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Vorgeschichte

Die „Arbeitsstelle Rechtschreibung“ ist die Fortentwicklung des Projekts „IRvA“ („Individuelles Rechtschreibtraining vorm Abitur“), das in den Jahren 2010/11 vom Lehrstuhl für Deutsche Sprachwissenschaft in Zusammenarbeit mit dem Holbein-Gymnasium entstanden und durchgeführt worden ist. In diesem Projekt haben fünfzehn Lehramtsstudierende der Germanistik Klausuren von Schülerinnen und Schülern der Kollegstufe mit eklatanten Rechtschreibschwierigkeiten analysiert, individuelle Fehlerprofile erstellt, entsprechende Förderprogramme entwickelt und mit den Schülerinnen und Schülern durchgeführt. Die Konzeptionierung des Projekts „IRvA“ beabsichtigte zum einen, LA-Studierenden unter fachwissenschaftlicher Perspektive Einblicke in das Berufsfeld Schule zu ermöglichen, zum anderen sollten Schulen in die Lage versetzt werden, ein attraktives Angebot neben dem Regelunterricht zu machen, ohne beteiligte Lehrer über Gebühr zu belasten.

Die positive Bilanz des Projekts IRvA gibt nicht nur Anlass, das Modell auf andere Schulstufen und -formen auszudehnen; vielmehr hat sich gezeigt, dass sowohl auf universitärer als auch auf schulischer Seite ein echter Bedarf an einer Kooperation hinsichtlich des Themas Rechtschreibung besteht.

 

 

Ziele

Die geplante „Arbeitsstelle Rechtschreibung“ ist so angelegt, dass ein Nutzen sowohl für die UA als auch für die beteiligten Schulen entsteht. Die Arbeitsstelle soll

  1. die schulpraxisnahe und fachwissenschaftlich fundierte Ausbildung von Lehramtskandidaten der Germanistik an der Universität Augsburg fördern,
  1. Universität und Schule besser vernetzen, indem durch Schulprojekte und Fortbildungen die Zusammenarbeit zwischen Universitätsdozenten, Lehrern, Studenten und Schülern intensiviert wird, und dadur
  2. zur Weiterentwicklung der Lehramtsstudiengänge beitragen,
  3. nicht zuletzt einen Forschungsbeitrag zur Empirie der Rechtschreibung leisten. Die empirischen Studien sollen insbesondere dazu dienen, linguistische und didaktische Aspekte der Regelformulierung auf der Basis der Schreibwirklichkeit zu verbinden.

 

Grundlegung

Aus universitärer Sicht: In Universitäten wird allgemein der Rückgang der Rechtschreibkompetenz von Studierenden in der Studieneingangsphase beklagt. Selbst bei Studierenden des Fachs Germanistik sind teilweise schwere Defizite festzustellen, die an den Universitäten im Verlauf des Studiums nicht ausgeglichen werden können. Gerade Universitäten, die in besonderem Maße in die Lehrerausbildung eingebunden sind, stehen jedoch in der Pflicht, für orthographisch gut ausgebildete Lehramtskandidaten zu sorgen. Die Orientierung an im Schulalltag dringend benötigten, sehr klar beschreibbaren Kompetenzen kommt letztlich auch der Germanistik der UA im Sinne einer Profilbildung („Germanistik macht Schule“) zugute.

Aus studentischer Sicht: Studierende des Lehramts sind spätestens durch Korrekturaufgaben im Referendariat mit Fragen der Orthographie befasst, die meisten Studierenden erleben die eigenen Rechtschreibkompetenzen aber bereits im Studium als defizitär. Entsprechend häufig artikulieren Studierende den Wunsch nach einer grundständigen orthographischen Ausbildung im Sinne der Aneignung von Rechtschreibnormen. Die Kenntnis von Rechtschreibnormen – oder besser: von Prinzipien der Rechtschreibung – ist zudem unabdingbare Voraussetzung für die wissenschaftliche Reflexion der orthographischen Standards des Deutschen.

Aus Lehrersicht: Lehrerinnen und Lehrer können angesichts gedrängter Curricula eine individuelle Rechtschreibförderung, die der Spezifik der Rechtschreibprobleme des einzelnen Schülers gerecht würde, kaum leisten. Sowohl die individuelle Fehleranalyse, die die Schwächen des einzelnen Schülers kategorial erfasst, also auch eine darauf aufbauende, individuelle Förderung ist nur im Ausnahmefall möglich.

Zudem verspüren viele Lehrerinnen und Lehrer selbst Unsicherheiten und Defizite im Bereich der Orthographie; der Bedarf an Fortbildungen im Bereich der Rechtschreibung ist entsprechend groß.

Aus Schülersicht: Für Schülerinnen und Schüler bedeuten Probleme in der Rechtschreibung nicht nur innerschulisch in den schriftlichen Leistungserhebungen einen Nachteil, auch und vor allem in außerschulischen Zusammenhängen gilt Rechtschreibkompetenz nach wie vor als Selektionskriterium, etwa beim Eintritt in den Arbeitsmarkt. Die bislang durchgeführten Projekte zeigen, dass Schülerinnen und Schüler nicht nur die Relevanz von Rechtschreibkompetenzen erkennen, sondern Förderangebote auch motiviert annehmen.

 

 

Aufgaben

Die Arbeitsstelle Rechtschreibung erfüllt folgende Aufgaben:

  1. Evaluation der orthographischen Kompetenzen von Studierenden und deren Wissen um orthographische Prinzipien und Regeln,
  1. Konzeption, Ausformulierung, Implementierung und Betreuung eines Moduls ‚Rechtschreibung‘ (Kompetenzen: Kenntnis orthographischer Prinzipien, Reflexion orthographischer Normen, Schulorthographie),
  1. Organisation von Schulprojekten zur Rechtschreibung (Erstellung einer entsprechenden Homepage, Verteilung von Projektplätzen),
  1. wissenschaftliche Begleitung der Projekte in Veranstaltungen, Vor- und Nachbesprechungen;
  1. Lehrerfortbildungen zum Thema Rechtschreibung konzipieren und durchführen,
  1. eine auf Schülertexten basierende Datenbank zur Fehleranalyse erstellen und auswerten,
  1. eine Publikationsreihe ‚Rechtschreibung empirisch‘ für herausragende Seminar- und Qualifikationsarbeiten etablieren.

 

Institutionen & Personen

Das Projekt wird auf universitärer Seite am Lehrstuhl für Deutsche Sprachwissenschaft unter besonderer Berücksichtigung des Neuhochdeutschen verankert. Kontaktpersonen am Lehrstuhl sind Dr. Jan Claas Freienstein und Dr. Oliver Ernst.

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