsrecht,
  • Kapitalmarktrecht, Gesellschaftsrecht, Insolvenzrecht und Kartellrecht.

Zu den Forschungsaktivitäten gehört der intensive Austausch mit Kolleginnen und Kollegen aus den europäischen Mitgliedstaaten wie Polen (Krakau, Posen, Warschau), Frankreich (Lyon) und Italien (Palermo). Im Einzelnen gehören dazu Lehrveranstaltungen, studentische Seminare, Gastvorträge, Gastprofessuren, aber auch zahlreiche Tagungen ausländischer Kollegen mit entsprechenden Publikationen. Die Mitglieder des CELOS publizieren wissenschaftliche Beiträge, wirken aber auch über Fachvorträge und Fachtagungen, über das Internet (Datenbank und Podcasts). Sie wenden sich in den letzten Jahren mit europäischen Themen auch vermehrt an ein interessiertes außerfachliches Publikum und arbeiten hierfür mit dem Europareferat der Stadt Augsburg zusammen.

Zudem bestehen umfangreiche wissenschaftliche Kontakte außerhalb der EU wie zur Türkei (Istanbul, Ankara), zu den USA (Pepperdine, Pittsburgh, Washington, North Carolina, Chicago, Santa Clara), Südafrika (Johannesburg) und zu der Volksrepublik China (Beijing, Shanghai).

Besonders gefördert wurde das CELOS in den letzten Jahrzehnten durch zwei Jean-Monnet-Lehrstühle und ein Jean-Monnet-Exzellenzzentrum zur Rechtsdurchsetzung im europäischen Wirtschaftsrecht (INspiRE). Während die Lehrstühle die Forschungs- und Lehrqualität von Prof. Dr. Möllers auszeichneten, hatte das Exzellenzzentrum den Fokus, die Rechtsdurchsetzung rechtsvergleichend im Bereich des Verbraucher-, Kapitalmarkt- und Wettbewerbsrecht zu untersuchen. In einem Forschungsprojekt wurde der Volkswagen-Dieselskandal zum Anlass genommen, um rechtsvergleichend die Effektivität rechtlicher Sanktionen zu untersuchen. Eine Juristische Datenbank zum Europäischen Wirtschaftsrecht (www.caplaw.eu) stellte erstmals systematisch die zahlreichen europäischen Rechtsquellen dar und war jahrzehntelang eine stark nachgefragte Internetseite für den Rechtssuchenden. Ein weiteres Projekt beschäftigt sich mit dem Einfluss des deutschen Rechts auf das neue chinesische Zivilgesetzbuch. Der Augsburger Neue Layenspiegel aus dem Jahre 1511 wird schließlich auf seine gemeineuropäischen Einflüsse erforscht.

Das CELOS hat seine Expertise aber auch in das Studium an der Juristischen Fakultät eingebracht. Erstmals 1991 veranstaltete Prof. Dr. Dr. h.c. mult. em. Basedow jährlich eine sechswöchige Veranstaltung mit dem Titel „Referendarstage für Europäisches Wirtschaftsrecht“, um Rechtsreferendare gezielt auf das 2. Juristische Staatsexamen vorzubereiten. Zusammen mit Prof. Dr. em. Behr führte Prof. Dr. Möllers diese dann fort, um sie ab 2001 zur einer ausschließlich englischsprachigen Summer School mit bis zu 60 ausländischen Studierenden auszubauen. Im Gegenzug können 20 Studierende ein Semester kostenfrei an einer US-amerikanischen Universität studieren. Der Austausch hat schon rund 800.000 Euro an Drittmitteln eingeworben und den Studierenden mehr als sieben Millionen Euro an Studiengebühren erspart. „Weil an den Kursen neben den ausländischen auch deutsche Studierende teilnehmen dürfen, führt dies zu einer einmaligen rechtsvergleichenden Lehrerfahrung zwischen dem kontinentalen Arbeiten mit Gesetzesbüchern und dem angloamerikanischen Falldenken. In dieser Form besitzt die älteste juristische Summer School Deutschlands ein Alleinstellungsmerkmal“, erklärt Möllers das Augsburger Vorzeigeprojekt.

Um die Informations- und Forschungsmöglichkeiten zum europäischen, internationalen und ausländischen Recht aufrecht zu halten und auszubauen, unterstützt das CELOS die Anschaffung von Büchern in der Universitätsbibliothek.

Anlässlich der 30-Jahres-Feier des CELOS präsentieren dessen Mitglieder im Rahmen des EU-Talks aktuelle Werkstattgespräche. Die Veranstaltung entstand unter Zusammenarbeit der Juristischen Fakultät der Universität Augsburg mit der Stadt Augsburg. Am Donnerstag, 24. Juni 2021, findet diese von 18:00 Uhr–20:00 Uhr digital statt und richtet sich an eine breite Öffentlichkeit.

Livestream zur Veranstaltung:
Die Einwahl erfolgt ab 17:50 Uhr ohne vorherige Anmeldung über folgenden Link: https://uni- augsburg.zoom.us/j/91729568910?pwd=VEtHZmd3UmQ5bGhxSWl1UmFOWHRlUT09

Weitere Informationen über Projekte und Aktivitäten: Homepage des Center for European Legal Studies

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Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Wirtschaftsrecht, Europarecht, Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung
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