Pressemitteilung 33/23 - 04.05.2023

Klimaneutralität für bayerische Hotels und Unterkünfte

Auswirkungen des Tourismus auf den Klimawandel und umgekehrt

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Am Institut für Geographie der Universität Augsburg untersuchen Forschende, welche Hemmnisse dem bayerischen Beherbergungswesen auf dem Weg zu Klimaneutralität und Klimaanpassung entgegenstehen. Unter Leitung von Dr. Niklas Völkening werden in den Untersuchungsregionen Allgäu und der Stadt Augsburg bis Herbst 2023 Daten erhoben. Die Ergebnisse werden in zwei Workshops präsentiert, konkrete Empfehlungen für die Praxis folgen anschließend. Das Bayerische Zentrum für Tourismus fördert das Projekt.

Etwa acht Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emissionen werden durch private oder berufliche Reisen verursacht, davon entfallen 20 Prozent auf die Beherbergung der Gäste. Damit trägt die Reisebranche auch zur Erwärmung der Erdatmosphäre und zum Klimawandel bei. Gleichzeitig wirkt sich die Erderwärmung auf den Tourismus aus, Schneemangel oder Hitze- und Dürreperioden sind prominente Beispiele. „Das Allgäu zählt zu einem der beliebtesten Urlaubsziele in Deutschland, gleichzeitig ist es schon jetzt sehr stark vom Klimawandel betroffen“, erklärt Dr. Niklas Völkening, Leiter des KLIBAB-Projekts (Klimaneutralität und Klimaanpassung im Bayerischen Beherbergungswesen). Auch die Stadt Augsburg spürt die Auswirkungen der Erderwärmung bereits, beispielsweise durch starke Hitze und Trockenheit im Sommer. Dennoch stieg die Zahl der Übernachtungen in beiden Regionen in den letzten Jahren stark an.

Das KLIBAB-Projekt untersucht, welche Hemmnisse es für das bayerische Beherbergungswesen auf dem Weg zu Klimaneutralität und Klimaanpassung gibt. In Interviews mit Betrieben in Augsburg und im Allgäu möchten die Forschenden zentrale Hindernisse und mögliche Schritte zum Erreichen von Klimaneutralität identifizieren, aber auch über bereits umgesetzte Maßnahmen sprechen. Die beiden Regionen wurden für die Untersuchung gewählt, um im Vergleich von städtischen und ländlichen Regionen eine möglichst große Bandbreite an Hemmnissen abdecken zu können. Befragt werden unter anderem Betreiber von Hotels, Campingplätzen oder Ferienwohnungen. In einer bayernweiten Onlinebefragung werden diese Hemmnisse anschließend quantifiziert und gewichtet. Im Herbst 2023 stellt das Forschungsteam die Ergebnisse in zwei Workshops vor. Auch werden Handlungsempfehlungen für die Branche entwickelt, um Beherbergungsbetriebe auf dem Weg zur Klimaneutralität und -anpassung zu unterstützen.

Vielfältige Hindernisse, vielfältige Lösungen

Aus ersten Interviews geht hervor, dass die Hindernisse vielfältig sind: Unter anderem wurden die Angst vor Fehlinvestitionen, fehlendes Know-How sowie das Buchungsverhalten von Reisenden genannt. Hohe Kosten für neue Technologien hindern Beherbergungsbetriebe oft daran, klimaneutral zu werden. Staatliche Kredite oder Subventionen sowie die Bereitstellung von Informationen könnten die Tourismusbranche auf dem Weg zu Klimaneutralität unterstützen. Laut Dr. Niklas Völkening ist die Situation in der Branche sehr unterschiedlich: „Für einige Betriebe sind die Hürden momentan noch zu hoch. Wir konnten aber auch mit sehr engagierten Hoteliers sprechen, die sich als klimapositiv bezeichnen dürfen. Vielleicht muss aber auch in der ganzen Branche ein Umdenken stattfinden.“

Neben der Klimaneutralität ist die Klimaanpassung ein zentraler Baustein, sowohl im KLIBAB-Projekt als auch in der Tourismuspraxis. Das Ausbleiben des Schnees im Allgäu oder extreme Hitzeperioden in urbanen Reisezielen wie der Stadt Augsburg gefährden teilweise die Existenz von Beherbergungsbetrieben. „Eine verbesserte Wärmedämmung oder die Klimatisierung der Zimmer, aber auch die Diversifizierung des Angebots sind wirksame Maßnahmen für Betriebe, um sich den Folgen des Klimawandels anzupassen“, erklärt Projektleiter Völkening.

Die Lücke zwischen Theorie und Praxis schließen

Hemmnisse auf dem Weg zu Klimaneutralität im Beherbergungswesen stellen bislang einen wenig erforschten Bereich innerhalb der Tourismusforschung dar. Durch die Untersuchung der zentralen Faktoren in Bayern und das besondere zweistufige methodische Verfahren schlägt das KLIBAB-Projekt neue Wege ein und ist zukunftsweisend. Besonders wichtig ist für Dr. Niklas Völkening die Schließung der Lücke zwischen Theorie und Praxis: „Aus unseren Forschungsergebnissen sollen auch Empfehlungen für Entscheidungsträger oder politische Leitlinien entstehen. Wir möchten dazu beitragen, dass die Beherbergungsbetriebe in Bayern spätestens bis zum Jahr 2040 klimaneutral werden können.“

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