Digitalisierte Zukunftsmedizin

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Medizininformatik ist einer der jüngeren Forschungsschwerpunkte der Universität Augsburg. In diesem Wintersemester startet eine englischsprachige interdisziplinäre Vortragsreihe dazu. Am 21. November geht es um den Zusammenhang zwischen der Identifizierung von Proteinen und der Interpretation ihrer Funktion, Gast ist Dr. Isabell Bludau vom Max-Planck-Institut für Biochemie in München.

Die Zukunft der medizinischen Forschung und Versorgung ist personalisiert, digitalisiert und datengetrieben. Bereitstellung, Analyse und Interpretation der exponentiell anwachsenden Menge an biomedizinischen Daten sind auf disziplinübergreifende Kooperationen angewiesen. Moderne Informationstechnologien, ausgefeilte IT-Infrastruktursysteme, selbstlernende Algorithmen sowie datenwissenschaftliche Analysemethoden und Interpretationsverfahren schaffen Synergien für den medizinischen Fortschritt. Sie leisten somit einen unverzichtbaren Beitrag zum tieferen Verständnis von Erkrankungen und zur Präzisierung individueller Behandlungsmöglichkeiten für Patientinnen und Patienten. Der noch junge Forschungs- und Studienschwerpunkt Medial Information Sciences an der Universität Augsburg ist unentbehrlich für präklinische Grundlagenforschung und die Translation in die klinische Versorgung und Anwendung.

Individuell angepasste Therapien

„Ein zentrales Anliegen unserer Forschungstätigkeiten besteht darin, Muster in großen biomedizinischen Datensätzen zu erkennen, die Rückschlüsse auf biologische Mechanismen erlauben oder zum Beispiel als Biomarker Diagnosestellungen und Therapieentscheidungen in der Klinik unterstützen können. So können wir anhand von bestimmten Veränderungen im Genom von Krebszellen vorhersagen, auf welche Therapien eine Patientin oder ein Patient ansprechen wird und gegen welche Therapieformen Resistenzen zu erwarten sind“, erklärt Dr. Matthias Schlesner, Professor für Biomedizinische Informatik, Data Mining und Data Analytics.

Mit IT-Infrastrukturen für die medizinische translationale Forschung beschäftigt sich Prof. Dr. Frank Kramer: „Gerade bei kliniknahen Fragestellungen ist es essenziell, neben biomedizinischen Forschungsdaten auch Patientendaten und klinische Daten einzubeziehen“, sagt er. „Wir entwickeln Infrastrukturen, die die Verknüpfung und gemeinsame Analyse verschiedener Datensätze wie Patientendaten, klinische Daten und Daten aus der Bildgebung sowie aus molekularen Analysen ermöglichen“.

Mit Blick auf den klinischen Alltag ergänzt Dr. Christian Ludwig Hinske, Professor für Datenmanagement und Clinical Decision Support: „Mit solchen integrierten Datensätzen können wir durch maschinelle Lernverfahren Systeme entwickeln, die die behandelnden Ärztinnen und Ärzte darin unterstützen, Therapieentscheidungen zu treffen, die eine möglichst vielversprechende, individuell angepasste Behandlung von Patientinnen und Patienten ermöglichen.“

21. November: Vortrag zu Proteinen

Ein neues Forum für Austausch und Vernetzung in diesem interdisziplinären, dynamischen Forschungsschwerpunkt ist die Medical Information Sciences-Vortragsreihe dieses Semesters. Unter dem thematischen Schirm von Medizininformatik, Bioinformatik und Data Science werden unterschiedliche Anwendungsfelder, Aspekte der Grundlagenforschung sowie künftige Potenziale verschiedener biomedizinischer Ansätze vorgestellt. 

Am 21. November 2022 findet der zweite Vortrag der Reihe statt. Gastrednerin Dr. Isabell Bludau, Max-Planck-Institut für Biochemie in München, referiert über den Zusammenhang zwischen der Identifizierung von Proteinen und der Interpretation ihrer Funktion. Während es inzwischen ohne größere Probleme möglich ist, hunderte von Proteinen zu identifizieren, besteht die wissenschaftliche Herausforderung derzeit insbesondere darin, in dieser heterogenen Menge an Proteom-Daten diejenigen Proteine mit einer hohen physiologisch-funktionellen Bedeutung zu identifizieren. Der Vortrag wird verschiedene Möglichkeiten behandeln, welche die Datenintegration in diesem bislang äußerst zeit- und arbeitsintensiven Prozess bietet.

In diesem Wintersemester geben jeden Montag ab 17.30 Uhr Expertinnen und Experten Einblick in ihre Forschungstätigkeit. Im Anschluss an die jeweiligen Vorträge wird es Möglichkeiten zur Diskussion geben. Außerdem werden jeweils im Vorlauf der Vorträge Sprechstunden zum wissenschaftlichen Austausch mit den Referentinnen und Referenten angeboten. Zu diesen Sprechstunden können Sie sich bei Interesse anmelden über eine Nachricht an  office.bioinf@informatik.uni-augsburg.de.


Die Vorträge werden in englischer Sprache gehalten und richten sich an ein interessiertes Fachpublikum.
Weitere Informationen:  www.uni-augsburg.de/de/fakultaet/fai/informatik/prof/bioinf/vortragsreihe-mis/

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